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Gatsby’s Große Zeit

Anlässlich der neu angebrochenen Zwanziger werfen wir einen Blick auf jene Geschichte, die das Amerika der letzten Zwanziger Jahre wie keine zweite lebendig werden lässt: Fitzgeralds "The Great Gatsby". Reisen wir zurück - in das Amerika der letzten Zwanziger. Es ist das Goldene Zeitalter, die Ära des ewigen Wachstums, in der Krise und Verfall undenkbar sind. Die Industrialisierung ist jung und schön, schwingt verführerisch die Hüften zu Charleston und illegalem Champagner. Der Fortschritt wächst gemeinsam mit den Gebäuden in den Himmel, der Mensch kratzt buchstäblich an den Wolken. Das ist das Setting für jenen Roman, der bis heute der Inbegriff des Jazz Age ist: The Great Gatsby. Handlung und Figuren bewegen sich in dem Spannungsfeld zwischen oberflächlicher Ausschweifung und dem Wunsch nach Liebe, ignoranter Dekadenz und unverbrüchlichem Idealismus. Bis heute gilt Fitzgeralds Magnum Opus als unverfilmbar - was Hollywood nicht davon abhält, sich alle paar Jahre am Gegenbeweis zu versuchen. Mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Jüngster - wenn auch schon etwas in die Jahre gekommener - Versuch ist die 3D-Verfilmung von Baz Luhrmann aus dem Jahr 2013, mit Leonardo DiCaprio in der Titelrolle. Über die Qualität des Filmes lässt sich streiten, was uns aber interessiert, liebe Leserinnen und Leser, ist die Art und Weise, wie Luhrmann in seinem Glitzer-Spektakel die Architektur als Symbol inszeniert, wie es schon Fitzgerald in der Romanvorlage tut. Nicht umsonst ist das Wort "House" eines der meistverwendeten des Romans. Dass der Film in 3D gedreht wurde, kommt dieser Symbolik natürlich zusätzlich entgegen. ##New York, New York Manhattan ist ein Tempel der Reizüberflutung, und wie die Massen, die sich durch die Straßen schieben, ist auch die Kamera ständig in Bewegung, schmiegt sich an Häuserfassaden, saust von Gebäude zu Gebäude, von Einstellung zu Einstellung. Wir nähern uns der Stadt von oben, fliegen eine scheinbar unendliche Wolkenkratzerfassade hinunter, an der Erzähler Nick Carraway naiv-hoffnungsvoll emporblickt. Als selbiger nach einer ausschweifenden Party aus dem Fenster sieht, zieht uns der Regisseur aus der Kleingruppe hinaus in das Lichtermeer der Großstadt, in der das Individuum winzig und unbedeutend ist. Die Fahrt endet schließlich wieder mit einzelnen Menschen, den namenlosen Arbeitern, die in luftiger Höher an einem Stahlträger herumhämmern. Sie sind der Grundstock des Fortschritts, des Reichtums, an den die Reichen und Schönen doch keinen Gedanken verschwenden. Bezeichnenderweise liegt ausgerechnet zwischen den Wohnsitzen der Protagonisten und Manhattan das "Valley of Ashes". Hier zeigt sich die dunkle Seite der Industrialisierung, die Welt ist bedeckt von einer grauen Staubschicht, die an den Menschen klebt wie ihre Verzweiflung. ##Zu viel ist gerade genug Als Gegenpol zum geschäftlichen Trubel der Großstadt stehen East und West Egg auf Long Island, wo sich die Wohnsitze der Hauptfiguren befinden. Hier geht es nicht weniger ausgelassen zu, aber hier ist es nicht Wirtschaftswachstum und Industrialisierung, sondern der pure Hedonismus, der den Ton angibt. Hier werden die Wohnsitze der Buchanans und Gatsbys als Gegensätze inszeniert - altes Geld in East Egg, neureich in West Egg. Das Anwesen der Buchanans ist Ausdruck alten Reichtums, eine Villa im Georgianischen Kolonialstil, der vor allem im 19. Jahrhundert und in den Südstaaten beliebt ist. Hier dominiert Ordnung, Symmetrie, jeder Grashalm steht stramm und kennt seinen Platz. Hinter dieser perfekten Fassade jedoch verbirgt sich eine zerrüttete Ehe, Schwermut und Desillusionierung. Neben dem edel-gepflegten Anwesen, in dem seine Familie lebt, leistet Tom sich nämlich ein winziges, kunterbuntes Party-Apartment mit seiner Geliebten Myrtle, in dem Ordnung und Benehmen nichts verloren haben. Buchstäblich gegenüber - in Sichtweite der Buchanans - ist Gatsbys Anwesen. "It's like an amusement park", bemerkt Carraway bei seinem ersten Besuch. Und tatsächlich erinnert die riesige Villa an ein Disney Schloss. Wo bei den Buchanans Stil und Symmetrie herrschen, tobt hier ein bunter Stilmix aus Art Deco, Neugotik und Kolonialstil. Es ist ein Haus, das ein Kind bauen würde, wenn es Eindruck schinden will. Und tatsächlich wirkt Gatsby wie ein naiver Junge in einem Traum, Daisy zurückzugewinnen. Der Kitsch, Glitzer und Pomp des Märchenschlosses ist am Ende doch nur Ausdruck von Gatsbys Verlorenheit in einer Welt, der er nicht angehören und die er nicht verstehen kann. Es ist dieses Unverständnis, die Unfähigkeit das Spiel der Oberen Zehntausend mitzuspielen, die Gatsby schließlich das Leben kostet. Dieses gipfelt in seinem besucherlosen Begräbnis, das sein märchenhaftes Anwesen als leere Ruine zurücklässt, als Grabmal des Jazz Age.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 01. Februar 2020 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorBarbara Wallner
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