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Das Beben
Mit der Eröffnung des Konkursverfahrens der MRG Metzger Realitäten Beratungs- und Bewertungsgesellschaft verabschiedet sich der Nukleus der österreichischen Immobilienbewerter. Firmengründer Alfons Metzger hat damit nichts zu tun.
Den 2. März dieses Jahres wird Alfons Metzger nie wieder vergessen. Die Erde begann plötzlich für ihn zu beben: Die Sondermeldung des Branchendienstes immoflash meldete da die Eröffnung des Konkursverfahrens der MRG Metzger Realitäten Beratungsund Bewertungsgesellschaft GmbH. Alfons Metzger, der das von ihm vor vielen Jahrzehnten gegründete Unternehmen im Jahr 2018 an seinen guten Freund und Mitbewerber Michael Reinberg und Partner verkauft, die Geschäftsführung abgegeben und sich danach Zug um Zug zurückgezogen hatte, hat dies erst von immoflash erfahren. Und es dürfte ihm wohl kurz die Luft weggeblieben sein. Oder mehr als das.
Wäre es für die Betroffenen nicht so betrüblich, es hätte ein Treppenwitz sein können: Das Bewertungsunternehmen, das zumindest früher auf 15 Millionen Euro versichert war, das als einer der großen Player früher Immobilienbewertungen in jährlicher Milliardenhöhe erstellte, ging wegen Gesamtverbindlichkeiten von 626.380 Euro k.o. Übrigens entfallen davon 227.000 auf verbundene Unternehmen, gerade mal 171.000 auf Banken und der Rest auf ein gutes Dutzend weiterer Gläubiger.
Geschäftsführer und Gesellschafter Wolfgang Fessl wurde im immoflash mit "Altlasten, wie etwa eine veraltete EDV" und einen weniger als erhofft ergiebigen Kundenstock als Ursache zitiert.
Auch schlechte Presse aufgrund der Berichterstattung über die Bewertungen der Gesfö- und Riedenhof-Liegenschaften in der Causa Tojner hätten laut Fessl zur Insolvenz beigetragen. Zuletzt nennt Fessl auch die Coronakrise als Mitgrund für die Insolvenz. "Wir hatten schon vor einem Jahr eine kritische Phase, in der sehr wenige Aufträge reingekommen sind", erklärt er.
Firmengründer Alfons Metzger, der mittlerweile unter "Professor Alfons Metzger, Sachverständiger" firmiert, zeigte sich gegenüber immoflash von dem Konkurs geschockt: "Ich bedaure zutiefst und bin schockiert, dass ein so bekanntes und gesundes Unternehmen innerhalb von zwei Jahren heruntergewirtschaftet und in Konkurs geschickt wurde." Was ihm aber naturgemäß besonders nahe geht: "Es wird offensichtlich der Versuch unternommen, meinen Namen in den Schmutz zu ziehen." Nachvollziehbar.
##Doyen der Branche
Alfons Metzger kann man durchaus als Doyen der Branche und einer der Gründerväter der professionellen Immobilienbewertung bezeichnen. Der Sohn eines Wiener Gastwirtes und Bruder eines bekannten Sportreporters ist neben dem Hausverwaltungsgeschäft schon vor drei Jahrzehnten wie ein Wanderprediger durch die Lande gezogen, um für eine professionelle Immobilienbewertung zu werben. Damals gab es kaum große Unternehmen, welche ihren Immobilienbestand laufend von professionellen Bewertern hatten bewerten lassen. Immobilienfonds gab es in Österreich noch nicht und die Immobilien-AGs nahmen es mit der Bewertung ihres Bestandes zumindest nicht so ernst wie heute, es war ja auch die gesetzliche Basis damals etwas lockerer.
Dass es heute weit schärfere rechtliche Regularien und eine hochaktive, sehr professionelle Bewerterszene gibt, ist Alfons Metzger zuzuschreiben, der immer schon fast mehr Lobbyist in Sachen Bewertung als Firmenchef war.
Das brachte ihm weltweite Anerkennung ein. So baute er die heute auch in Österreich bedeutende Fiabci quasi von Null mit auf und tourte schließlich als Weltpräsident der Fiabci über ein Jahr mehr oder weniger nonstop durch die ganze Welt. Die internationalen Bewertungsstandards (blue book of evaluation beispielsweise) machte er vor vier Jahrzehnten in Österreich bekannt, wo das noch eher ein weites Land war. Und er startete immer wieder Ansätze für eine institutionalisierte, professionelle Aus- und Weiterbildung für die Immobilienbewerter.
Letztlich sind viele der Spitzenkräfte der heimischen Beraterszene irgendwann einmal durch seine Schule gegangen - heutige Geschäftsführer sehr großer Marktteilnehmer inklusive.
##Großer Gestaltungswille
Und schließlich drückte Alfons Metzger auch als Aufsichtsrat dem Wiener Flughafen seinen Stempel auf, und beteiligte sich daran, die "Immobilienabteilung" zum heutigen Schlüsselbereich dort auszubauen. Was er indessen weniger gut kann, das ist das Loslassen. Eigentlich hätte er sich ja schon früher zurückziehen wollen. Letztlich blieb es bei diversen Versuchen. Und Marktbegleiter meinen, dass schlichtweg sein weiterer Gestaltungswille einfach zu groß gewesen sei.
Das Loslassen hat er auch heute nicht so wirklich verinnerlicht. Denn gleichzeitig verkündet er - nach Ende der vertraglich bedungenen Lockup-Phase im Vorjahr - den Wiedereinstieg ins Immobilienbewertergeschäft. Künftig unter "KR Alfons Metzger".
Der Name Metzger bleibt der Immobilienbranche also weiter erhalten. Und auch die von ihm gegründete Hausverwaltung bleibt - weiterhin im Eigentum von Alfons Metzger aktiv: Diese wurde im Vorjahr herausgelöst und in Alfons Metzger Hausverwaltung und Immobilienmanagement umbenannt.
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AutorGerhard Rodler
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