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Der Markt braucht Zeit

Überbrückung durch Standstill-Agreements

Die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre haben viele Unternehmen, darunter auch in der Immobilienwirtschaft, in die Insolvenz geschickt. Laut einer Analyse von Advicum wird mit über 7.000 geschätzten Firmenpleiten im heurigen Jahr der höchste Stand seit der Finanzkrise 2009 erreicht werden. In Phasen des Abwärtstrends sei die natürliche Marktbereinigung eine logische Konsequenz und trete in der Wirtschaft typischerweise alle sieben bis zehn Jahre immer wiederkehrend auf. „Weniger widerstandsfähige Unternehmen und risikobehaftete Investor:innen scheiden, beeinflusst durch verschiedenste Faktoren, aus dem Markt oder gehen durch Übernahmen in anderen Unternehmen auf. Das betrifft Traditionsmarken wie Newcomer-Unternehmer:innen gleichermaßen“, ist Daniel Knuchel, Equity Partner von Advicum Consulting, überzeugt. Betroffen sind neben dem Handel, dem Finanzdienstleistungssektor und der Hotellerie und Gastronomie vor allem auch die Bau- und Immobilienbranche. „Viele Immobilien-Unternehmen, die auf schnelle Gewinne spekulierten, ohne ausreichende finanzielle Rücklagen, sehen sich nun mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert: steigende Zinsen, sinkende Immobilienpreise, hohe Baukosten und Bauverzögerungen. Ohne gezielte Restrukturierungsmaßnahmen wird es für diese Unternehmen immer schwieriger, ihre Schulden zu bedienen, was die Insolvenzzahlen bis ins nächste Jahr weiter steigen lässt“, erklärt Knuchel. Parallel zu „frischem Geld“, das aktuell nur teuer zu beschaffen ist, verhandeln die Immobilienunternehmen mit ihren Finanzierern sogenannte „Haircuts“ und Stillhalteabkommen (standstill agreement). Dies hat zwei wesentliche Effekte: eine Reduktion der Schulden und eine zeitlich befristete Entspannung der Liquidität. Diese Vereinbarungen werden vor allem im großvolumigen Bereich getroffen und verhindern oder verzögern die Überschuldung bzw. die Insolvenz der Unternehmen. Ein interessanter Nebeneffekt dieser Vereinbarungen ist, dass die Finanzierer nicht selbst in die Verwertung der Immobilien eingreifen müssen. „Der Markt braucht Zeit, um den Wertverfall der Immobilien zu verdauen“, meint Knuchel. Eine Erfahrung, die bereits 2008 gemacht wurde.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 27. August 2024 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


SP
AutorStefan Posch
Tags
Insolvenz
daniel knuchel
Advicum
Markt

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