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Die Evolution des Misstrauens
Er ist eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit - und eine der spannendsten Metaphern der Kulturgeschichte: der Schlüssel.
Jeden Tag benutzen wir Unzählige - sperren Wohnungstüren auf und zu, drücken das Knöpfchen der Fernbedienung für Auto und Garage, tippen unseren PIN ins Handy. Schlüssel sind in unserem Leben so allgegenwärtig, dass sie zur Selbstverständlichkeit geworden sind - genau das ist es, was sie zu einer so beeindruckenden Erfindung macht. Sie sind so tief in unser kollektives Bewusstsein eingegraben, dass sie auch unsere Sprache prägen: Wir sprechen von verschlüsselten Informationen, von Schlüsselpositionen und dem Schlüssel zum Erfolg.
Schlüssel gibt es seit der Bronzezeit - in ihren frühesten Ausformungen waren sie lange Stöcke, die benutzt wurden, um schwere Querbalken zu verschieben, mit denen Türen verriegelt waren. Bis zum biometrischen Scan, der unser Handy entsperrt, haben die Jahrtausende unzählige technische Schritte gebracht, die zu schildern dieser Artikel weder Zeit noch Platz bietet. Und schließlich ist die kulturhistorische Betrachtung ohnehin das wirklich Spannende. Denn um die Erfindung des Schlüssels überhaupt notwendig zu machen, braucht es zwei Voraussetzungen: die Idee des Besitzes - und die Angst, dass ihn jemand entwenden könnte. Schlüssel ist also eigentlich die Manifestation des Misstrauens. Um mich selbst zu schützen, brauche ich nicht notwendigerweise einen Schlüssel - es reicht dafür ein Balken oder Riegel, mit dem ich eine Tür unpassierbar mache. Das geht aber nur von innen - entweder muss ich also zu Hause sein, oder jemand anders muss mich hineinlassen. Ein Schloss kann Zutritt zu einem (menschen-)leeren Raum verhindern und der Schlüssel ihn wieder zugänglich machen. Durch seine räumliche Trennung vom Schloss wird der Schlüssel zum Machtinstrument und Vertrauensbeweis. Er kann Menschen die Freiheit entziehen und Zutritt gewähren, ohne dass der Besitzer einer Immobilie, einer Liegenschaft zugegen sein muss. Nicht umsonst wurden siegreichen Eroberern Schlüssel zu Städten übergeben. Auch in der Heraldik ist der Schlüssel beliebt: Im Wappen des Papstes findet sich das Schlüsselsymbol als Hinweis darauf, dass Petrus die Schlüssel zum Himmelreich übergeben wurden und dass der Zutritt ebendorthin nur über die Kirche möglich sein wird.
##Entmaterialisierung
Auch in der Neuzeit und allem was danach kommt hat der Schlüssel und seine Entwicklung eine enorme kulturelle Tragkraft - immerhin wird er zu den ersten Dingen gehören, die sich durch die Digitalisierung entmaterialisieren. Fingerabdruck, Retinascan, Code - alles das nutzen wir jetzt schon, um uns der physischen Präsenz eines Schlüssels zu entledigen. Und es wird nicht lange dauern, bis wir auch unsere Wohnungstüren mit diesen Technologien ver- und entriegeln. Wenn es soweit ist wird sich der Schlüssel vom schweren (antike Schlüssel waren bis zu einem halben Meter lang und relativ massiv) Werkzeug zur technologischen Metapher wandeln, ohne dabei seine Bedeutung einzubüßen. Welcher andere Gebrauchsgegenstand kann das von sich behaupten?
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AutorBarbara Wallner
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