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Digitalisierung, kein Selbstzweck - aber die Zukunft
Walter Hammertinger, geschäftsführender Gesellschafter der Value One Development, über digitale Transformation, die Gefahr, dass diese zum Selbstzweck verkommt und warum es in Zukunft etwas weniger, aber bessere Büroflächen geben wird.
Michael Griesmayr hatte vor vielen, vielen Jahren, eigentlich sind es sogar schon Jahrzehnte, mit seinem Büro- Development "Adler und Ameise" die Immobilienentwicklung revolutioniert. Plötzlich wurde Marketing ein ganz normaler Bestandteil bei der Entwicklung von Büroflächen. Und die Gebäude wurden einzigartig. Für Wiedererkennungswert und Wohlfühlatmosphäre für die Nutzer wurde auch Geld in die Hand genommen - damals beispielsweise für einen spektakulären Glaskubus am Flachdach.
Ähnlichen Pioniergeist bewies er mit der - heute wahrscheinlich besten rein privaten - Stadtentwicklung, dem Viertel Zwei. Und gleich danach mit seinen "serviced" Studentenappartments, die zwischenzeitig ebenfalls zahlreiche Nachahmer fanden.
Jetzt steht seine Value One-Gruppe möglicherweise vor einem ähnlichen Meilenstein, der Hinwedung zur Digitalisierung in der Immobilienbranche. Dies aber keinesfalls als Selbstzweck, wie geschäftsführender Gesellschafter Walter Hammertinger im Interview betont.
##Immobilien Magazin: Seit März hat es einen regelrechten Digitalisierungsschub gegeben, was hat sich dadurch für einen Projektentwickler wie Value One geändert?
Walter Hammertinger: Natürlich war die Digitalisierung auch schon vor der Krise ein großes Thema. Der Lockdown war ein Wachrütteln und ein Katalysator für digitale Produkte in der Immobilienbranche. Wir gehen bei Value One aber schon seit einiger Zeit den Weg der digitalen Transformation, ohne dabei in die Falle des digitalen Aktionismus zu treten. Wir haben BIM im Einsatz, wir pilotieren intelligent Gebäudetechnologien in unseren aktuellen Projekten, wir prüfen neue digitale Vermarktungsformen von Wohnungen und Büros.
##IM: Hat sich auch bei Ihrem eigenen Unternehmen der Arbeitsalltag verändert?
Hammertinger: Auch im Büroalltag haben wir bei Value One während der Zeit im Homeoffice neue Arbeitsabläufe etabliert. Neue digitale Tools zur Kollaboration angeschafft und digitale Synergien und Potentiale erhoben.
##IM: Wenn der Trend zu Homeoffice so weitergeht, wird man dann in zehn oder 20 Jahren überhaupt noch ein Büro brauchen?
Hammertinger: Ja, denn der soziale Austausch und das Miteinander kann nicht vollständig durch digitale Formate ersetzt werden. Die Nutzung der Flächen im Büro wird neu geordnet und es wird neue Bereiche geben, um digitale Arbeitswelt und die Bürowelt zu verknüpfen. Arbeit wird sich neu sortieren, aber ganz werden Büroflächen nicht verschwinden. Es wird aber eine Re-Dimensionierung der Flächen geben. Selbstverständlich bedarf es Vertrauen und Offenheit aller Altersstufen in die neue Art des Arbeitens. Das Work-Life-Blending hat nicht nur Auswirkungen auf die Bürowelt, es beeinflusst auch künftige Wohnkonzepte.
##IM: Was bedeutet das im unternehmerischen Alltag ganz allgemein, Ihrer Erwartung nach?
Hammertinger: Unsere Definition von Digitalisierung lautet: Digitalisierung ist die Vereinfachung und Personalisierung von Produkten und Services - für uns und unsere Kunden. Das Thema der Digitalisierung zieht sich bei Value One demnach auch durch alle Geschäftsbereiche. Angefangen bei der Zusammenarbeit im Büro, bis zur Projektplanung wird der gesamte Geschäftsalltag neu geordnet. Wir erwarten, dass die Vernetzung von Menschen, Immobilie und Quartier zunehmen und die Arbeit in jeglicher Projektphase beeinflussen wird.
##IM: Sie haben da ja aktuell eine neue Partnerschaft auf den Weg gebracht.
Hammertinger: Ja. Unsere neueste Partnerschaft mit der weltweit größten Innovationsplattform Plug and Play ermöglicht es, uns mit Talenten auf der ganzen Welt zu vernetzen und so innovative neue Lösungen im Bereich der Immobilienentwicklung in unsere Projekte zu implementieren.
##IM: Welche digitalen Benefits entwickelt Value One bzw. sind bei Ihnen in der Einführung?
Hammertinger: Digitale Innovationen erleichtern Arbeitsabläufe, helfen Kosten zu sparen und ermöglichen es, in vielen Bereichen effizienter zu werden. Man muss dabei auch mutig sein und etwas ausprobieren.
##IM: Welche Praxisrelevanz haben diese?
Hammertinger: Für die Vermietung und den Verkauf prüfen wir zum Beispiel Augmented Reality als Vermarktungstool. Für unsere Immobilien denken wir intensiv über die intelligente Vernetzung von Gebäude, Mensch und Quartier nach.
##IM: Besteht auch die Gefahr eines digitalen Overkills? Damit meine ich, dass jetzt alle praktisch alles, was digital ist, forcieren, nur um modern zu sein?
Hammertinger: Natürlich darf man Digitalisierungsprojekte nicht kopflos angehen. Neben einer genauen Planung der Einsatzmöglichkeit, einem Abwägen, wo der Mehrwert für wen liegt, wie die Investitionen auch wieder verdient werden können, muss man mit den richtigen Menschen und Partnern zusammenarbeiten. Aber eines ist klar. Digitalisierung passiert schon längst, sie ist keine Option, sie ist eine Frage des Überlebens. Dabei ist aber Digitalisierungsaktionismus jedenfalls der falsche Weg!
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AutorGerhard Rodler
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