immomedien.at
/ Lesezeit 8 min
Familiensache
Seit er 28 ist, hat Roland Schmid alle paar Jahre eine neue Firma gegründet – alle erfolgreich. Uns erzählt er über Beruf, Familie – und wie beides manchmal ein und dasselbe sein kann.
Es ist ein recht unauffälliges Schild, das Imabis als Bewohner der Kolingasse 5 ausweist. Als ich auf die Klingel drücke, werde ich auch nicht einfach von einem anonymen Summer durchgewunken – stattdessen grüßt mich tatsächlich eine echte menschliche Stimme. Einige Stockwerke später stehe ich vor einer Wohnungstüre, die den fast familiären Eindruck noch einmal verstärkt. Als ich diese allerdings durchschreite, wird klar, dass hier kein kleines Anfängerbüro seinen bescheidenen Sitz hat: großzügig, hell, modern begrüßt mich etwas, das man getrost als Eingangshalle bezeichnen kann. „Es soll hier auch Platz sein, ein kommunikativer Raum“, sagt Roland Schmid, der Hausherr – und irgendwie auch der Papa.
Angefangen hat das vor genau zehn Jahren mit Lex United – doch dazu später mehr. Der ursprüngliche Gedanke sei es durchaus gewesen, eine Familie zu sein, gemeinsam etwas aufzubauen – „eine typische Start-up-Geschichte eben. Da sind alle zu hundert Prozent dabei, rund um die Uhr erreichbar.“
Mit dem Erfolg und dem Wachstum wird irgendwann klar, dass es aber nicht immer Familie und Freundschaft ist. Nicht alle können sich so sehr mit dem Unternehmen identifizieren wie die „Schar von Brüdern“ (wie schon Shakespeare sagte) der ersten Stunde. „Es sind Mitarbeiter, die für Geld arbeiten – das muss man als Chef wissen und respektieren“, meint Schmid. Seine Aufgabe sei es dann, einen Rahmen zu schaffen, in dem keiner der Mitarbeiter zu kurz kommt.
„Man könnte sagen, es wird von Familie zu Freundschaft: Familie hält immer und bedingungslos zusammen – Freundschaften können auch auseinandergehen. In einer Freundschaft tut man aber sein Möglichstes, damit es dem anderen gut geht. Und so ist es auch mit meinen Mitarbeitern: Sie sorgen dafür, dass es mir gut geht, und ich versuche dafür zu sorgen, dass es ihnen ebenso gut geht und sie im Freundeskreis bleiben.“
Wenn man aber als kleines Häufchen „Überzeugungstäter“ beginnt und gemeinsam träumt, erschafft, umsetzt, ist Wachstum nicht sogar eine Verlusterfahrung? Nein, das sei zu viel gesagt. Aber natürlich fehlt dieses Zusammensitzen, das Planen. Aus der einen Familie wird ein Dorf, es werden mehrere Freundeskreise, die aber in sich wieder Familien seien, erklärt Schmid. Mit ihm als Familienoberhaupt.
##Ziele sind da, um überholt zu werden
Bei so viel Gerede über Familie und „Vaterrolle“ vergisst man glatt, dass die Person, die mir nun gegenübersitzt, gerade 38 ist. Nicht unbedingt das klassische Bild der „Grauen Eminenz“. Und schon gar nicht, wenn man ihm so zuhört. Roland Schmid ist schnell. Immer schon gewesen. Und ihm selbst fällt es gar nicht auf.„Ich stecke mir meine Ziele gerne hoch. Wenn ich sie dann erreiche, ist es natürlich Wahnsinn. Aber so schnell geht es dann eben nicht immer.“ Nicht?
Schmids beruflicher Weg beginnt in der Bawag – sehr zum Leidwesen seiner Eltern hat er sowohl das WU- als auch das Jusstudium abgebrochen. („Ich habe zu jenen gehört, die das nicht schaffen – ich bin zu unstrukturiert, zu unorganisiert.“) Daneben hat er aber immer schon gearbeitet. Bei der Bawag stellt er sich im Verkauf so geschickt an, dass er nach einem Jahr ins Marketing wechselt und schließlich für sämtliche Internetseiten der Bawag verantwortlich zeichnet. Seine Aufgabe ist es, die dezentralen Datenbanken des Unternehmens in einer CRM-Lösung zusammenzufassen. Später ist er unter anderem als Vertriebsleiter bei der RDB-Rechtsdatenbank – eine Tätigkeit, die sich für seinen heutigen Erfolg noch als wichtig erweisen wird.
