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Gamechanger und Teamplayer

Der neue CEO bei United Benefits Michael Klement ist ein Mann der ersten Stunde. Ob die beiden Gründer Franz Kollitsch und Erwin Krause tatsächlich loslassen konnten und was ihn antreibt, erzählt er Gerhard Rodler im Interview.

IM GESPRÄCH | Michael Klement - ##Immobilien Magazin: Sie haben im Herbst 2018 die Funktion als CEO angetreten. Was waren seither die wichtigsten von Ihnen gesetzten Akzente? Michael Klement: Der klare Fokus mit institutionellem Kapital arbeiten zu wollen und hierfür alle notwendigen Strukturen aufzubauen, die strategische Entscheidung, unsere beiden größten Assets, das Hilton Stadtpark Wien und den Y-Towers, Ende 2019 zu verkaufen und die Gründung der United Benefits Holding mit der Eingliederung unserer 4 Tochtergesellschaften. ##IM: Als "Mann der ersten Stunde" sind Sie ja seit der Gründung dabei, haben aber davor bei Europolis, CA Immo und Signa schon reichlich Branchenerfahrung gesammelt. Was macht im Vergleich zu den zuvor erwähnten Unternehmen den speziellen USP des von Ihnen geleiteten Unternehmens aus? Klement: United Benefits zieht sich durch unser gesamtes Branding hindurch, die entscheidenden Aspekte bei uns sind Zusammenhalt, Transparenz, Loyalität und das Team. Unser Team ist bunt durchgemischt, aber extrem erfahren, jeder brennt für den gemeinsamen Erfolg und hat einen klaren Verantwortungsbereich. Als USP würde ich unsere einzigartige Lösungskompetenz, unsere Abgeklärtheit und unser Wir-Gefühl definieren. ##IM: Auch wenn sich die beiden Gründer - Franz Kollitsch und Erwin Krause - 2018 formal aus der operativen GF zurückgezogen haben, hat man von außen den Eindruck, dass sie weiterhin eine sehr, sehr aktive Rolle spielen, die über die klassische Rolle der Gesellschafter eher hinausgeht. Täuscht dieser Außeneindruck? Klement: Franz Kollitsch und Erwin Krause haben eine tragende Rolle bei uns und das ist auch vom gesamten Management so gewünscht. Wir haben es geschafft, eine Struktur und eine Kommunikation zu etablieren, wo die Eigentümer und das Management miteinander auf Augenhöhe agieren können. ##IM: Gab es schon Fälle, wo der operativ letztverantwortliche CEO gegen die Meinung seiner beiden Berater und Gesellschaftern Kollitsch und Krause entschieden hat? Klement: Ich könnte mir als CEO keine bessere Konstellation vorstellen und ich hoffe es nicht nur, sondern ich bin davon überzeugt, dass ich noch nie gegen eine Meinung meiner Gesellschafter entschieden habe. Wir haben ein Miteinander gefunden, wo sich jeder abgeholt weiß und vor Entscheidungen alle Blickwinkel miteinbezogen werden. So definieren wir ein gemeinsames Ziel. Danach wird der Weg dorthin, mir und meinem Team überlassen. Wir haben ein wechselseitiges Vertrauen entwickelt, was selten geworden ist im Business und dieses sehen wir als höchstes Gut an zwischen uns. ##IM: Wie kann man sich die Meinungsbildung in Ihrer weiter wachsenden Unternehmensgruppe denn so vorstellen? Klement: Wir haben unsere Kernbereiche in der United Benefits Holding gebündelt. In den Verantwortungsbereichen arbeiten wir eigenständig und messen uns ständig am gemeinsam verabschiedeten Business Plan. Ich habe laufende Abstimmungsrunden mit unseren Eigentümern, ganz der Linie Digitalisierung getreu - egal, ob per Telefon, Video, Mail oder Präsenztermin. Unsere Stärke ist, dass wir für Entscheidungen immer die Basis, also die Fakten, penibel aufbereiten. Daher können wir, wenn nötig, innerhalb von wenigen Stunden Entscheidungen treffen. ##IM: 2020 war für die Gesamtwirtschaft wohl eine Zäsur, die in der einen oder anderen Form auch die Immobilienwirtschaft prägen wird. Wie hat sich die Gesundheitskrise im Vorjahr auf Ihre Unternehmen ausgewirkt? Wo gab es hier Rückschläge oder zumindest Verzögerungen? Klement: Grundsätzlich ist die Immobilienwirtschaft wohl weniger schlimm betroffen, als viele andere Segmente (Handel, Gastro oder Hotellerie als Beispiel). Wir sind deutlich besser durch die 1. Phase der Krise gekommen, als angenommen und arbeiten weiter kontinuierlich an der Vorbereitung der 2. Phase (damit rechnen wir ab 2022 für mindestens 2 Jahre), also bis die Krise auch bei Privatpersonen bzw. potentiellen Kunden ankommt. Unsere Baustellen sind zum Glück ohne größere Verzögerungen weitergelaufen; gleiches gilt auch für die Abwicklungen und die Erlangung der Genehmigungen. Deutlich herausfordernder ist die Thematik rund um den Einzelhandel: Schließung, Öffnung, Öffnung mit Begrenzung, Schließung - hier ist deutlich zu wenig Planungssicherheit vorhanden. ##IM: Nun sind Sie ja aber auch im Hotelbereich ganz wesentlich tätig - Stichwort Hilton am Stadtpark. Ihr davor größtes Hotelprojekt in Amsterdam konnte ja noch Ende 2019 - aus heutiger Sicht kann man sagen "zur rechten Zeit" - verkauft werden. Wie sehen Sie heute die Assetklasse Hotel vor dem Hintergrund auch derzeit kräftig zusammengestrichener Reisebudgets der großen