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Baumeister, Visionär, Unternehmer
Vor 40 Jahren, mit neun, wollte Karl-Heinz Strauss das sein, was er seit Mitte September ist. Wie die kindlichen Vorstellungen mit der heutigen Realität zusammengehen, werden wohl die nächsten Jahre zeigen.
Er steht immer noch, strahlt Beständigkeit aus, Orientierung, Vertrauenswürdigkeit. Und er trägt seine Last mit Würde. Obwohl, jung schaut er nicht mehr aus. Im Gegenteil. Die Ecken sind noch mehr abgewetzt und die Jahre sieht man ihm tatsächlich an.
Doch ist dieser Bürostuhl etwas ganz Besonderes. Er ist praktisch der hölzerne rote Faden durch das Berufsleben von Karl-Heinz Strauss. Sein ganzes Berufsleben hat ihn dieser Bürostuhl begleitet. Von der Concorde Projekt war er bereits ins eigene Unternehmen Strauss und Partner am Wienerberg mit seinem Besitzer mitübersiedelt.
##Businessparks
Auf ihm wurde der erste Businesspark Österreichs, der Concorde Businesspark, entworfen und die Erfolgsgeschichte des Euro Plaza hat er auch vom ersten Moment an buchstäblich mitgetragen, und dann ein revolutionäres Datawarehouse in Westösterreich, und Dutzende Wohnprojekte in Wien, Kitzbühl bis hinauf nach Polen. Er hat gefühlt, wenn sein Besitzer eine Situation als besonders anspannend empfand. Dann lastete das ganze Gewicht auf der vorderen Sitzkante. Und er wusste, wenn ein Gespräch besonders gut lief, wenn Entspannung angesagt war - dann war besonders sein gepolsterter Rückenteil im Einsatz. Jetzt hat der Stuhl schon länger den selben, vertrauten Platz. Fast aufs Monat genau vor zehn Jahren übersiedelte er mitsamt seinem Besitzer in die Vorstandsetage des Porr-Hauses.
##Last der Verantwortung
Die "Last", die er zu tragen hat, nämlich die indirekte Last der Verantwortung, nicht das Gewicht seines Besitzers wohlgemerkt, ist wieder um ein Stück größer geworden. Denn in diesen zehn Jahren hat die gute alte Porr so etwas wie einen zweiten Frühling erlebt.
Der vertraute, wohl auch lieb gewonnene Bürodrehstuhl aus Holz und die dunkelgrün gestrichene Wand hinter dem Schreibtisch sind die einzigen, allgegenwärtigen Vertrautheiten aus dem früheren beruflichen Lebensabschnitt. Genau so - derselbe Holzdrehstuhl, derselbe grüne Farbton an der Rückwand - saß Karl-Heinz Strauss schon in der Strauss und Partner, im von ihm geschaffenen Euro Plaza. Eine Konstante. Das Bürosetting hat sich aber doch ein wenig geändert. Vor allem die Sammlung an kleinen Modell-Baumaschinen ist dazu gekommen. Die stehen für den neuen Lebensabschnitt seit einem Jahrzehnt.
Als Karl-Heinz Strauss vor zehn Jahren die Position des Generaldirektors der Porr AG übernahm, war hier vieles anders. Wie er hier ankam, hatte der Konzern 10.000 Beschäftigte, die einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro erwirtschafteten. Und es gab einen nicht unerheblichen Bedarf, das Unternehmen von Grund auf und von innen nach außen zu erneuern. Dabei waren auch diese 10.000 Mitarbeiter und eine doch sehr vielschichtige, um nicht zu sagen verschachtelte Konzernstruktur damals schon ein Quantensprung. Denn das von ihm - übrigens auch in kurzer Zeit - aufgebaute und sehr klar strukturierte Unternehmen beschäftigte 150 Mitarbeiter. Damals entwickelte er mit seiner Strauss & Partner den größten zusammenhängenden Bürokomplex Euro Plaza.
Als geschäftsführender Gesellschafter dieses Immobilienentwicklers war der gebürtige Kärntner Eigentümer von sechs Prozent der Aktien der Porr. Dann nutzte Strauss die Gunst der Stunde und erwarb gemeinsam mit seinem Partner, dem Gebäudetechnikunternehmer Klaus Ortner, das 38-Prozent-Aktienpaket der Industrieholding B&C. Das Syndikat Strauss-Ortner verfügt heute über 53,7 Prozent der Stimmrechte.
##Verdoppelung
Vor allem aber: In den zehn Jahren Strauss-Ära hat er den Konzern glatt verdoppelt - auf nahezu 20.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro erzielen. Der Weg dahin war weder einfach, noch immer klar - und dass alles gut ausgehen werde, das wohl auch nicht immer. "Ich bin weiterhin motiviert und es macht heute manches mehr Spaß als vor einigen Jahren," glaubt man aufs Wort. Teams, die miteinander und füreinander arbeiten: Bei der Porr ist das kein werblicher Slogan, sondern eine nicht zu erwähnende, weil ohnedies selbstverständliche Alltäglichkeit. Zumindest seit Karl-Heinz Strauss am Ruder ist.
Zehn Jahre, die für den passionierten Jäger wie im Flug vergangen sind. Mit einer gewissen Demut sei er damals an diese Aufgabe herangegangen. Und so, wie er das sagt, glaubt man ihm aufs Wort, da ist kein Hauch von Koketterie dabei. "Was mich damals am meisten überrascht hat, und zwar positiv, war die Qualität und die Leistungsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen. Das war toll. Ein Einzelner kann wenig bewegen, im Team geht sehr viel", sagt er. Und auch das ist kein PR-Sprech, sondern Karl-Heinz Strauss unplugged.
