BEI CÄSARS ZUHAUSE

Wie hat der echte Cäsar eigentlich gewohnt? Eine Homestory über den Namensgeber des Immo-Awards. Der Mann, der mir die schwere Türe öffnet, ist Ende dreißig, aber er sieht schon älter aus. Das mag zum einen daran liegen, dass wir uns im Jahre 62 vor Christus befinden und die Bodylotion noch weit entfernt ist. Zum anderen hat Gaius Julius Cäsar eine eindrucksvolle Karriere hinter sich: Gerade ist er zum Pontifex Maximus - zum obersten Priester - ernannt worden. Ein Amt, das üblicherweise hochverdienten Konsuln vorbehalten ist. Mit dem hohen Amt kommt auch eine Dienstwohnung - die Domus Publica. Sie befindet sich am römischen Forum, im Mittelpunkt des kulturellen und politischen Lebens. Cäsars direkte Nachbarn sind die Vestalinnen, die in einem an ihren Tempel angeschlossenen Haus wohnen, gleich gegenüber ist der Tempel des Jupiter. Ich erreiche das Haus durch einen Bogengang, der zu drei Eingängen führt. Die Türe des Haupteinganges hält Cäsar nun off en. Er tritt zur Seite, um mich einzulassen und sieht sich dann verwundert um. "Das ist gar nicht mein Haus.", meint er verdattert. Ich erkläre ihm, dass ich nicht weiß, wie genau sein Haus ausgesehen hat. Deshalb befi nden wir uns in einem generischen Haus der römischen Aristokratie, das ich in meinem Kopf entworfen habe. Er akzeptiert das mit einem Schulterzucken. Immerhin steht hier eine Journalistin aus der Zukunft, die auch noch behauptet, dass in ferner Zulunft ein Immobilienpreis nach ihm benannt werden wird. Der Zusammenhang ist ihm nicht ganz klar. Aber was soll's. Der erste Raum, den wir betreten, ist das rechteckige Atrium. Ein überdachter Gang umrahmt die Deckenöffnung, durch das der Regen in das Impluvium fallen kann. In dem Wasserbecken wird er gesammelt und dann weiter in eine Zisterne geleitet. Rund um das Atrium ordnen sich die Wohn- und Schlafräume an, direkt gegenüber des Einganges fängt das Tablinum den Blick des ehrfürchtigen Besuchers. Hier hält der Hausherr Hof. Da sitzt Cäsar dann wohl, groß und hager, und empfägt Bittsteller. Vielleicht streicht er sich manchmal von hinten über den Kopf, um sicherzugehen, dass ein paar Haare seine beginnende Glatze verdecken. Ich höre, da ist er empfi ndlich. Vielleicht wird er hier den Umbau des Forums planen, den er in ein paar Jahren beginnen wird. Dahinter geht es weiter ins Peristyl, ein von einem Säulengang umgebener Ziergarten. Ich kann mir vorstellen, wie es an einem warmen Sommerabend hier sein muss. Das Triclinum, das Speisezimmer, liegt so, dass man den kleinen Garten sehen kann. Hier liegen dann Gastgeber und Gäste zurückgelehnt auf ihren Bänken und besprechen die Zukunft des römischen Imperiums.