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Aus der Krise Neues schaffen
Kaum jemand hat die Digitalisierung in der österreichischen Immobilienbranche so vorangetrieben wie Roland Schmid. Den Lockdown im Frühjahr hat der IMMOunited-Gründer nicht nur genutzt, um seine Produkte weiter zu entwickeln, sondern auch, um sich eines neuen Bereiches anzunehmen: Des Breitensports.
##Immobilien Magazin: Der Lockdown im Frühjahr war für viele in der Branche ein Schock. Wie haben Sie diesen miterlebt?
Roland Schmid: Die Welt wurde plötzlich von 100 auf 0 zurückgefahren. Die Unsicherheit war auch bei uns groß und auch wir waren anfangs mit Kundenkündigungen konfrontiert. Der Markt ist aber auch sehr schnell wieder angesprungen. Bereits im Juni hatten wir die gleichen Umsätze wie vor dem Lockdown. Der Plan war, heuer zwischen 15 und 20 Prozent zu wachsen. Jetzt werden es wohl durch Corona etwa 11 Prozent.
##IM: Die Digitalisierung gilt als ein Gewinner der Krise. Haben Sie das nach dem Lockdown auch so erfahren?
Schmid: Auf jeden Fall. Die Anfragen der Makler nach digitalen Lösungen, wie etwa virtuelle Besichtigungen, die wir über PickMyPlace anbieten, sind sprunghaft angestiegen.
##IM: Die Zeit des Lockdowns im Frühjahr haben Sie aber auch genutzt, um sich einem ganz anderen Bereich zu widmen. Nämlich dem Breitensport. Wie kam es dazu?
Schmid: Während des Lockdowns wurde beim Fußball der gesamte Ligabetrieb ab der Regionalliga abgedreht, wie auch jetzt schon wieder. Auch Kinder mussten dem Sport fernbleiben und waren gezwungen, daheim zu sitzen. Die Folge waren Probleme in den Familien. Deswegen habe ich meine Netzwerke genützt, um mit einer Sponsorenallianz den Breitensport durch Digitalisierung, das heißt durch Übertragung und Aufzeichnung von Bewegtbildern zu unterstützen.
Der Breitensport wird in Österreich auch sehr unterschätzt. Die Fußball-Bundesliga hat etwa 500.000 Kontakte pro Wochenende. Der Amateurfußball hat aber zwischen 1 und 1,5 Millionen und ist somit auch eine gute Möglichkeit nicht nur für die Immobilienbranche, sich professionell zu vermarkten. Denn man erreicht mit dem Amateursport alle, auch die Endkunden, wie etwa die Eltern der Kinder, die Trainer, die Funktionäre.
Heute geht es bei den Sponsoren aber nicht nur um die reine Sichtbarkeit. Innovation, KI und Digitalisierung sind Themen, die die Unternehmen aktuell interessieren und für die oft auch ein Budget bereitsteht. Deswegen haben wir ein neues Produkt entwickelt, mit dem wir es schaffen werden, den Breitensport zu digitalisieren, zu professionalisieren und sichtbarer zu machen.
##IM: Wie soll das gelingen?
Schmid: Wir sind eine Kooperation mit einem Unternehmen aus Deutschland eingegangen, die das passende Gerät hat. In dieser Kamera sind sechs Objektive verarbeitet. Mit denen wird der gesamte Platz permanent abgefilmt. Wir haben gemeinsam eine KI entwickelt, die den Kameramann simuliert. Die KI lässt die Kamera Spieler verfolgen und Szenen werden automatisch angezoomt. Die Kamera bewegt sich dabei nicht mit, sondern die Software spielt die Linsen zusammen. Das hat den Vorteil, dass man im Nachhinein rauszoomen kann und so zum Beispiel das Stellungsspiel der einzelnen Spieler analysieren kann. Das geht genauso gut beim Basketball, Handball oder Eishockey und so weiter.
##IM: Somit kann man dann Amateurfußballspiele live mitverfolgen?