2003 schließt er berufsbegleitend das FH-Studium „Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung“ ab und macht sich im Jahr darauf mit seinem ersten Unternehmen, der Lex United, selbstständig. Geplant ist das nicht. Eigentlich war das Ziel, Geschäftsführer der Rechtsdatenbank zu werden. Als das aber durch Veränderungen in der dortigen Führungsebene unwahrscheinlich wird, beschließt Schmid, eben im eigenen Unternehmen Geschäftsführer zu werden. Und gründet es. Wie war das jetzt noch gleich mit „es geht eben nicht immer so schnell“? „Stimmt eigentlich“, gibt er zu und muss lachen. „Ich wollte eigentlich mit 28 Vertriebsleiter sein und war es dann mit 25. Und mit 35 wollte ich Geschäftsführer sein und war es dann mit 28 – nur eben im eigenen Unternehmen.“
Ganz so glatt geht es aber nicht immer: Lex United geht schief. Und zwar so sehr, dass ein entmutigter Roland Schmid schon beginnt, wieder Bewerbungen auszuschicken. Doch dann kommt die Idee, die das Blatt wieder wenden könnte: Lex United soll den Anwendern als autorisierte Verrechnungsstelle der Republik Österreich den Zugang zu den Bundesdatenbanken ermöglichen. Von dieser Idee ist er so überzeugt, dass er sich von seiner Mutter 5000 Euro leiht, um einen Vertriebsleiterjob doch nicht annehmen zu müssen und weitermachen zu können. Wie sich herausstellt, die richtige Entscheidung. Noch in der Anstellung die ersten Schritte in der Selbstständigkeit zu versuchen, ist für Schmid keine Option: „Man muss einfach gleich abspringen – alles andere ist auch nicht fair dem Arbeitgeber gegenüber. Es bedeutet nämlich auch, das Risiko nicht zu nehmen – geht es gut, bin ich weg, geht es schief, werde ich trotzdem weiterbezahlt. Aber mit Sicherheitsnetz geht das nicht – es kann nur funktionieren, wenn man wirklich hundertprozentig dabei ist.“
Das Scheitern des Erstlings ist etwas, das Schmid offensichtlich beschäftigt, immer wieder taucht das Thema im Gespräch auf, immer wieder kommt er darauf zurück. Ein Trauma? Nein. Aber prägend: „Scheitern ist nicht schön. Niemand scheitert gerne und ich schon gar nicht. Aber man kann sehr viel daraus lernen. Man reflektiert, sucht Lösungswege – und schließlich muss man auch ein Scheitern verkaufen können.“ Viele Dinge gilt es aus einem Scheitern zu lernen: Wann man noch weitermachen kann und wann es Zeit ist aufzuhören. Wie man sich seine Ziele richtig steckt: „Die ersten Ziele erreicht man oft nicht. Man setzt sich nicht einfach hin und sagt sich: Ich mache jetzt auch ein Facebook und werde Milliardär.“ Diese Erfahrung habe ihn bodenständiger gemacht.
##Schnell muss es gehen
Bodenständiger – aber weder geduldiger noch langsamer. Immerhin hat er seine Ziele bisher nicht nur erreicht, sondern überholt. Da gilt es auch aufzupassen, dass man nicht plötzlich sich selbst überholt. Was natürlich trotzdem nichts daran ändert, dass es gar nicht schnell genug gehen kann. „Man arbeitet auf ein neues Produkt hin und hat das Gefühl: es sind schon wieder drei Monate vergangen, da hätte viel mehr weitergehen müssen. Anita bremst mich dann immer.“
Anita Körbler, Geschäftsführerin von ImmoUnited, ist die erste Mitarbeiterin, die Schmid einstellt. Die Firmengeschichte ist die gemeinsame Geschichte – das verbindet. Natürlich sitzt sie auch während dieses Portraits dabei – und es mag sein, dass so manches hier geschriebene aus ihrer Richtung gekommen ist. Die beiden arbeiten gut zusammen, weil sie die gleiche Betriebsgeschwindigkeit haben, in die gleiche Richtung marschieren. Das gilt für die ganze Führungsebene, die Schmid um sich aufbaut: „Mein unmittelbares Umfeld muss genauso schnell sein wie ich, sonst funktioniert das nicht.“ Ist er ungeduldig mit sich selbst? Ja. Ist er ungeduldig mit anderen? Kurze Pause, ein kleines Auflachen von Körbler’scher Seite. „Ja“, gibt er also zu und lacht mit. Was aber, wenn ein Mitarbeiter einmal nicht mitkommt? „Das geht nicht. Mitkommen muss sein. Fehler passieren, das ist klar, und ich reiße auch niemandem den Kopf ab. Man muss sie einfach ansprechen und ausmerzen. Ich bin ein großer Fan davon, Entscheidungen zu treffen und sie zu korrigieren, wenn sie falsch sind. Das ist auf jeden Fall besser, als sich nicht entscheiden zu können.“
Schmid tanzt gerne auf vielen Hochzeiten, wie es so schön heißt – auch wenn es mittlerweile so viele werden, dass er notwendigerweise auch einmal eine auslassen muss. Seit Lex United hat er drei weitere Unternehmen gegründet: ImmoUnited, Schmid IT und Imabis. Pläne für mehr gibt es derzeit nicht. Er hat seine vier „Kinder“, damit ist der Papa vorerst zufrieden. Ob er einen Liebling hat? Nein – man hat seine Kinder alle gleich lieb, auch wenn sie zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich viel Aufmerksamkeit brauchen. „ImmoUnited ist das erste erfolgreiche Nischenprodukt, aber sie ist erwachsen geworden. Und es ist auch schön, wenn man die Kinder auch einmal alleine lassen kann, ohne dass etwas passiert.“
Als roter Faden durch Schmids Laufbahn zieht sich der Online-Bereich: „Wir alle arbeiten damit – das ist die Zukunft. Und es gibt noch einiges an Aufholbedarf.“ Warum genau ihn dieser Bereich so sehr fasziniert, kann er nicht sagen. Aber schon während seiner Schulzeit widmet er sich mit Begeisterung einem noch sehr einfachen Telefonmodem, mit dem er chattet. Seitdem lässt ihn das Thema nicht mehr los. Programmieren kann er selbst nicht, er entwirft im Kopf und auf Papier und lässt dann entwickeln – seit 2011 wird das von Schmid IT abgedeckt.
