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Auf Sand Bauen

Nach Wasser ist Sand die meistverbrauchte Ressource weltweit. Als Grundbestandteil von Beton ist er unverzichtbar für die Bau-industrie. Was allerdings wenigen bewusst ist: Er ist endlich. Werden in Zukunft einige Redewendungen ihre Bedeutung ins Gegenteil verkehren? Wird sich glücklich schätzen, wer „am Sand“ ist und wird „wie Sand am Meer“ einen Mangel ausdrücken? Möglicherweise. Denn Sand ist eine wichtige Ressource – und er ist endlich. Nach Wasser ist Sand der weltweit meistverbrauchte Rohstoff: Man findet ihn in Glas, Elektronik, sogar in Kosmetika – er ist ein wichtiger Minerallieferant. Und natürlich ist er essentiell für die Bauindustrie, ist er doch ein Grundbestandteil von Beton. Dementsprechend hoch ist der weltweite Verbrauch an Sand. „Es ist schwierig, hier eine genaue Zahl anzugeben, aber laut Schätzungen liegt der weltweite Verbrauch bei mehr als 15 Milliarden Tonnen pro Jahr“, erklärt der britische Sandexperte Michael Welland, Autor des Buches „Sand – a journey trough science and imagination“. Schwindelerregende Zahlen. Genau das könnte Sand langfristig zur Mangelware machen. Dieses Faktum rückt – allerdings noch sehr langsam – durchaus ins Bewusstsein. Erst kürzlich machte die Arte-Dokumentation „Sand – die neue Um- weltzeitbombe“ des französischen Filmemachers Denis Delestrac auf die Endlichkeit der Ressource Sand aufmerksam – und auf die (potenziell dramatischen) Folgen. Der aufmerksame Beobachter mag sich hier die Frage stellen: Wie kann etwas, das in Form von Wüsten so große Teile der Erde bedeckt, Mangelware werden? Wie viel Beton müsste man denn aus der Sahara herausholen können? Leider keinen – so lautet die knappe Antwort. Denn nicht jeder Sand kann für Beton verwendet werden, das bestätigt auch Robert Wasserbacher, Geschäftsführer des österreichischen „Forum mineralische Rohstoffe“ und Mitarbeiter des Fachverbandes Stein- und keramische Industrie der Wirtschaftskammer: „Nur wenn Sand entsprechende Korngröße, Gesteinsqualität, Form, Festigkeit und Feuchteverhalten aufweist, kann er für die Verwendung im Baustoffbereich eingesetzt werden. Die landläufige Meinung, dass jeder x-beliebige Sand im Baustoffbereich verwendet werden kann, ist nicht zutreffend.“ Das Problem bei Wüstensand sei einerseits, dass er zu fein ist, andererseits durch Wind abgeschliffen und rund. ## Eulen nach Athen – Sand in die Wüste Neben Sand- und Kiesgruben wird der Rohstoff also aus Flüssen und Meeren gewonnen und dann an den Verwendungsort verfrachtet. Daraus ergeben sich die auf den ersten Blick absurdesten Situationen. Arabische Staaten wie etwa Dubai importieren Sand – beispielsweise aus Australien –, um Mega-Bauprojekte zu realisieren. Doch auch zur Landgewinnung wird Sand verwendet. Künstliche Inseln wie The Palm in Dubai verschlingen Unmengen an Sandvorräten – Regisseur Delestrac gibt die Zahl mit fast 150 Millionen Tonnen an. Auch hier wurde kein Wüstensand verwendet, sondern Meeressand. Abgepumpt wird der Sand mithilfe riesiger „Staubsaugerschiffe“, sogenannter Schwimmbagger. Abhängig vom Typ kann ein solches Schiff zwischen vier und 400.000 Kubikmeter Sand pro Tag gewinnen, erklärt Bernard Malherbe, Entwicklungsleiter der Jan de Nul Group, den Dokumentarfilmern. Die Jan de Nul Group ist ein luxemburgisches Unternehmen, hauptsächlich spezialisiert auf Schwimmbagger und Landgewinnung. Wie lang kann bei solchen Mengen der Sandvorrat der Erde überhaupt noch reichen? „Ich glaube nicht, dass jemand diese Rechnung bisher gemacht hat. Einerseits gibt es natürlich reichlich Sand auf den Stränden und in den Flüssen und Flachmeeren der Welt“, meint Welland, das sei aber gar nicht das vorrangige Problem. „Die Geschwindigkeit und Menge, in der derzeit in bestimmten Regionen abgebaut wird, haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensgrundlage der Menschen.“ Schließlich saugen die Schwimmbagger nicht nur den Sand vom Meeresboden ab, sondern schlichtweg alles, was sich dort tummelt. Für jene Küstenbewohner, die von der Fischerei leben, hat das fatale Folgen. ## Unersetzlich? Sandabbau könnte langfristig zu Problemen führen. Höchste Zeit also, sich nach einer adäquaten Alternative umzusehen. Gibt es so eine? „In einem Wort: Nein“, erklärt Welland knapp, räumt jedoch ein: „Aber beispielsweise wäre es hilfreich, Beton in einem größeren Rahmen zu recyclen, als wir das bislang tun. Und es gibt Forschungen zur Verwendung von Flugaschen aus Kraftwerken für Beton, die es ermöglichen könnten, Wüstensand zu verwenden.“ Auch Robert Wasserbacher nennt Recycling, erklärt aber, die Möglichkeiten seien hier eingeschränkt: „Die Qualitätsanforderungen an den Zuschlagstoff Sand für Beton und für Asphalt werden immer höher, da die Qualität der Endprodukte immer besser werden muss. Alternative Zuschlagsstoffe, wie Recyclingprodukte aus Hochbauabbruch und Straßen- und Tiefbauabbruch sowie industrielle Abfallprodukte wie Schlacken, eignen sich nur bedingt für den Einsatz in Bauprodukten. Die Einsatzmöglichkeiten – etwa Asphaltdeckschicht oder bewusst eingesetzter Sichtbeton aus Recyclingstoffen – sind sehr speziell und nur in geringstem Ausmaß vorhanden.“ Recycling ist also nicht wirklich massentauglich. Einen recht kreativen Sandersatz stellt Delestrac in seinem Dokumentarfilm vor: Glas. Schließlich wird es ursprünglich aus Sand gewonnen – es wieder in Sand zu verwandeln, wäre also eine Form von Recycling. Dass das möglich ist, hat die Natur auf einem Strand in Kalifornien eindrucksvoll vorgeführt. Der „Glass Beach“ in der Nähe von Fort Bragg ist eine ehemalige Deponie, auf der Anrainer am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Haushaltmüll abluden. Mittlerweile hat sich das Meer dieser Abfälle angenommen, sie zerkleinert und einen Strand aus Glassand geschaffen. Könnte ein solcher Sand in Zukunft als Ersatz dienen? Müll jedenfalls ist eine Ressource, deren Ende man wirklich befürchten muss. «
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 24. September 2013 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


BW
AutorBarbara Wallner
Tags
Bauen
Nachhaltigkeit
International
Innovation
Architektur
Baustoff
Sand
Michael Welland
Denis Delestrac
Robert Wasserbacher
Forum mineralische Rohstoffe
Fachverband Stein- und keramische Industrie
Schwimmbagger
Kies
Beton

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