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Berlin ist in der (Wohnungs-)Klemme
Glückliches Österreich - zumindest noch
Der Mietpreisdeckel und dann das - in Wahrheit gar nicht überraschende - Ende desselben hat in Berlin ein Wohnchaos erster Ordnung hinterlassen. Als der Deckel erst kurz drauf, sogar in bestehende Verträge (rechtswidrig) eingegriffen worden war, kam die Berliner Wohnungswirtschaft - und nicht nur die - zum Stillstand. Als der Deckel dann kurz danach, wieder weg war, holten sich die meisten Vermieter:innen das entgangene Geld zurück und die Mieten kletterten obendrein, und aufgrund der weiter gewachsenen Wohnungsknappheit sogar überproportional. Der Markt ist bis heute dort aus den Fugen.
Aktuell liegt der Anteil der sozialen Wohnungsbestände in Deutschland bei drei Prozent, weit abgeschieden hinter anderen europäischen Ländern wie u.a. Österreich, wo der Anteil bei etwa 24 Prozent liegt. Bereitgestellt werden Sozialwohnungen von Kommunen, Genossenschaften und privaten Anbietern. Das kam auf einer Studeinreise des vwbf nach Berlin Ende voriger Woche klar zum Ausdruck.
Deutschland hat vor allem in den Ballungszentren eine deutliche Steigerung der Kosten für Miete und Eigentum erlebt. Blickt man auf Städte wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg oder München so zeigt sich, dass die sogenannte "Kaltmiete" (also die Miete ohne Kosten für Energie und Heizen) für neu bezogene Wohnungen durchgehend jenseits der 13 Euro/m² liegt. Spitzenreiter ist München, wo bei Neuvermietungen im Jahr 2021 mehr als 20 Euro/m² zu bezahlen waren, gefolgt von Berlin mit über 16 Euro/m², Hamburg mit über 15 Euro/m² und Düsseldorf mit über 13 Euro/m². Im Vergleich dazu, lagen die Kosten für Neuvermietungen in Wien im Jahr 2021 bei 11 Euro/m² (über alle Rechtsformen gerechnet).
Auch die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren in den ausgewählten Ballungszentren stark gestiegen. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis im Jahr 2021 lag in München bei fast 10.000 Euro. In Düsseldorf, Hamburg und Berlin näherten sich die Durchschnittspreise der 7.000 Euro-Marke an. In Wien lag der Durchschnittspreis im Jahr 2021 bei rund 5.000 Euro. Allerdings sind auch in Wien die Preise zwischen 2015 und 201 um fast 50 Prozent gestiegen.
Die Anstiege der Wohnkosten lagen in den deutschen Ballungszentren auch deutlich über den Anstiegen der Einkommen. Das erklärt auch warum die Wohnkostenbelastung in vielen deutsche Städten sehr prekär ist. Zieht man die Eurostat-Definition der Wohnkostenüberbelastung heran (i.e. ein Haushalt ist überbelastet, wenn mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens für Wohnen ausgegeben werden muss), dann zeigt sich folgendes Bild. Während in Wien dieser Definition zufolge 18 Prozent aller Mieterhaushalte wohnkostenüberbelastet sind, liegen die Vergleichswerte in Berlin bei 50 Prozent und in Hamburg bei 38 Prozent.
Die vergangenen zehn Jahre (2012-2021) floss in Deutschland bereits der Großteil der gesamten öffentlichen Ausgaben für den Bereich Wohnen in die Subjektförderung. Während der Anteil der Objektförderung bei rund 0,1 Prozent des BIP liegt, wird rund 0,3 Prozent des BIP für die Subjektförderung ausgegeben. In Österreich werden im Vergleich dazu nicht nur weniger öffentliche Mittel (in Prozent des BIP) für den Bereich Wohnen ausgegeben, sondern es überwiegt auch weiterhin der Fokus auf Objektförderung.
GR
AutorGerhard Rodler
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