Firmen? Klement: Tatsächlich haben wir unsere beiden Großprojekte Ende 2019 verkaufen und das Hilton Vienna Park auch während der Covid-Pandemie fertigstellen sowie übergeben können. Wir haben viel Erfahrung im Bereich Hotel und finden die Asset Klasse weiterhin spannend. Aus meiner Sicht wird es aber schon eine Weile dauern, bis auch die Investoren diese Asset Klasse wieder als attraktiv ansehen werden. Schwer abzusehen ist die tatsächliche Entwicklung des internationalen Tourismus, die nachhaltige Ausprägung von Business-Reisen und die Gestaltung von Pachtverträgen zukünftig. Ich bin aber davon überzeugt, dass spannende Objekte auf den Markt kommen und viel Bewegung in diese Asset Klasse bringen werden, sobald eine ausreichende Durchimpfung erreicht wird. Darauf werden wir vorbereitet sein. ##IM: Wird es also weitere Hotelprojekte geben? Klement: Aktuell entwickeln wir am Hauptbahnhof Wien ein 300-Zimmer Budget-Hotel und ja, ich kann mir gut vorstellen, auch zukünftig in Hotelprojekte zu investieren. ##IM: Nun sind Sie auch im Retailsektor intensiv engagiert. Mit den beiden Outletcentern in Parndorf sowie an der österreichisch-tschechischen Grenze ebenso wie mit den EKAZENT-Standorten. Inwiefern gibt es im Lichte des voranschreitenden Onlinehandels hier absehbar Kurskorrekturen? Klement: Mit unserer Ekazent-Gruppe sind wir mit knapp über 300.000 m² vermietbarer Fläche im Management sehr stark vertreten. Wir haben in diesem Portfolio eine sehr hohe Auslastung, aber schon einige Rochaden bemerkt in den letzten 12 Monaten. Und ja, ich glaube auch, dass Corona dem Onlinehandel noch einen zusätzlichen Boost gegeben hat. Der lokale Retail wird sich zwar ein wenig neu erfinden müssen, um attraktiv zu bleiben, aber ich bin mir sicher, dass er eine Zukunft hat. Auch das Grätzl-Denken und die wiedergefundene Regionalität-Affinität helfen hier zunehmend. ##IM: Sie verantworten derzeit die größten frei finanzierten Wohnbaubereiche in Wien und sind in diesem Segment, wie man hört, weiter auf der Projektsuche. Wird dieser Wohnbauboom noch lange so weiter gehen oder ist hier eine Wachstumsgrenze bereits in Sicht? Klement: Mit unserem Wohngarten, der über 700 freifinanzierte Wohnungen bietet, sind wir voll im Plan und werden die ersten beiden Bauteile im Oktober 2021 fertigstellen. Der Vertrieb der Wohnungen über unsere EKAZENT startet in wenigen Wochen. Wir haben auch in den letzten Wochen weitere Projekte für über 500 Wohnungen in Wien zugekauft. Wir bleiben hier unserer Linie treu - wir gehen den Weg des Smart-Livings und des freifinanzierten, leistbaren Mietsegments weiter nach. Ich glaube nicht, dass wir an eine Wachstumsgrenze per se stoßen werden, aber der Zuzug verändert sich. Home-Office, Home-Schooling und Fernuniversitäten werden sich immer mehr durchsetzen und daher wird die Frage, ob Stadt oder Land neu gestellt. Ich bin davon überzeugt, dass die Städte durch ihre Attraktivität, Modernität und Freizeitmöglichkeiten auch zukünftig punkten werden. ##IM: Man hört relativ wenig über Büroprojekte von Ihnen. Täusche ich mich oder halten Sie sich hier eher zurück? Und wenn ja, warum? Klement: Die Assetklasse Büro ist bei uns nicht im zentralen Fokus, aber wir schließen diese nicht dezidiert aus. Bereits vor Corona, aber besonders jetzt, spüren wir eine Unsicherheit gegenüber den zukünftigen Anforderungen an das moderne Büro. ##IM: Seit zwei, drei Quartalen höre ich, dass sich die Banken immer schwerer tun, Immobilienkredite zu vergeben und sich immer mehr Projekte dadurch verzögern. Haben Sie ähnliche Erfahrungen? Klement: Die Banken haben momentan viel schwierigere Themen als unsere Branche, aber auch wir merken, dass es nicht einfacher wird. Dennoch haben wir zuverlässige Partner an der Seite und haben auch letztes Jahr mehrere Transaktionen in unterschiedlichen Asset-Klassen durchführen können. ##IM: Welche Aufgabe wird innerhalb Ihrer Gruppe der United Benefits Capital zukommen - ab wann wird diese operativ sein? Klement: Das Büro wird in Frankfurt an einer renommierten Adresse öffnen und wir wollen mit dem Team vor Ort ab spätestens 1.10.2021 aktiv sein. Dadurch ist unser Wachstumsschritt mit einem weiteren Büro in Deutschland klar definiert. United Benefits Capital berät im Rahmen des Geschäftsfeldes Institutional Capital & Funds Advisory institutionelle Investoren bei der Konzeption und Strukturierung von Immobilien-Anlagevehikeln. ##IM: Was sind Ihre derzeitigen Lieblingsprojekte? Klement: Von unseren Projekten ist derzeit unser Lavater mein Lieblingsprojekt, weil es alles vereint, was Smart-Living 2021 auszeichnet. Außerdem bereitet mir unser neues Debt-Produkt, an dem wir seit über 1 Jahr arbeiten und das wir noch vor dem Sommer launchen werden, besondere Freude. ##IM: Vielen Dank für das Interview.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. April 2021 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorGerhard Rodler
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