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Bauen in wilder Natur

Während die Welt immer lauter und schneller wird, sehnen sich Menschen zunehmend nach Rückzug und Besinnung auf sich selbst. Ökologisches Bauen: Marketinggag, wie die Gegner behaupten - oder echte Trendwende? Auf Österreichs letztem Seegrundstück wurde inmitten des Schilfgürtels am Neusiedlersee eine Wohnanlage gebaut, die modernes Wohnen in der Natur mit erholsamen Freizeitmöglichkeiten am Wasser verbindet. Eine Besonderheit: Für eine Ferienwohnanlage nahe Neusiedl am See wurden einige zehntausend Quadratmeter zusätzlicher Neusiedlersee-Wasserfläche ausgebaggert, um jedes einzelne Haus direkt an das Seeufer zu stellen. Zugleich sind die Villen so konzipiert, dass die unmittelbare Umgebung nur minimal belastet wird, die Bewohner jedoch maximale Naturnähe direkt am Seeufer erleben können. Eine besondere Konstruktion ermöglicht flexible Wohnräume, die mit nur wenig Aufwand verändert werden können. ##Wohnen nach aktuellen Bedürfnissen Ein "Haus zum Mitwachsen" wurde konzipiert - ein flexibles Haus für das ganze Leben, das sich ganz einfach an verschiedene Bedürfnisse in neuen Lebensphasen anpassen lässt. So können Wände, aber auch Fenster, Türen, Terrassen und Stege über die Jahre nach Wunsch verändert werden. Die Vision war, mit einer durchdachten Grünraumplanung die Umgebung in die Anlage miteinfließen zu lassen und mit ökologischen Baumaterialien wie Holz und mit Alternativenergien im Einklang mit dem bestehenden Naturhaushalt zu bauen. ##Öko-Haus in alpiner Lage Schauplatzwechsel weg vom Wasser, hinauf auf den Berg: In extremer Lage auf 2.156 Metern Höhe befindet sich das energieeffiziente Schiestlhaus am Hochschwab, dessen hochalpiner Standort ein innovatives Gesamtkonzept für Bau, Passivhaustechnologien und den Einsatz von kontrollierter Lüftung verlangte. Die Südfassade wurde als Energiefassadensystem mit 46 Quadratmetern Sonnenkollektoren errichtet. Das Regenwasser wird über Filter in eine Zisternenanlage eingeleitet und von dort zu Trinkwasser aufbereitet. Die ultramoderne Schutzhütte ist ein spektakuläres Beispiel, wie und vor allem, wo ökologisches Bauen möglich wird! ##Welcher Baustoff ist der richtige? Ökologisches Bauen ist in aller Munde - doch was versteht man darunter eigentlich? Wenn man vom ökologischen Bauen spricht, spricht man zum ersten von Bauwerken, die unter Berücksichtigung des Zweckes ihrer Nutzung bestmöglich in die umgebende Natur eingebettet sind. "Ökologisch zu bauen schließt neben dem Standort die verwendeten Baumaterialien, aber auch die Herstellung und den effizienten Betrieb des Gebäudes sowie die Frage, wie sich die Baumaterialen wieder in den Verwertungskreislauf eingliedern lassen, ein", erklärt Bernhard Lipp, Vorstand und Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für Bauen und Ökologie (IBO). Darüber hinaus spielt die Bedeutung der Baustoffe für die menschliche Gesundheit eine Rolle - in Zeiten zunehmender Allergien ist die Verträglichkeit und die Schadstoffbelastung der verwendeten Materialien für viele Menschen das entscheidende Kriterium beim Bauen. ##Von der Herstellung zur Entsorgung In der Praxis sieht Bernhard Lipp vor allem beim Bewusstsein über die Entsorgung Aufholbedarf: "Wenn ein Projekt errichtet wird, interessiert dieses Thema meistens nicht." Datenbanken wie baubook (www.baubook.info) sollen nun ermöglichen, dass sich Bauträger, aber auch Privatpersonen schnell einen guten Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener Baustoffe verschaffen können. Denn, so stellt Lipp klar: "Den optimalen Baustoff gibt es nicht. Welches Material am besten zum Einsatz kommt, hängt immer von den individuellen Gegebenheiten ab." Die Zauberformel liege dann in der bestmöglichen Kombination verschiedener Materialien. "Bei Konstruktionen etwa ist entscheidend, dass sie wieder gut zerlegbar sind und somit die gesamte Konstruktion entsorgungsfähig ist", sagt Lipp. Auch bei der Sanierung zeigt die Kombination Wirkung: "Eine gute Voraussetzung ist zum Beispiel, wenn ich Dämmstoffe beim Umbau wiederverwenden kann, ohne neu produzieren und anschaffen zu müssen." An dieser Stelle würden sich auch mögliche höhere Erstkosten zu einem späteren Zeitpunkt relativieren. ##Holz: langlebig und vielseitig Holz ist freilich ein