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Bauen für eine grüne Zukunft

Die neue Dekade leitet das Zeitalter der Rettung des Planeten Erde ein. Mit dem Green Deal der EU und den ambitionierten österreichischen Klimazielen, bis 2040 CO²-neutral zu sein, steht die Baubranche am Sprung in eine Transformation, die schon lange fällig ist. Mit dem Pariser Klima-Übereinkommen hat die UNO ein starkes Zeichen gesetzt, dass sie radikal gegen den Klimawandel vorgehen will, den die Menschen durch die hohen CO²-Emissionen während der letzten Jahrzehnte selbst verursacht haben. Im Übereinkommen haben sich die Staaten zum Ziel gesetzt, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten. Der Bau- und Gebäudesektor liegt laut einem Ende 2020 vorgelegten UN-Bericht beim Treibhausgasausstoß weltweit auf Rekordniveau und droht damit, die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Grenze zu überschreiten. Rechnet man die Emissionen der Bauindustrie zu den betrieblichen Emissionen hinzu, sind 38 Prozent der gesamten globalen energiebezogenen CO²-Emissionen aktuell auf den Bausektor zu verbuchen. ##Ziel: 2040 klimaneutral Es ist Feuer am Dach des Gebäudes, das sich grüne Zukunft nennt: Bis zur zweiten Hälfte des Jahrhunderts will man nun also alle erforderlichen Hebel in Bewegung setzen, um mit umfassenden Maßnahmen ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgasemissionen und deren Abbau zu erreichen. Um bis 2050 einen kohlenstofffreien Gebäudebestand zu verzeichnen, schätzt die Internationale Energieagentur, dass die direkten CO²-Emissionen von Gebäuden bis 2030 um 50 Prozent und die indirekten Emissionen des Bausektors um ganze 60 Prozent gesenkt werden müssen. Österreich will das europaweite Ziel noch übertreffen und hat sich zum Ziel gesetzt, schon im Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen und zu halten, müssen die Gebäude von morgen - und auch schon bald die von heute, dank Sanierung - eine maximale Energieeffizienz aufweisen und auch im Betrieb auf Minimalverbrauch sein. Das bedeutet, dass die Räume im Winter möglichst warm und im Sommer möglichst kühl gehalten werden. Neben dem schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Öl, Kohle und Gas und der vollständigen Eliminierung von Öl bis zum Jahr 2030 in Österreich sowie dem kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Geothermie, Windenergie, Biomasse und Wasserkraft durch Großoffensiven wie etwa in Wien, spielt die Gebäudehülle mit ihrer Dämmung, aber auch die eingesetzten Baumaterialien und deren CO²-Fußabdruck eine entscheidende Rolle. Begrünte Dachflächen und Fassaden tragen zu einer Kühlung des Gebäudes im Sommer und zu einem verbesserten Mikroklima bei, nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Hanf oder Stroh sollen als Dämmstoffe in absehbarer Zeit noch marktfähiger und auch in Hybridvarianten, Baumaterialien der Zukunft sein. ##Timber Pioneer Tower all over Holz Als klimaeffizientes Top-Projekt realisiert UBM Development in Frankfurt den Timber Pioneer Tower, Frankfurts erstes Bürohaus in Holz-Hybrid-Bauweise mit einer vermietbaren Fläche von 15.000 Quadratmetern. "Durch den ressourcenschonenden Materialeinsatz von FSC-zertifiziertem Fichtenholz kann der Rohbau der Bürogeschosse CO²-neutral errichtet werden, die industriell vorgefertigten Verbund-Elemente beschleunigen zudem die Bauarbeiten erheblich", sagt UBM-COO Martin Löcker. Das heißt: weniger Staub, weniger Lärm, weniger Abfall, weniger LKW-Fahrten. Der 37 Meter hohe Turm soll durch die CO²-Speicherfähigkeit von Holz pro Tonne Holz eine Tonne CO² einsparen. "Eine Bauweise in Beton wiederum würde das Gegenteil bewirken", sagt Löcker, "Denn eine Tonne Beton produziert eine Tonne CO²." Zwar sei Holzbau derzeit noch etwas teurer als konventionelle Varianten, dennoch habe man für den Timber Pioneer "die beste Entscheidung" getroffen. Schon voriges Jahr hat UBM in Wien in der Wiener Baranygasse ein fünfgeschoßiges Wohnhaus in Holzbauweise errichtet, und ausgerechnet in der ehemaligen polnischen Kohlestadt Katowice entsteht zurzeit ein 250 Zimmer-Hotel, das unter das Motto "green and clean" gestellt ist. "Das Energiekonzept sieht vor, dass wir für Polen untypischerweise Ökostrom einkaufen und im Haus selbst den Energieverbrauch maßgeblich reduzieren", sagt Löcker. Kurze Transportwege, Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft tragen ihren Teil zur Erreichung der Klimaziele bei. Zwar steht die Verwirklichung in der Praxis noch in den Anfängen, dafür aber ist sie in jüngster Zeit rasant auf dem Vormarsch. In dem Salzburger Betonwerk Deisl Beton beispielsweise, hat man sich darauf spezialisiert, Beton wiederzuverwerten. Derzeit wird