Die größte Herausforderung im Angesicht eines Konzerns mit hunderten an mehr oder minder notwendigen, mehr oder minder profitablen, mehr oder minder steuerbaren Töchtern und Enkeltöchtern und Ururur-Enkeltöchtern und im Angesicht der einen oder anderen finanziellen Herausforderung in diesen Tagen? "Am Anfang war die wesentliche Herausforderung, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Das stellt man sich mitunter einfacher vor, denn das Vertrauen muss man sich erarbeiten. Wenn das nicht gelungen wäre, wäre das nicht so ausgegangen."
Vergessen sind die anfangs schlaflosen Nächte in einer für die Porr in jeder Hinsicht kritischen Zeit, in der er als Steuermann und Kapitän in einer Person an Bord ging: "Es gab damals schon Nächte vor meinem Amtsantritt hier, wo ich nicht schlafen konnte, wo ich mir gedacht habe, warum tue ich mir das jetzt noch an?" Tja. Warum wohl? In der Immobilienbranche hat Karl-Heinz Strauss alle Ziele erreicht. Zumindest alle, die er je öffentlich oder halböffentlich formuliert hat. Das Euro Plaza wurde eine bilderbuchhafte Erfolgsstory - durch alle Immobilienzyklen hindurch. Seine Wohnbauprojekte liefen rasch zur bis heute anhaltenden Erfolgsstory hoch.
Und jetzt ist ihm in gewisser Hinsicht gleiches beim Drehen an einem um ein Vielfaches größeren Rad geglückt. Die Porr steht heute gut da. Gut gerüstet auch für schwierigere Zeiten.
Und solche sind buchstäblich über Nacht angebrochen. Was man früher eher mit einem ausländischen Bier verknüpfte, sorgt jetzt weltweit für massive Kopfschmerzen ganz ohne Alkohol. Strauss: "Mit dem kürzlich veröffentlichten Handlungsleitfaden der Bau-Sozialpartner nimmt die Porr den Betrieb der mehr als 1.000 temporär eingestellten Baustellen in Österreich, in enger Abstimmung mit ihren Auftraggebern und Partnern, schrittweise wieder auf. Dabei sind selbstverständlich die jeweiligen Schutzmaßnahmen für sicheres Arbeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuhalten und haben höchste Priorität. Ziel ist es, dass nach Ostern nahezu wieder Vollbetrieb herrscht. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Projekte sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar."
##Familienmensch
Und es heißt, aus "gewöhnlich gut informierten Kreisen", dass der Kapitän und Steuermann in dieser für die gesamte Welt seit einem Jahrhundert so nicht gekannten Krisensituation mehr für die Firma lebt, als er das eigentlich geplant hätte. Denn eigentlich, ja eigentlich ist Karl-Heinz Strauss alles andere als ein Besessener, der nur für den Beruf lebt. Es gibt auch den Privatmenschen Karl Heinz Strauss. Ein Familienmensch - auch wenn die beiden Kinder schon erwachsen sind. Die Wochenenden gehören normalerweise Familie, Life-Work-Balance statt Workaholic. Aber jetzt ist keine normale Zeit - und der Kapitän daher omnipräsent.
Da gab es erst im November des Vorjahres eine Gewinnwarnung. Strauss: "Wir hatten Themen für eine Gewinnwarnung. Das war einerseits ein Brückenbau in Norwegen, der gründlich schief gegangen ist, obwohl die Mannschaft zuvor schon mehrere Brückenbauprojekte erfolgreich abgewickelt hat. Dazu kam das Umfeld in Polen, wo die drastischen Preiserhöhungen zu Verlusten geführt haben. Bei den jüngeren polnischen Projekten, die 2017 bis 2019 kalkuliert wurden, sind wieder sehr gute Margen drinnen, weil wir uns auf die veränderte Situation eingestellt haben. Die Porr hat ein Ergebnis von rund 35 Millionen Euro prognostiziert - das werden wir auch halten."
Und kaum ist das ausgestanden, kommt die nächste Herausforderung namens Corona-Pandemie. Strauss: "Was den Blick nach vorne angeht, befinden wir uns derzeit in einer COVID-19-Ausnahmesituation. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar."
##Kalkulierte Risiken
Aber, all diese Risiken sind bei der Porr bereits einkalkuliert. Der Auftragsbestand ist auf einen All-Time-High. Die Kalkulationsschemata wurden geändert. Es wird wesentlich selektiver angeboten. Das heißt, es werden nur mehr Projekte angenommen, für welche die Porr auch die geeigneten Mannschaften hat und bei denen eine hohe Wertschöpfung generiert werden kann. Strauss: "Deshalb schauen wir sehr zuversichtlich in die nächsten Jahre."
Das mag die eine Seite der Wahrheit sein.
Die andere, viel nachhaltigere, schwerer wiegende Seite der Wahrheit ist: Mit Karl-Heinz Strauss an der Spitze muss man vor einer noch so schweren Krise zwar Respekt, aber eben keine Angst haben. Der Kapitän und Steuermann hat vor zehn Jahren schon einmal bewiesen, dass er gegen den Wind und entgegen den Voraussagen der immer besser wissenden Zaungäste, die Porr durch schwerstes Wetter und höchste Wellen sicher steuern kann. Es schafft, seine Mannschaft vereint hinter sich zu scharen und mit ruhiger Hand und vollem Herzblut und persönlicher Hingabe in jeder Hinsicht den Kurs zu halten.
Und das ist - bei allem, was sonst auch noch wichtig ist - der größte USP der Porr in diesen Zeiten.
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AutorGerhard Rodler
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