„Eine 3D-Planung ist heute Stand der Technik.“

Michael Resch, Geschäftsführer des BIM-Ingenieurbüros BIMExperts, spricht mit Stefan Posch über die Wichtigkeit der digitalen Bestandsdokumentation, den Digitalisierungsschub durch Corona und den Aufholbedarf in der Ausbildung. ##Immobilien Magazin: So manch einer in der Immobilienbranche ist davon überzeugt, dass in fünf bis zehn Jahren kein internationaler Investor ein Gewerbegebäude ohne digitalen Zwilling kaufen wird. Glauben auch Sie daran, dass ein digitaler Zwilling in Zukunft ein Must-have sein wird? Michael Resch: Ja, die Daten in strukturierter Form zu liefern und die objektorientierte Sichtweise wird sich durchsetzen. Eine schlechte digitale Bestandsdokumentation wird in Zukunft bei den Immobilientransaktionen zu Preisnachlässen führen. Desto intelligenter die Gebäude werden, umso mehr wird die digitale Bestandsdokumentation an Wichtigkeit gewinnen. In Zukunft werden wir die Single Source of Truth mittels der Global IDs in den Objekten als Grundlage für unsere Projektabwicklung nutzen. ##IM: Hinken wir in Österreich beim Thema BIM hinterher? Wie kann die Politik die Digitalisierung im Bau- und Immobilienbereich fördern? Resch: Österreich ist ca. 3 Jahre hinter Deutschland. Man spürt aber, dass die Digitalisierung durch Corona mehr Rückenwind bekommen hat. Früher waren Baubesprechungen rein digital undenkbar. Mittlerweile ist das möglich. Die Politik muss öffentliche Projekte zumindest im OpenBIM Verfahren ausschreiben, sodass von allen Beteiligten zumindest eine 3D-Planung geliefert wird. Eine 3D-Planung ist heute Stand der Technik und ermöglicht uns bei der Qualitätssicherung und Koordination einen reibungslosen Projektablauf. ##IM: Sehen Sie Aufholbedarf bei der Ausbildung von Architekten und Planern, was das Thema BIM betrifft? Resch: Der Ausbildungsbereich soll näher an die Marktentwicklung herangeführt werden. Das bedeutet, dass mehr Wissen aus der Praxis in die Ausbildungskonzepte einfließen muss, damit die Ausbildungen praxisorientiert ablaufen. Wir geben unser Wissen bei TÜV Austria im BIM Schulungsprogramm "BIM Koordinator" und "BIM Modellierer" weiter. ##IM: Inwiefern ist es eine Herausforderung, auch die ausführenden Gewerke von BIM zu überzeugen? Ist es überhaupt realistisch, dass in naher Zukunft alle Bauleiter fähig sind, mit BIM zu arbeiten, oder sehen Sie ein Generationenproblem, das erst nach und nach gelöst werden kann? Resch: Auch die Ausführung ist jetzt schon in der Lage, digital zu arbeiten. Man erkennt diesen Umstand, wenn man die Monteure und Bauleiter bei der privaten Bedienung ihrer Handys beobachtet. Wichtig ist es, die Technologien richtig unter Berücksichtigung der aktuellen Usability Methoden zu implementieren. Zumindest die Möglichkeit, mittels Tablets auf alle aktuellen Plandaten (PDF) zuzugreifen, fördert den Baustellenablauf enorm. ##IM: Inwiefern kann Ihr Unternehmen anderen Firmen beim BIM-Prozess behilflich sein? Resch: Wir beraten von Beginn bis zum Ende eines Projektes. Wir schaffen für unsere Kunden das richtige common data environment (CDE), um eine effiziente und nachvollziehbare Projektabwicklung sicherzustellen. Dabei spielt ein schlüssiges Konzept für den Datenlebenszyklus und den kontinuierlichen Wissenszuwachs für Menschen und Daten eine wichtige Rolle.