DIE ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT

Wie weit sind wir doch gekommen - Smart Living, Internet of Things und Digitale Revolution haben uns soweit in die Zukunft katapultiert, wie es sich unsere Vorfahren nie hätten träumen lassen. Oder doch? Fragen wir doch die Jetsons. Egal wie wir uns die Zukunft vorstellen - irgendwie bleiben wir doch immer in der Gegenwart. Die Technologien, die wir den nächsten Generationen zuschreiben, sind doch im Wesentlichen Weiterentwicklungen des Bekannten. Kutsche und Dampfmaschine schließen sich zum Automobil zusammen, bevor sich der Verbrennungsmotor durchsetzt; Fernsehen und Telefon machen Videotelefonie zum logischen Schritt. Insofern ist auch nicht sehr verwunderlich, dass viele futuristische Vorstellungen der Vergangenheit nun alles andere als weltfremd sind. Einer der amüsanteren Aspekte des Lebens im 21. Jahrhundert ist es, dass eben dieses erste Jahrhundert des neuen Jahrtausends in Film und Fernsehen oft schon als "die Zukunft" herhalten musste. So können wir oft ganz leicht überprüfen, wie richtig man einst lag. Und während Marty McFlys Hooverboard nach wie vor auf sich warten lässt, trumpft gerade eine Serie aus den 60er-Jahren mit erstaunlicher Akkuratesse auf: "Die Jetsons". Kurz zur Erinnerung: Die Familie Jetson lebt im Jahr 2062. Der Mensch hat sich in die Lüfte erhoben, Wohnflächen, Büros und Infrastruktur sind auf adjustierbaren Pfeilern gebaut. Mittels fliegender Autos bewegt man sich zwischen den futuristischen Pfahlbauten. Auch der Haushalt ist voll automatisiert - und hier begegnen wir auch schon dem ersten Bekannten: dem Roomba. Als "robot vacuum" düst der kleine, voll automatisierte Staubsauger durch die Gegend, vermeidet mit Hilfe von Sensoren Möbelstücke und Kanten. Auch das Videotelefon ist für die Jetsons Standard, wenn auch weitaus klobiger als die heutigen tragbaren Geräte. Die Bedeutung des Fernsehens hat sich auch in ferner Zukunft nicht verändert - in der Wohnung der Jetsons findet sich bereits ein Flatscreen, und Söhnchen Elroy verfolgt seine Lieblingssendungen gerne auf seiner Uhr, die mit vollfarbigem Display ausgestattet ist. Hier stellt sich doch die Frage: Warum können die heutigen Smartwatches das noch nicht? Den Haushalt erledigt Roboter Rosie, und auch wenn Alexa, Siri und Co (noch) nicht die Wäsche erledigen, so haben sie doch Zugriff auf alle möglichen Applikationen im Haushalt, können das Licht, den Thermostat oder den Fernseher bedienen und über den Roomba sogar Staub saugen. So treffend die Jetsons in vielerlei Hinsicht den technischen Fortschritt vorausgesehen haben mögen, so verhaftet sind sie allerdings noch in zeitgenössischen Rollenbildern. Denn auch wenn Jane Jetson den Haushalt auf Knopfdruck erledigt und die Mahlzeiten fertig "ausdruckt", so ist sie doch ganz selbstverständlich Hausfrau, George ist Ernährer. Unsere Fähigkeit, neue Technologien vorauszusehen, ist wesentlich besser ausgeprägt als unsere Vorstellungskraft, wenn es um gesellschaftliche Veränderungen geht. Es bleibt also weiterhin spannend.