Das Märchen von den ungleichen Schwestern

Mipim und Expo Real: so unterschiedlich – und doch wieder nicht Es waren einst zwei Schwestern. Obwohl beide in der Immobilienwelt lebten und aus der Familie der Gewerbeimmobilien stammten, hätten sie unterschiedlicher nicht sein können: Die ältere, Mipim, war ein Geschöpf des Frühlings: Sie trug Blumen im Haar und hatte ein Lächeln wie die ersten Sonnenstrahlen an der Côte d’Azur. Die jüngere, Expo Real, war nicht so anmutig wie ihre Schwester, ihr Gemüt war das des Herbstes – doch sie war größer und arbeitsamer als Mipim. Während die eine mit Verehrern aus aller Herren Länder Champagner trank, blieb die andere lieber in der Nachbarschaft und gönnte sich ein Bier. Doch wie es eben so ist bei zwei Schwestern, die in ihrem Charakter so unterschiedlich und doch so ähnlich sind, haben auch die beiden Gewerbeimmobilienmessen Mipim und Expo Real beide ihren ganz eigenen Charme und ihre Reize. ##Die Location Wenn im März der Frühling erwacht, wappnet sich Cannes für sein unweigerliches Schicksal – denn dann bricht eine Sturmflut von Immobilienprofis aus aller Welt über das Kleinstädtchen an der Côte d’Azur herein. Die Mipim ist die hochwillkommene Gelegenheit, neben wichtigen Immobiliengeschäften auch noch die wintergebleichten Nasen in die ersten Sonnenstrahlen zu halten – die Messe spielt sich gerne im Freien ab. Gleich Hitchcocks „Die Vögel“ flattern schwarze Anzugträger von einem Termin zum nächsten und säumen als dunkle Klekse die Croisette. Markus Neurauter, Geschäftsführer von Raiffeisen evolution, bringt es auf den Punkt: „Cannes verwandelt sich an den Messetagen zum Mekka der internationalen Immobilienbranche.“ Praktisch als Kontrastprogramm dazu lädt die Expo Real ins oft herbstlich regenverhangene München – wo das Tummeln der dunklen Anzüge wohl eher an einen Rolf-Thiele-Film denken lässt. „Grundsätzlich sind beide Messen für uns in erster Linie Plattformen, um europäische oder auch globale Trends frühzeitig erkennen zu können, die Erfahrungen oder Meinungen anderer danach entsprechend zu diskutieren und das Ergebnis in unser Kerngeschäft einfließen zu lassen. Tendenziell ist die ,Überflughöhe‘ auf der Mipim aber größer als auf der Expo. München ist im Vergleich ,bodenständiger‘“, beschreibt ARE-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss seine Erfahrungen mit den beiden Messen. Was die hübsche Französin mit dem sonnigen Lächeln an reiner Optik bietet, das macht ihre deutsche Schwester durch walkürenhafte Größe wett: Auf 64.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche tummeln sich 1.663 Aussteller und rund 36.000 Teilnehmer. Die Mipim wirkt dagegen mit ihren 19.400 Quadratmetern, 2.225 Austellern und 21.000 Teilnehmern geradezu intim. ##Das Publikum Zudem bewirkt der Standort München der Expo Real eine stärkere regionale Ausrichtung, wie auch Weiss berichtet: „Die Mipim zieht mehr internationales Publikum an, während die Expo einen starken Fokus auf Zentraleuropa hat.“ Trotzdem punktet die Mipim durch eine größere Heterogenität, erzählt Marc Guido Höhne, Geschäftsführer bei Drees & Sommer: „Die Expo Real ist deutlich größer und breiter aufgestellt. Die Mipim zeichnet sich vor allem durch ihre stärkere internationale Ausrichtung und ihre Exklusivität aus: Die Dichte der Entscheider und High Potentials ist im Vergleich zur Expo Real deutlich erhöht. Während in München ein Termin den anderen jagt, geht es an der Côte d’Azur entspannter und intensiver zu: Die Kunden können erheblich mehr Zeit für Gespräche investieren.“ Dieser Ansicht stimmt auch Markus Neurauter zu: „Beide Messen ermöglichen Vernetzung und Austausch. Der USP der Mipim ist ganz klar die Internationalität. Über 20.000 Vertreter aus 93 Ländern – das muss mal jemand nachmachen. Die Mipim ermöglicht es, in wenigen Tagen viele Gespräche mit vielen interessanten internationalen Persönlichkeiten zu führen – seien es Investoren aus Dubai, China oder Amerika.“ Gegenüber dieser Vielfalt kann die Expo Real lediglich 68 Nationalitäten vorweisen. „Das Programm der Mipim ist viel internationaler und bietet einen breiten Themenmix. Die Internationalität liegt nicht nur daran, dass Cannes als Austragungsort einfach anzieht, sondern auch, dass die Messe ein paar Jahre länger am Markt ist als die Expo Real“, erzählt Neurauter weiter. Tatsächlich feierte die Mipim heuer ihr 25-jähriges Bestehen, während die Expo Real mit 17 Jahren noch im Teenageralter ist. Trotz Charme und Exklusivität der Mipim ist die eigene Präsenz mitunter auf der Expo Real höher: „Generell sind wir auf der Expo stärker präsent, da wir die Marktentwicklung unserer Nachbarländer sehr genau beobachten und unser europäisches Netzwerk erweitern wollen“, erklärt Weiss. Höhne hat eine klare Favoritin bei den Immobilienschwestern: „Ich bevorzuge klar die Mipim. Sie ist eine der wichtigsten internationalen Plattformen der Immobilienwirtschaft.“ Trotzdem gibt es auch die Zweckehe mit der großen Schwester: „Auf der Expo Real treten wir deutlich offensiver auf: ein eigener Stand, eine Vortragsreihe mit einer Vielzahl an Themen und neue Leistungen gehören unter anderen zu den Maßnahmen.“ Manchmal muss die Romantik eben dem Pragmatismus weichen. Im Märchen wie auch in der wirklichen Welt haben auch die unterschiedlichsten Schwestern ihre Verehrer und ihre Prinzen und schließlich bleibt nur noch eines zu sagen: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.