##Grundbuch für Anfänger
Inhaltlich bleibt er mit Lex United zunächst in seinem Ausbildungsbereich, dem Recht. Der Schritt in die Immobilienbranche geht ebenfalls über ein rechtliches Thema. „Ich habe erkannt, wie mühsam Bundesdatenbanken sind. Man muss das Grundbuch wirklich verstehen, um sie zu verwenden. Juristen lernen das an der Uni, aber die Immobilienbranche studiert eben nicht immer Jus. Mein Ziel war es, ein ,deppensicheres‘ Grundbuchabfrageprodukt zu schaffen.“ Üblicherweise braucht man für einen Grundbuchauszug Katastralgemeinde und Einlagezahl – das Produkt, das Schmid mit ImmoUnited baut, schafft das aber einfach mit der Adresse. War er in der Anfangsphase immer im Dienst, trennt er jetzt Firma und Privatleben: „Am Anfang ist die Firma einfach alles – Beruf, Hobby, Zeitvertreib. Selbst wenn man Tennis spielt oder im Fitnesscenter trainiert, ist sie immer präsent. Jetzt ist das nicht mehr so.“ Seit zwei Jahren ist Schmid mit seiner Freundin zusammen, die selbst aus Wien, ihre Eltern aus Sri Lanka und ihre Großeltern aus Spanien kommen – eine Kombination, die seinen eigenen Horizont enorm erweitert hat: „Wir glauben immer, Wien ist ohnehin das einzig Wahre, hohe Lebensqualität und schön. Und auch multikulturell – aber das ist es überhaupt nicht. Der asiatische Bereich ist noch einmal etwas ganz anderes.“ Familientreffen mit dieser so internationalen Familie genießt er sehr: Wenn die Mitglieder aus allen Ecken der Welt anreisen – USA, Kanada, Australien, Panama – und wo es auch ganz normal ist, auf der ganzen Welt Verwandtenbesuche machen zu können. Und wenn Roland Schmid etwas liegt, dann ist es, immer auf Achse zu sein – mit einer seiner vielen Familien. «
Registrieren. Weiterlesen. Vorteile genießen.
Egal ob Sie exklusive Artikel, ein Unternehmensprofil anlegen oder Applikationen wie unser interaktives Firmenbuch nutzen wollen. Wir haben garantiert das richtige Abo-Paket für Ihre Zwecke parat.
Ihre Vorteile
- Erstellen eines ausführlichen Personenprofils
- Testweise 3 Immobilien Magazin Printausgaben
- Lesezeichen für Artikel, Jobs und Events
- Erstellen von Pressemitteilungen, Events und Jobs
- Erstellen eines ausführlichen Firmenprofils
- Schalten Sie über unsere Abonnements weitere Funktionen frei und erhalten Sie den vollen Zugang zu allen Artikeln!
Pro Abo jährlich
120,- € / Jahr exkl. MwSt.
Unlimitierter Zugang zu allen Leistungen inkl. 5 Personen Abos
Vorteile entdeckenPremium Abo
1.200,- € / Jahr exkl. MwSt.
Erstellen Sie Ihr ausführliches Personenprofil, Zugang zum digitalen Immobilien Magazin
Vorteile entdeckenBW
AutorBarbara Wallner
Tags
Innovation
Tax & Law
Tech
Roland Schmid
Immounited
Start-up
Weitere Artikel