Klassiker unter den ökologischen Baumaterialien, "doch auch Holz kommt nicht immer aus dem nächsten Wald", sagt Bernhard Lipp. Vorteilhaft bei Holz ist seine vielseitige Verwendbarkeit - als sehr flexibles Produkt kann Holz sowohl für die Konstruktion, aber auch zur Dämmung oder den Innenausbau verwendet werden. "Geht es darum, Holz zu entsorgen, ist es am Ende seines Lebenszyklus als Brennstoff optimal." Bei jedem konventionellen Baustoff gäbe es Optimierungspotenzial für seine Öko-Tauglichkeit. "Ökobeton zum Beispiel ist mit mehr Recyclingzusatzstoffen angereichert, sodass die Umweltauswirkungen geringer bleiben." ##Haus aus Lehm und Stroh Zunehmender Beliebtheit erfreut sich neben ökologischen Baustoffen wie Hanf, Flachs, Schafwolle oder Schilf auch das Haus direkt vom Feld - nämlich ein Haus, das aus Strohballen hergestellt ist: Hier werden tatsächlich Strohballen für die tragenden Wände verwendet. "Wenn Strohballen aufeinander geschlichtet und fachgerecht verputzt werden, sind sie hochbelastbar. Es ist kein Problem, ein zweistöckiges Haus mit Strohballen zu bauen", erklärt Herbert Gruber vom Österreichischen Netzwerk für Strohballenbau, "Ist ein Strohballenhaus ordnungsgemäß errichtet, punktet es mit einer langen Nutzungsdauer und einer hohen Energieeffizienz nach Passivhausstandard." Auch größere Gebäude sind mittels Strohballen machbar, dazu wird allerdings zuerst eine Holzkonstruktion errichtet und mit Strohballen kombiniert. Optimalerweise wird bei dieser Technik eine Holzverschalung oder Lehmputz verwendet: "Lehm ist ein perfekter Temperaturspeicher und gleicht optimal Feuchtigkeit aus", sagt Gruber, "Beim ökologischen Bauen wird er im besten Fall direkt aus der Baustellengrube gewonnen und vor Ort verarbeitet." In der Praxis sind die Verfügbarkeit der Strohballen und die Standardisierung des Produkts sowohl bei der Vor-Ort-Herstellung des Lehmputzes als auch bei der Lieferbarkeit der Strohballen ein Problem. "Bei den Strohballen müsste nun ein Prozess gestartet werden, mit dem Strohballen das ganze Jahr und in Serie als zugelassener Baustoff lieferbar sind und man während der Bauphase nicht sechs Monate auf Nachschub warten muss", sagt Gruber. "Das ist bis jetzt noch nicht geschehen." ##300 Strohballenhäuser pro Jahr in Österreich Auf den Zug aufgesprungen ist bis jetzt noch niemand, doch es müsste sich lediglich ein Tierstroh-Produzent entscheiden, die Investition für die ganzjährige Versorgung zu tätigen. Denn die derzeitige Lage würde zeigen, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. "Aktuell werden pro Jahr etwa 300 Einfamilienhäuser pro Jahr mit Strohballen gebaut", sagt Herbert Gruber. "In Frankreich liegt man mit 500 bis 1.000 Häusern jährlich weit voraus." Gruber selbst bietet mit seinem gemeinnützigen Verein Schulungen für Profis und Privatpersonen an, in denen die fachgerechte Bautechnik mit Strohballen während acht Monaten erlernt werden kann. ##Wohnen im Hobbits-Haus Von den Baumaterialien her nicht oft ganz so ökologisch, von der Eingliederung in die Natur hingegen schon, sind Hobbitshäuser, die direkt in der Erde liegen. Hollywood hat sie mit "Herr der Ringe" richtig bekannt gemacht, doch Erdhäuser existieren auch real. Ein Erdhaus ist ein Haus, bei dem Erde als zusätzlicher Baustoff für einen bedeutenden Anteil der Bedeckung der Wand- oder Deckenkonstruktion verwendet wird. Spritzbetongewölbe ermöglichen freie und organische Formen und - entgegen allen Vorurteilen - lichtdurchflutete Räume im Erdreich. Als Vater der modernen Erdhausarchitektur gilt der US-Amerikaner Malcom Wells, der schon in den1950er Jahren erste Erdhöhlen-Projekte umgesetzt hat. Erdhäuser sprechen das archaische Schutzbedürfnis des Menschen in ihrer wohl ursprünglichsten Form an, und weisen aufgrund der hohen Speichermasse ein besonders ausgeglichenes und angenehmes Raumklima auf. Sie sind kühl im Sommer und warm im Winter, während die Dachbegrünung für die Raumtemperatur sehr ausgleichend wirkt. Erdhäuser können praktisch überall gebaut bzw. "aufgeschüttet" werden - es zeigt sich jedoch vor allem, dass Erdhäuser vor allem für Hanglagen geeignet sind.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Dezember 2019 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorSusanne Prosser
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