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Bad Profit
Natürlich kann man für den Internetzugang in einem Businesshotel auch heute noch extra Geld verlangen. Aber wieso sind andere Standardleistungen dann eigentlich im Zimmerpreis inkludiert? Warmwasser etwa. Oder der Kopfpolsterüberzug.
Das mit dem Kopfpolsterüberzug müsse sie sich merken, meinte Katja. Weil da wohl auch der sturste Booking-Sklave irgendeiner Hotelkette verstehen würde, worum es geht: „Die glauben ja immer noch, das sei etwas Besonderes“, seufzte Katja, als wir uns das letzte Mal trafen. Zufällig. Auf irgendeinem Flughafen.
Katja bucht Hotelzimmer. En masse: Sie arbeitet bei einer riesigen Pharma- und Medizinkongressorganisationsfirma in der Schweiz. Rund 700.000 Nächtigungen hat sie im Vorjahr allein bei einer der großen Hotelketten gebucht: „Nein, meine Urlaube zahle ich voll. Die Schweiz ist nicht Österreich! Allein die Idee ist abwegig.“
Abwegiges käme ihr aber dennoch unter. Und zwar „bei internationalen Ketten, bei denen man denken würde, dass sie wissen, was heute in einem Fünf- oder Vierstern-Plus-Hotel Standard sein sollte. Also inklusive.“ Internet etwa. Am Zimmer. Drahtlos. „Du glaubst nicht, wie oft ich da diskutieren muss: Minibar gratis. Obst auch. Verschwundene Bademäntel und Handtücher? Egal. Aber fürs Wifi zahlen.“ Katja wurde laut: „Kannst du dir vorstellen, dass es Hotelmanager gibt, die den Begriff ,Bad Profit‘ nicht kennen?“
Kann ich. Weil ich mich damit auch herumschlage. Katja hatte glatt vergessen, dass ich den Anstoß zu ihrem Ausbruch gegeben hatte: Ich war aus Davos gekommen. Hatte dort das neue von dem Architekturbüro OIKIOS um Oliver Hofmeister grundkonzipierte Hotel Intercontinental getestet. „Goldenes Ei“ nennen die Schweizer das an ein zehnstöckiges Osterei erinnernde Gebäude. Das „Ei“ schafft die Quadratur des Kreises: Mit seiner avantgardistischen Form hebt es sich gleichzeitig von der dramatisch-traumhaften Bergkulisse ab – und passt, obwohl so gar nicht harmonisch aus der Landschaft gewachsen, gut hierher. Ganz im Gegensatz zum sonst in den Alpen immer noch gängigen Brutal-Rustikal-Pseudostadl-Monsterlook. Abgesehen davon spielt das Interconti ein Fünfsterne-Stückerln. Zimmer, Hospitality, Service, Gastro, Wellness: nichts zu bemängeln. Und ich bin im Erstellen von Mangellisten echt gut.
Nur beim Check-in war ich sauer geworden. Auf „Haben Sie Wifi“, schlief der sehr guten Rezeptionsdame das Gesicht ein. Weil sie wusste, was kommen würde: In einem Haus, wo Gäste für Suiten pro Nacht bis zu 3000 Franken ohne zu zögern hinlegen, ist man sich nicht zu blöd, für Wifi fünf Franken pro Tag zu verrechnen. Highspeed kostet 25 Franken. Dass das keinen schlanken Fuß macht, wusste die Dame an der Rezeption auch. Auch, dass es keinen Unterschied machen würde, von vornherein ein paar „Fränklis“ aufs Zimmer zu schlagen – und den Zugang „frei“ zu gewähren. „Sie sind nicht der Erste, der sagt, dass das gierig wirkt.“
Schlaue Hoteliers wissen das. Überall auf der Welt. Sogar ein paar Täler weiter, in Scuol, im Oberengadin: Dort haben zwei Architektenpaare das „Piz Tschütta“, eine historisch-alte, mehr als bloß halb desolate Herberge, liebevoll und mit viel Einsatz nach Jahrzehnten des Verfalls und des Dornröschenschlafes wachgeküsst. Kein Fünfsternehaus, sondern ein kleines, zauberhaftes Schmuckstück mit knarzend-alten Böden und viel Flair und Charme. Das Haus ist ein Geheimtipp – und steht daher in jedem Schweiz-Design-Führer.
Bademäntel mit Logo oder Minibar-Klimbim sucht man vergebens. Aber eines bekommt man ungefragt: den Code fürs Highspeed-Wifi. „Denn“, sagt die Chefin, „wir wissen doch, was heute das Fundament für gutes Image und gute Nachrede ist: Qualität. Authentizität. Identität. Und Wifi.“ «
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AutorThomas Rottenberg
Tags
Hotel
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