Schmid: Ja, der Abruf der Übertragung ist aber auch On-Demand möglich. Mich hat einmal ein Vater eines Jugendspielers angesprochen, dass es ein Wahnsinn wäre, wenn er seinen Sohn beim Fußballspielen zuschauen könnte, auch wenn er die Zeit nicht hat, selbst am Platz zu stehen. Das ist die Lösung dafür. Die Übertragung bietet zudem auch zusätzliche Werbeflächen. Das Produkt hilft dem Verein somit auch bei einer besseren Vermarktung.
Aber es geht nicht darum, dass jetzt die Massen ein Spiel der vierten Liga live mitverfolgen. Primär geht es um die Möglichkeit der Professionalisierung im Amateurbereich. Die Software für das System beinhaltet auch eine Vielzahl von Analysetools, mit denen die Trainer und Betreuer arbeiten können. Damit ergeben sich auch neue Möglichkeiten bei der Gegneranalyse oder beim Scouting, die bis dato nur professionellen Fußballteams vorbehalten waren.
##IM: Amateurvereine haben ja grundsätzlich ein kleines Budget. Wie teuer ist das System für den Verein?
Schmid: Die Installation übernehmen wir und diese ist in einer Stunde erledigt. Was wir dafür brauchen, ist nur ein Stromanschluss und eine Internetverbindung. Ein Server vor Ort ist nicht nötig. Der Verein zahlt nur eine geringe monatliche Pauschale ab 200 Euro für das System, das somit sicher für jeden Amateurverein leistbar ist.
##IM: Wird das System schon verwendet?
Schmid: Ja. Wir haben die Kamera probeweise beim FC Klosterneuburg und auch beim Eishockeyverein VSV installiert, auch im Handball läuft bereits eine Teststellung. Wir reden aktuell auch mit den Landesfußballverbänden. Wir wollen zeitnah die Vereine aller neun Landesligen flächendeckend ausstatten. Dann haben wir eine komplette Liga in jedem Bundesland dargestellt. Unser langfristiger Plan ist es, in Zukunft den kompletten Breitensport auszustatten. Das System hat voll eingeschlagen. Es ist sicherlich ein weiteres Projekt, das beim Thema Digitalisierung für Furore sorgen wird.
##IM: Was Ihnen im Immobilienbereich bereits gelungen ist. Gibt es hier weitere Entwicklungen, von denen Sie erzählen können?
Schmid: Kürzlich haben wir ein Redesign von checkIMMO durchgeführt. Unser Anspruch war, checkIMMO den spezifischen und individuellen Bedürfnissen unserer Privatkunden noch besser anzupassen und Immobilienmarktdaten für Jedermann und jede Frau noch einfacher zu Verfügung stellen zu können.
Zudem haben wir mit November mit der Bereitstellung von Baurechtsverträgen mit den zugehörigen Zinsen gestartet. Es wird heute immer mehr auf Baurecht gebaut, aber kaum jemand weiß, wie hoch die Pachtzinsen anzusetzen sind. Auch diese Daten bieten wir bereits unseren Businesskunden zu an. Es ist ein weiterer Beitrag zur Transparenz in der Immobilienbranche.
##IM: Ist das Zukunftsthema Blockchain aktuell ein Thema für Sie?
Schmid: Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Thema, wir wollen ja den Zug nicht verpassen. Aber ich denke, für das Thema ist es noch zu früh, um es auf die breite Masse auszurollen.
##IM: Den letzten Lockdown haben Sie für neue Produkte und der Verwirklichung von Ideen genutzt. Aktuell stehen wir inmitten eines neuerlichen Lockdowns. Haben Sie Tipps, wie man mit der Situation umgeht?
Schmid: Wichtig ist es, dass man die Krise nutzt, Chancen erkennt anstatt in der Depression zu versinken. Wichtig ist es, dass man die Krise produktiv nutzt um neue Ansätze zu finden und das Beste daraus zu machen.
##IM: Vielen Dank für das Gespräch.
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AutorStefan Posch
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