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Deutschland startet „Bauturbo“

Österreich bremst Wohnbau weiter

Während Deutschland mit dem neuen „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“ – kurz Bauturbo – die Schaffung von Wohnraum gesetzlich vereinfacht, kämpft Österreich weiterhin mit langen Verfahren, sinkenden Bewilligungszahlen und einem massiven Wohnungsdefizit.

Das deutsche Gesetz, das am 30. Oktober 2025 in Kraft trat, soll Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen. Gemeinden können künftig Bauvorhaben auch abweichend von bestehenden Bebauungsplänen zulassen, sofern sie der Schaffung von Wohnraum dienen – ohne vorherige Feststellung eines angespannten Wohnungsmarkts. Zudem erlaubt der neue § 246e BauGB bis Ende 2030 temporäre Befreiungen von baugesetzlichen Vorschriften, etwa zur Nachverdichtung oder Umnutzung im Innen- und Außenbereich.

Sven Häberer, Fachanwalt der Kanzlei Müller Radack Schultz, begrüßt den politischen Willen zur Beschleunigung, warnt jedoch vor Interpretationsspielräumen: „Begriffe wie ‚nachbarliche Interessen‘ oder ‚öffentliche Belange‘ lassen Behörden weiterhin großen Ermessensspielraum – ob das zu einer realen Beschleunigung führt, bleibt abzuwarten.“

In Österreich ist die Situation weitaus kritischer. Laut Statistik Austria wurden 2024 nur rund 32.000 neue Wohnungen baubewilligt – das ist nicht einmal die Hälfte des tatsächlichen Bedarfs von jährlich 60.000 Einheiten. Im ersten Halbjahr 2025 ging die Zahl der Baubewilligungen erneut um 6 % zurück. Besonders in Wien, wo die Nachfrage am stärksten wächst, dauern Verfahren laut Branchenangaben oft länger als zwölf Monate.

Trotz anhaltender Wohnungsknappheit fehlen hierzulande gesetzliche Initiativen zur Verfahrensbeschleunigung. Während Deutschland Befreiungen und Ausnahmeregelungen schafft, bleibt Österreich bei föderal zersplitterten Baurechtsvorgaben und komplexen Genehmigungsketten.

„Wir sehen in Österreich eine Schere, die sich weiter öffnet“, heißt es aus der Branche. „Der Bedarf steigt, die Bewilligungen sinken, und die Verfahren dauern immer länger.“ Laut Daten werden nur etwa 29 % aller Bauprojekte in Wien innerhalb von sechs Monaten genehmigt. Tatsächlich dürfte es durch die geplante Verschärfung der Vergabekriterien für gewerbliche Wohnbaukredite und höhere Konditionen aufgrund weiter steigender Eigenkapitalvorschriften der Banken für Immobilienkredite zu einer weiteren Verschärfung der Wohnknappheit kommen.

Das deutsche Bauturbo-Gesetz gilt zunächst bis 2030 und soll insbesondere Gemeinden befähigen, unbürokratisch und lokal gesteuert Wohnprojekte zu ermöglichen. Österreich hingegen setzt weiterhin auf Einzelfallprüfungen und strenge Umweltauflagen – bei gleichzeitig wachsendem Druck auf Bauträger und Investoren.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 13. November 2025 - zuletzt bearbeitet am 17. Dezember 2025


GR
AutorGerhard Rodler
Tags
Österreich
Deutschland
2025
Wohnraum
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