in Pilotprojekten bereits mit einem Anteil von etwa einem Drittel an Recycling-Beton gearbeitet, angestrebt wird jedoch ein Anteil von 70 Prozent. An neuen Standards zur Qualitätssicherung wird derzeit in einem Forschungsprojekt gearbeitet. ##Kreislaufwirtschaft für den Bau Für Abbruch- und Sanierungsobjekte braucht es neue Konzepte, um zum Teil auch mit chemischen Verfahren, Materialien zu trennen und aus Abfallstoffen neue Baumaterialien zu schaffen. "Hier müssen Plattformen entstehen, bei denen Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen", sagt ÖGNI-Geschäftsführer Peter Engert. Das Projektkonsortium BauKarussell macht es vor: "Wir möchten die Bauwirtschaft als ganze voranbringen, indem wir neue Wertschöpfungsmodelle schaffen und attraktiv machen, die den Markt des kreislaufwirtschaftsfähigen Bauens nutzen und beanspruchen werden", erklärt Markus Meissner, Leiter des BauKarussells, "Das heißt auch, dass Re-Use-Produkte wie Fenster, Türen, Fliesen, Parkettböden, Fassadenelemente, Dachbegrünung etc. im Neubau eingeplant werden. Idealerweise stammen diese Produkte aus dem Gebäude, das sich auf dem Grundstück befindet, wo der Neubau entstehen soll." Um konsequente Kreislaufwirtschaft am Bau zu ermöglichen, muss die Rückbauphase zu einem integralen Bestandteil der Gesamtplanung gemacht werden - und das von Anfang an. Beim den Abbruch vorbereitenden Rückbau der "Biotope City" auf dem Gelände des ehemaligen Coca-Cola-Werkes testete BauKarussell erstmals sein Dienstleistungsangebot. Das Ergebnis: 450 Tonnen Bauabfälle konnten vermieden und wiederverwertet werden. ##Recycling auf der Baustelle Um auch den Abfall von Dämmstoffen aus Verschnitten auf Baustellen kreislauftauglich zu machen, hat Austrotherm ein zukunftsorientiertes Recyclingprojekt gestartet: Der Dämmstoffhersteller bietet ab sofort österreichweit die kostenlose Abholung und Rücknahme von XPS-Baustellenverschnitten an. Dadurch sparen sich Kunden auf einfache Weise Entsorgungskosten und schonen im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz wertvolle Ressourcen. Konkret werden XPS-Baustellenverschnitte aus aktueller Produktion recycelt, ohne Fremdmaterialien wie Kleber, Erde oder sonstige Verunreinigungen, die beim Zuschneiden und Einpassen der Platten auf der Baustelle anfallen. Die Abholung erfolgt in Recycling-Säcken, die online bestellt werden, oder in eigenen transparenten Säcken. Auch während der Öffnungszeiten können die vollen Recycling-Säcke in das Werk nach Purbach gebracht werden. "Die hochwertigen XPS-Baustellenverschnitte werden nicht wie bisher thermisch verwertet, sondern wie produktionsbedingte Verschnitte in einem Brecher zerkleinert, gemahlen und aufbereitet", sagt Robert Novak, Vertriebs-Geschäftsführer der Austrotherm Österreich: "Das Granulat wird somit wieder zu hochqualitativem, klimaschonenden XPS-Dämmstoff verarbeitet. Dadurch wird nicht nur neuer Rohstoff eingespart, sondern es werden auch CO²-Emissionen vermieden, die bei der thermischen Verwertung entstehen würden." ##Die Zukunft heißt Plusenergie Mit eigenen Dämmstoffen baut der Anbieter für klimaschützende Wärmedämmung nun am Standort Pinkafeld ein Plus-Energie-Bürogebäude nach dem Niedrigstenergie-Standard mit einem Heizwärmebedarf von 19,88 kWh/m²a. Ab Inbetriebnahme im Sommer soll das Gebäude mehr Energie produzieren als für den Betrieb notwendig ist. Die Dämmstoffe sind vom Untergrund über die Fassade bis zum Dach eingesetzt, betrieben wird das Gebäude mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Kühlheizdecke und einer Photovoltaikanlage. Der Stromüberschuss wird im Werk für die energieeffiziente Dämmstoffproduktion verwendet, zum Betanken von Elektrofahrzeugen und wird auch in das Netz wieder eingespeist. Inge Schrattenecker, Vize-Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT und Programmleiterin von klimaaktiv Bauen und Sanieren, sieht die Herausforderungen vor allem im Umgang mit Bestandsgebäuden. Die thermische Sanierungsquote liegt aktuell noch unter einem Prozent und soll bzw. muss auf drei Prozent gehoben werden. "Wesentlich ist, bei der Sanierung nach einem Gesamtkonzept und mit einem zeitlichen Fahrplan vorzugehen, bei dem die Maßnahmen für die Klimaneutralität von Anfang an gut aufeinander abgestimmt sind", sagt Schrattenecker. Qualität in jeder Hinsicht wird beim Bauen und Sanieren groß geschrieben: Denn je nachhaltiger gebaut wird und je länger die Lebensdauer eines Hauses, desto mehr nützt es nicht nur dem Menschen, sondern auch dem Klima!
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Juni 2021 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorSusanne Prosser
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