Bier als Kerngeschäft

Wenn es um Immobilien geht, gibt sich die Salzburger Brauerei Stiegl gerne bedeckt. Das, obwohl es im Unternehmen sogar eine eigene Immobilienabteilung gibt. Lediglich mit einem Objekt will man in die Öffentlichkeit. Wenn es um Immobilien geht, scheint man bei Industriekonzernen eher schweigsam zu sein. Auch dann, wenn man weiß, dass das Unternehmen Ertragsimmobilien in seinem Portfolio vereint. Die bekannte Salzburger Brauerei scheint da keine Ausnahme zu machen, obwohl sich sogar ein eigener Unternehmensteil - die Stiegl Immobilien Vermietung GmbH - um die Verwaltung der Liegenschaften kümmert. Besagte Stiegl Immobilien Vermietung GmbH ist 100-prozentige Tochter der Immobilien Beteiligung GmbH, die wiederum 100-prozentige Tochter der Stiel Immobilien Holding ist. Nachfragen fruchten allerdings leider wenig. "Immobilien sind nicht das, womit wir in die Öffentlichkeit wollen", heißt es auf Anfrage beim Unternehmen. Man wolle sich nur mit dem Kerngeschäft - dem Bier wohlgemerkt - präsentieren. Um herauszufinden, welche Immobilien zum Braukonzern gehören, muss man schon die Firmenbücher bemühen, wenngleich man allenfalls dabei rekonstruieren kann, welche Assetklassen das Unternehmen hält. Genaue Auflistungen? Njet. Welche Erträge lukriert werden? Nada. Und so rekonstruiert man: Laut Firmenbuch erstreckt sich die Tätigkeit der Stiegl Immobilien Vermietung GmbH auf Liegenschaftsverwaltung - und Vermarktung. Man hält in der Regel Beherbungsbetriebe, also Gasthöfe mit mehr als neun Gästezimmern, seit 20 Jahren auch Hotels, sowie Restaurants. Auch als Baumeister sowie als Fassaden- und Gebäudereiniger ist man laut Auszug tätig. Welche Gasthäuser, Restaurants und Hotels das sind und wo sie sich befinden - darüber gibt es keine Auskunft. Geht man auf Suche bei Jobportalen, dann finden sich Suchanfragen nach Pächtern. Etwa einen für ein Gasthaus in der Maxglaner Hauptstraße in Salzburg. Welches das ist, ist allerdings nicht vermerkt. Man hüllt sich in Schweigen. Außer bei einem Objekt, das Stiegl Immobilien auf Anfrage an das Immobilien Magazin übermittelt und im Frühling durch zahlreiche Medien gegangen ist. Eine Immobilie, auf die man "besonders stolz ist". Rund 30 Kilometer von Salzburg wurde heuer das Gut Wildshut in der Ortschaft St. Pantaleon eröffnet. Was man dort macht? Das Kerngeschäft - nämlich Bier. Und zwar nicht irgendein Bier. Am Gut, das in der Nähe von Bayern und Oberösterreich gelegen ist und von der Architektin Christine Sachs-Kapsreiter geplant wurde, werden spezielle handgemachte Biere - Craft Beer sagt man dazu in Neusprech - hergestellt. Im Zuge dessen werden dort Urgetreidesorten kultiviert, die auch dort gleich vermälzt werden. Daraus wird - seit Herbst 2015 - dann das Urbier gebraut. Bei der Errichtung der Brauerei, die übrigens frei zu besichtigen ist, wurde auf die Holzbaumethode nach Erwin Thoma, einem Tiroler Holzbauunternehmer, zurückgegriffen. Architektin Sachs-Kapsreiter - selbst aus einer Brauereifamilie stammend - zu dem Projekt: "Schon immer war es mein Traum, eine Brauerei zu bauen. Bei meiner Diplomarbeit habe ich bereits eine Brauerei geplant." Das Stiegl-Gut Wildshut zu konzipieren war für sie auch deshalb spannend, weil hier Tradition und Moderne miteinander verbunden wurden. Das Wildgut soll auch an einem Kraftplatz liegen, heißt es von Stiegl. Das habe bereits ein Geomantiker nachgewiesen, wonach die zum Gut gehörende Brauerei, Mälzerei und Rösterei sowie der Kramerladen um das Zentrum angeordnet wurden. Nachhaltig auch die eingesetzten Materialien: Verwendet wurden Braukessel und Lagertanks, die aus der Brauereizentrale in Salzburg stammen. Vielfalt, kein Einheitsbier - das will man anbieten. Den Gästen dürfte es jedenfalls schmecken.