Conwert im Sturm

Minderheitseigentümer Sagi schafft beim Immobilienkonzern Fakten - mit umstrittenen Tricks. So turbulent das Jahr für den börsennotierten österreichischen Immobilienkonzern conwert begonnen hatte, so hitzig wird es sich wohl fortsetzen. Streitereien, wie sie schon in den vergangenen Monaten bei conwert ausgefochten wurden, sind da vorprogrammiert. Nachdem Hanspeter Haselsteiner nach Platzen des conwert-Deals mit Deutsche Wohnen an das Unternehmen MountainPeak um den israelischen Investor Teddy Sagi verkauft hatte, drängte dieser als nunmehriger Kernaktionär mit aggressiven Mitteln in den Verwaltungsrat - mit Erfolg. Wie er das mit nur 24,79 Prozent geschafft hat? Mit einer Satzungsänderung im Verwaltungsrat, die diesen von fünf auf vier Mitgliedern reduziert. Damit änderten sich auch die Stimmverhältnisse, und Herausforderer Klaus Umek (Petrus Advisers), der den Wirtschaftsprüfer Erich Kandler in den Verwaltungsrat hineinreklamieren wollte, hatte somit den Machtkampf verloren. MountainPeak installierte gleich zwei Mitglieder in den Verwaltungsrat, nämlich den Anwalt Philip Burns (47) und Barry Gilbertson (63). Die Satzungsänderung brachte Sagi allerdings mit einer hauchdünnen Mehrheit (50,4 zu 49,6 Prozent) durch - und das macht sie umstritten. Denn laut österreichischem Aktienrecht (§179 AktG) bräuchte eine Satzungsänderung mehr als zwei Drittel der Stimmen. Nur: Welchen Zweck verfolgt Sagi mit der umstrittenen Rochade? Ein Insider, der namentlich nicht genannt werden will, sagt dazu: "Entweder will Sagi das Unternehmen zerschlagen, oder er will möglichen Widerworten im Verwaltungsrat entgegenwirken." Er meint, Umek hätte gute Karten, um die Satzungsänderungen anzufechten. Dass das Unternehmen filetiert werden soll, glaubt auch conwert-Gründer Günter Kerbler. "Die Filetierung ist eine aufgelegte Geschichte, das wird ziemlich sicher passieren." In der Branche hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die 2010 von der conwert übernommene ECO Business Immobilien AG verkauft werden soll und Kerbler Interesse daran hätte. Der dementiert: "Ich bereite mich auf meine Pension vor, ich habe kein Interesse an ECO Business." Dass ECO Business demnächst abgestoßen soll, hält Kerbler hingegen für wahrscheinlich. Für den anonymen Informanten stellt sich die Frage, wieso die Behörden nicht reagiert haben. "Es gibt Tausende Gesetze, die das österreichische Aktienrecht umfasst. Die Tatsache, dass Sagi anschafft und das dann so passiert, führt die legislative Strategie ad absurdum." Laut Finanzmarktaufsicht könne es dazu keine behördliche Reaktion geben, da die Zuständigkeit lediglich in der Aufsicht des Aktienhandels und der Transparenz liege und nicht in der korrekten Umsetzung des Aktienrechts. Klaus Grubelnik, Pressesprecher der FMA: "Sollte sich ein Aktionär übervorteilt fühlen, müsse er den zivilrechtlichen Weg beschreiten." Das kündigte eine Aktionärsgruppe um Petrus Advisers an. Sie will eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die Satzungsänderung rückgängig machen lassen und Erich Kandler erneut zur Wahl stellen. Nur: Die bevorstehende Filetierung kann er damit nicht verhindern. «