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Der Tod ist erst der Anfang
Ein Krimi beginnt dann, wenn die Hauptfigur (von uns) gegangen ist. Was bleibt, ist der Tatort.
Ein Tatort ist eine ganz besondere Bühne - egal, ob in Film, Fernsehen, Theater oder Realität. Denn die Hauptperson ist entweder abwesend oder hat zumindest keinen Text, keine aktive Rolle zu spielen: sie ist die Leiche. Die Persönlichkeit, die Handlungsmotivation dieser wichtigen Figur manifestiert sich in der Umgebung, idealerweise dann, wenn der Mord in vertrauter Umgebung, im eigenen Heim, dem Büro, der Ferienimmobilie stattfindet - die Assetklassen sind hier breit gestreut. Lage, Größe, Ausstattung und Einrichtung; all die Faktoren, die normalerweise den Wert der Immobilie selbst bedingen, definieren plötzlich im Rückschluss den Menschen, der hier lebte oder arbeitete. Um diesen umgekehrten Entwicklungsprozess, die Persönlichkeitsschnitzeljagd sowohl nach Opfer, wie auch nach Täter, sind Serien wie CSI in allen Ausformungen gebaut und über Jahrzehnte erfolgreich. Auch wenn die Rückschlüsse manchmal variieren zwischen weit hergeholt und einfach lächerlich: "Diese Frau muss nach dem Mord wieder angezogen worden sein, niemals würde eine Frau Unterwäsche tragen, die nicht zusammenpasst."
Gleichzeitig entwickelt ein solcher Tatort für den Zuseher eine ganz besondere Intensität: Nicht nur wird das Eigenheim, der Ort der Sicherheit und des Rückzugs buchstäblich besudelt. Dass dieser Ort vom Täter "erobert" wird, ist nur der Anfang der Erniedrigung - das nachfolgende Eindringen der Ermittler, der Spurensicherung, des Leichenbeschauers zerlegt die eigene Privatsphäre schließlich völlig und gibt das Opfer potenziell der Lächerlichkeit Preis. Hat man vielleicht noch peinliche Unterwäsche am Wäscheständer? Erfahren nun Wildfremde, dass man den Kühlschrank schon länger nicht geputzt hat oder ist gar noch die Pornoseite in der Browserhistory? Mit diesem Aspekt in komödiantischer Manier spielt die NDR Produktion "Der Tatortreiniger", der längst heimlichen Kultstatus hat.
##Faszination des Verbrechens
Die Serie spielt, nachdem die Ermittler gegangen sind. Das Mysterium, die Faszination des Verbrechens weicht der schnöden Putzarbeit - auch wenn Protagonist Heiko Schotte sich vehement dagegen verwehrt, zur "Putze" degradiert zu werden. Die Leiche ist weg, nun ist Raum für eine neue Hauptfigur: "Schotty" betritt die Bühne des Banalen. Doch selbst hier wird der Tatort zum Schauplatz der Persönlichkeitsentwicklung - denn stets lässt der Tote etwas zurück, das Schotty beeinflusst: in Form von Hinterbliebenen, Mitbewohnern, Bekannten. Die Prostituierte, die das Opfer nicht mehr abbestellen konnte, die Patientin des Psychiaters, die ihrer Trauer freien Lauf lassen will. Schotty, in seinem weißen Anzug, mit dem Putzlappen in der Hand, nimmt sie alle in Empfang. Jede Folge wird zum individuellen Kammerspiel, der Tatort zum absurden Schauplatz des Faktums, dass der Tod nicht das Ende ist.
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AutorBarbara Wallner
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