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BUNDESTAG IM ZEICHEN DER POLITIK
Der Bundesimmobilientag in Graz war sehr gut. Das politische Umfeld für die Immobilienwirtschaft ist das schon um einiges weniger.
Vor den Wahlen herrschen immer Zeiten höchster Unvernunft, sagte der Wiener Alt-Bürgermeister Michael Häupl seinerzeit. Wenn es um immobilienwirtschaftliche Vernunft geht, ist diese Zeitspanne indessen nicht nur auf die Vorwahlzeit beschränkt.
Einige "besondere Zuckerln" kamen bei der Eingangs-Podiums auf dem diesjährigen Bundesimmobilientag in Graz Mitte Juni zur Sprache. Beispielsweise die Sache mit dem Ensemble- beziehungsweise Denkmalschutz von einem Großteil der älteren Wiener Häuser. Buchstäblich in einer Übernacht-Aktion wurde der (teils schon begonnene) Abbruch älterer Wiener Häuser von der Baupolizei gestoppt.
##Dilemma MRG
Und das kam so: Dank dem überalteten Mietrechtsgesetz und der zusätzlichen Verschärfung mit der Neuordnung der Lagezuschläge ist es immer wirtschaftlicher, Häuser abzureissen und neu zu bauen. Damit verschwinden sowohl die älteren Häuser wie auch einigermaßen leistbarer Wohnraum. Wie löst man dieses Dilemma?
Naheliegend wäre ein neues Mietrechtsgesetz, mit dem Mietverträge nicht mehr vererbbar sind und mit dem Mieten zwar günstig bleiben, aber mehr der Realität entsprechen.
Oder man saniert die eine wirtschaftliche Dummheit (Thema Mietrechtsgesetz) mit der nächsten Dummheit, nämlich einem Abrissverbot in Wien. Dass dies kurz- und mittelfristig die Wohnraumnot noch weiter befeuert, wird man wohl erst in einigen Jahren erkennen.
Dabei würde es, so Hans Jörg Ulreich, Berufsgruppensprecher Bauträger, auch in Wien mehr als genug Möglichkeiten geben, günstigen Wohnraum zu errichten - und zwar auf bereits gewidmeten Flächen. 130.000 Wohnungen könnten, so zitiert Ulreich eine Studie, auf noch bebaubaren Zwischenflächen in Gemeindewohnungsanlagen errichtet werden. Ulreich: "Das wäre Grund genug, um den Bedarf der kommenden zehn Jahre mit leistbarem Wohnraum zu decken." Aber da steht in der Praxis die Stadt Wien auf der Bremse, die zwar für sozialen Wohnbau zuständig sei, hier aber selbst herzlich wenig umsetzen würde, so Ulreich.
In diese Kerbe schlägt auch Fachverbandsobmann Georg Edlauer: "Wohnen wird politisch missbraucht und das wird jetzt in der Vorwahlzeit möglicherweise noch schlimmer. Wohnen ist kein Grundrecht, wie vielfach behauptet wird. Es ist nur ein Grundbedürfnis." Generell betont Edlauer, dass frei finanzierte, privatwirtschaftliche Bauträger nicht dazu da sind, sozialen Wohnbau zu betreiben.
In der Praxis treibt aber der Unsinn lustige Blüten. Ein kleines Beispiel: Wird bei einem Dachbodenausbau eine öffentliche Förderung in Anspruch genommen, können die Investitionen verkürzt, nämlich über 15 Jahre abgeschrieben werden. Wird ein Dachbodenausbau ohne Zuhilfenahme öffentlicher Förderungen errichtet, wird man dafür nicht belohnt, sondern mit einer Abschreibung auf die gesamte Lebensdauer des Dachbodenausbaues bestraft.
Dauerbrenner ist hier das Mietrecht, welches vor über einem Jahrhundert - am Höhepunkt der damaligen Wirtschaftskrise - als provisorische Notverordnung und damit auch als Schnellschuss, bei dem man nicht alles und jedes bedenken und berücksichtigen wollte und konnte, entstanden ist. Seit gut zwei Jahrzehnten bemüht man sich um ein durchdachteres und praxiskonformeres Mietrecht. Das Ergebnis ist bekannt.
Dabei sei ja schon das Mißverhältnis zwischen Miete und Eigentum eine klassische Fehlentwicklung, so der stellvertretende Fachverbandsobmann Michael Pisecky: "Wir haben in Wien einen Anteil der Mieter von 80 Prozent, weil die Politik jahrzehntelang den Aufbau von Immobilieneigentum verhindert hat. Wären mehr Immobilien im Eigentum ihrer Nutzer, wären die gestiegenen Immobilienpreise durch Vererbungen auch nicht so ein großes Problem. So aber gibt es leider nur wenige Nutznießer der steigenden Preise." Die Wohnungen zu schrumpfen, also auf Mikrowohnungen zu setzen, um die Gesamtbelastung einzubremsen, sei keine Lösung, so der steirische Fachgruppenobmann und damit "Hausherr" Gerald Gollenz.
##Bestellerprinzip
Fad wird es für die Interessenvertreter der Immobilienwirtschaft in den nächsten Monaten jedenfalls nicht. "Wir befürchten, dass jetzt das Bestellerprinzip für die Immobilienmakler im Zuge des bevorstehenden Wahlkampfes wieder aufpoppt", sagt beispielsweise Arno Wimmer, Bundesberufssprecher der Makler. Dabei würden gleichzeitig andere Berufsgruppen wie Anwälte das Kerngeschäft der Makler immer mehr"anknabbern".
Spannend waren auch die folgenden Themenpunkte am Bundestag, insbesonders Informationen über die Beraterhaftung von ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel, der Blick in die digitale Zukunft der Immobilienwirtschaft durch Viktor Weber (Future Real Estate Institute), Tipps für emotionales Verkaufen oder die am Folgetag durchgeführten spannenden Inputs zum Thema Regional- und Stadtentwicklung.
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AutorGERHARD RODLER AUS GRAZ
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