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Aus alt mach neu – oder was?
Wien ist gebaut, sieht man einmal vom Zuzug-bedingten Wohnneubau ab. Daher werden Revitalisierung und Umnutzung immer mehr zum Thema. Das Immobilien Magazin bringt ab sofort in jeder Ausgabe Beispiele zum Nachdenken und Nachmachen. Diesmal zu Thema Wohnen.
Architekt sein schützt vor Torheit nicht. Selbst dann nicht, wenn man ein sehr erfahrener Architekt ist und im „Brotberuf“ am liebsten spektakuläre Hochhäuser wie beispielsweise den Uniqa-Tower am Wiener Donaukanal baut oder Stadtentwicklungsprojekte vorantreibt.
Nein, auch wenige hundert Quadratmeter können die Haare grau werden lassen, wenn sie nicht sogar ganz ausfallen. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: „Man muss schon ganz schön verrückt sein, um sich so etwas anzutun“, sagt Architekt Heinz Neumann über sein Refurbishment-Projekt in der Kahlenbererstraße im 19. Wiener Gemeindebezirk. In dem Bürgerhaus aus dem Jahr 1780 hat auch einmal Beethoven gewohnt, was man heute an seinem Denkmal im neu gestalteten Hof des Hauses auf den ersten Blick sehen kann. „So ein Projekt mache ich nie wieder“, sagt Heinz Neumann, „weil gerade wenn man sich so etwas zu einer Herzensangelegenheit macht, kommt man vom Hundertsten ins Tausendste.“ Konkret heißt das: ein eigener Lift, der vom 1. ins 2. Obergeschoß führt, oder uralte Ziegel, die überall zusammengesucht und zusammengekauft wurden, um den Keller – ein ehemaliges, nun trocken gelegtes Weinkeller-Gewölbe – stilgerecht auszubauen, oder die ausgesuchten Kehlheimer Platten, die verwendet worden sind. Es gab tausende Möglichkeiten, hier mehr Geld auszugeben, als geplant (oder nötig) – und alle diese Möglichkeiten wurden auch genutzt.
Aber, so Neumann, letztlich hat sich der Aufwand gelohnt, denn „wie oft hat man schon die Gelegenheit in dieser einzigartigen Lage direkt im Grünen von Wien-Döbling und damit direkt in der Bundeshauptstadt ein derartiges Barockjuwel wieder wachzuküssen. Übrigens, zwei Wohnungen hier sind noch zu haben, wobei sich Eigentümer oder Mieter bunt aneinandermischen. So wie das auch schon 1780 hier war … Szenenwechsel. Wien, 17. Bezirk. Eine andere Baustelle, andere Proponenten und andere Problemstellung. Aber eine Gemeinsamkeit. Denn auch diese echten Industrielofts in urbaner Lage haben eine spannende Vergangenheit. Die Liegenschaft der heutigen BAKALOFTS wurde ursprünglich im Jahr 1901 als Werkstätte für den Wiener Möbeltischler Josef Sowak errichtet. In den Jahren bis 1920 wurde das Gebäude mehrmals aufgestockt und schließlich durch den Glaswarenhersteller E. Bakalowits und Söhne übernommen. Der ehemalige k.u.k. Hoflieferant richtete hier den Firmensitz mit allen notwendigen Werkstätten für seine Kristalllüsterproduktion ein. Die weltweite Expansion des Unternehmens sowie der Auftrag, im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg einige Wahrzeichen Wiens neu zu beleuchten (z. B. Staatsoper, Burgtheater, Parlament), führten schließlich zu einer Erweiterung durch einen seinerzeit modernen Stahlbetonzubau in den 1960er-Jahren.
Im Jahr 2013 wurde die Liegenschaft, nach 12-jährigem Dornröschenschlaf, wieder zum Leben erweckt und diente einem Kollektiv aus jungen, kreativen und sozial verantwortlichen Künstlern als Nest des Schaffens, welches im bisher einzigartigen „Rummel Hummel“ mit über 6000 Besuchern gipfelte. Eine fast 17 Meter hohe Seitenwand des Gebäudes wurde künstlerisch von EVOCA1, international renommierter Streetart-Künstler, gestaltet und ist derzeit Zeichen der gelebten Kreativität und Handwerkskunst der BAKALOFTS. Gemeinsam mit Investoren zeichnet die Firma CITYWERT seit 2013 für die Projektentwicklung der BAKALOFTS verantwortlich. Die gesamte Liegenschaft mit fast 1900 Quadratmetern Wohnfläche, zukünftig 320 Quadratmetern Außenflächen, und beeindruckenden Raumhöhen bis zu 5,3 Meter wird in den kommenden Monaten umgebaut und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Mitte 2015 sollen die BAKALOFTS fertig gestellt und den Bewohnern schlüsselfertig als neue Heimat übergeben werden. Für die zukünftigen Lofteigentümer wird hier ein Traum von industriellem Chic, Großzügigkeit und Flexibilität in einem urbanen Umfeld mit Nähe zum Wienerwald geschaffen.
Es entstehen insgesamt 13 Einheiten mit Größen zwischen 90 bis 400 Quadratmetern und einzigartigem individuellem Flair. Je nach Trakt und Historie des Bauteils hat das Team rund um Architekt Reindl den jeweiligen Charakter mit Sichtziegel oder überdimensionalem Fenster im Industrielook unterstrichen. «
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AutorGerhard Rodler
Tags
Bauen
Nachhaltigkeit
Innovation
Refurbishment
Architektur
Heinz Neumann
Revitalisierung
Umnutzung
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