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Bundesweite Bodenstrategie ausständig

Studie zum Bodenverbrauch zeigt Verteilung der Bodenversiegelung

Pro Jahr werden in Österreich im Schnitt 41 km2 an Boden in Anspruch genommen, das entspricht in etwa einem Bodenverbrauch von 11,3 ha pro Tag. Etwa die Hälfte dieser Fläche wird auch versiegelt – also mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht verdeckt, wodurch das Bodenleben abstirbt. Gemäß Regierungsprogramm 2020 – 2024 soll die Flächeninanspruchnahme bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag bzw. 9 km² pro Jahr sinken. Eine verbindliche Strategie, wie dieses Ziel erreicht werden soll, steht seitens der Regierung noch aus. Eine neue Studie von Standort+Markt im Auftrag von Handelsverband und Austrian Council of Shopping Places hat sich nun die Verteilung bei der Versiegelung angeschaut. Laut Umweltbundesamt setzt sich dabei die Flächeninanspruchnahme wie folgt zusammen: Wohnbau: 21,1 km2/Jahr; Betriebsflächen (Industrie, Logistik, Gewerbe, Handel): 11,0 km2/Jahr und Straßenbau: 4,4 km2/Jahr. Bei den amtlich erfassten Daten wird innerhalb der Kategorie Betriebsflächen nicht genauer nach Branchen (Industrie, Logistik, Gewerbe, Handel) unterschieden. Von den 83.883 km2 Gesamtfläche, die Österreich umfasst, sind aufgrund der Topographie lediglich 32.540 km2 zur Besiedelung geeignet – der sogenannte Dauersiedlungsraum. Davon sind aktuell 2.411 km2 auch tatsächlich versiegelt. Zum Vergleich: 36.105 km2 entfallen auf Wälder, 23.846 km2 auf Äcker, Wiesen oder Weiden.
Auf Betriebsflächen der unterschiedlichsten Branchen entfallen 683 km2. Die erstmalige Studie von Standort + Markt für den Handelsverband und das Austrian Council of Shopping Places (ACSP) zeigt nun die Verteilung der Versiegelung genauer. Der Wohnbau nimmt dabei 45,40 Prozent, Verkehrsflächen 35,95 Prozent, Betriebsflächen ohne Einzelhandel 10,96 Prozent, Freizeitflächen 4,24 Prozent, Sonstiges 2,86 Prozent, und der Einzelhandel 0,61 Prozent ein.
Bezogen auf die gesamten in Anspruch genommenen Flächen nutzt der Einzelhandel derzeit 35,7 km2. In dieser Zahl sind neben den Verkaufsflächen auch Parkplätze sowie Lagerflächen inkludiert. Das entspricht 5,2 Prozent der gesamten Betriebsflächen des Landes bzw. 0,6 Prozent am gesamten Bodenverbrauch. Näher beleuchtet wurden in der Studie auch die Shoppingcenter. Österreichweit gibt es laut Standort + Markt derzeit 245 Shoppingcenter (Shopping Malls, Retail Parks, Outlet Center und Sonderformen) mit einer Grundstücksfläche von insgesamt 8,0 km2. Von dieser Fläche sind 89,4 Prozent versiegelt, wobei von der versiegelten Fläche je etwa die Hälfte auf das Gebäude selbst, die andere Hälfte auf Park- und Verkehrsflächen entfällt. Damit haben die Shoppingcenter in Österreich bis dato mit einer gesamten versiegelten Fläche von 7,2 km² nur 0,3 Prozent Anteil an der Gesamtflächenversiegelung von Österreich (derzeit 2.411 km²).
Auch regional sind die Trends bei der Bodenversiegelung sehr unterschiedlich. Mit Abstand negativer Spitzenreiter ist das Burgenland. Hier sind pro Einwohner und über alle Nutzungsarten hinweg bereits 500 m2 versiegelt. Mit großem Abstand folgt Niederösterreich (402,8 m2) vor Kärnten (365,5 m2). Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und entsprechend dichter Bauweise am wenigsten versiegelte Fläche pro Kopf weist Wien mit 55,5 m2 auf. Aber auch in Vorarlberg (177,6 m2) und Tirol (222,0 m2) geht man vergleichsweise sparsam mit dem Boden um.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und Austrian Council of Shopping Places-Obmann Christoph Andexlinger fordern daher unisono: "Handelsverband und ACSP fordern einen unbedingten Einbezug der Ergebnisse der Studie in die Bodenstrategie der Bundesregierung, da die neue Faktenlage die Basis für das politische Handeln sein muss. Der Föderalismus mit neun unterschiedlichen Raumordnungen ist in vielen Fällen ein Wettbewerbshindernis. Die Landesgesetzgeber verfolgen gleichartige Ziele, insbesondere die Erhaltung der Ortszentren und die Sicherung der Nahversorgung, jedoch mit teils erheblich divergierenden Konzepten. Der Handelsverband und das ACSP empfehlen daher eine maßvolle Reform, welche mit einer grundsätzlichen Einigung der Bundesländer auf zeitgemäße Standards und einheitliche Definitionen ihren Ausgang finden könnte."

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 05. Oktober 2023 - zuletzt bearbeitet am 05. Oktober 2023


EK
AutorElisabeth K. Fürst
Tags
Österreich
Studie
Flächenversiegelung
Handelsverband

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