Immomedien
Marktimmomedien.atimmoflash.at
 / Lesezeit 3 min

Beck und Dornaus im Interview

Interview im Vorfeld des Real Estate Circle 2025

immoflash sprach im Vorfeld des Real Estate Circle 2025 mit den BIG/ARE-Geschäftsführenden Gerald Beck und Christine Dornaus über Marktentwicklung, Zinssätze und Trends.

Wie hat sich der Markt seit Jahresbeginn entwickelt – ist die lang erhoffte Trendwende jetzt endlich da?


Gerald Beck: Seit Jahresbeginn können wir auf dem Immobilienmarkt erste Anzeichen einer Stabilisierung erkennen. Die Unsicherheiten bleiben aber hoch, die Wachstumsprognosen für den Euroraum und speziell für Österreich sind getrübt und es bleiben strukturelle Herausforderungen, die inflationstreibend wirken. Wir beobachten, dass Investitionen in Immobilien wieder steigen, auf die Trendwende zu einem starken Aufschwung warten wir aber noch.

Welche Auswirkungen haben die aktuellen Zinssätze und Finanzierungskonditionen?

Christine Dornaus: Das Finanzierungsumfeld bleibt für viele in der Branche herausfordernd. Bei Projektfinanzierungen sehen wir, dass die Banken nach wie vor deutlich höhere Eigenkapitalquoten fordern und bei der Vergabe von Krediten selektiv vorgehen. Diese Vorsicht ist auch geboten, nach den Insolvenzen, die wir seit eineinhalb Jahren beobachten müssen. Die BIG hat eine sehr hohe Eigenkapitalquote von über 50 Prozent und eine hervorragende Bonität. Wir beobachten auch, dass andere Marktteilnehmer mit einem solidem Track Record und guten Projekte durchaus Finanzierungen bekommen. Die niedrigeren Leitzinsen wirken sich inzwischen positiv auf Wohnungsankäufe aus. Wir können bei guten Wohnprodukten beobachten, dass der Ankauf von Eigentumswohnungen wieder interessanter wird und das Kaufinteresse zunimmt. Insgesamt tragen die aktuellen Zinssätze und Finanzierungskonditionen dazu bei, den Immobilienmarkt zu stabilisieren und die Nachfrage zu unterstützen.

Wie kann man als Bauträger und Projektentwickler jetzt agieren?

Beck: Als Bundesimmobiliengesellschaft konzentrieren wir uns auf unsere Kernaufgabe, also auf die Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur wie Schulen, Universitätsgebäude oder Sicherheitsliegenschaften, mit unserer ARE auf Quartiersentwicklungen mit Büro und Wohnbau und in allen Bereichen auf die Dekarbonisierung unseres Bestandsportfolios. Das ist unser Auftrag und hier sehen wir gute Voraussetzungen für Investitionen in den kommenden Jahren. Wir haben für die kommenden Jahre Investitionen von mehr als fünf Milliarden Euro in Planung – damit kurbeln wir auch die heimische Wirtschaft an und schaffen Perspektiven für die Firmen aus der in die Krise geratenen Bauwirtschaft.

Welche langfristigen Trends – etwa im Bereich Nachhaltigkeit oder Digitalisierung – prägen derzeit den österreichischen Immobilienmarkt besonders stark?

Beck: Wir befinden uns in einem gewaltigen technologischen Umbruch, die Geschwindigkeit der Entwicklungen ist teilweise atemberaubend und beim Thema künstliche Intelligenz herrscht eine Mischung aus Aufbruchsstimmung und Berührungsangst. Diese Entwicklungen bilden sich auf den Märkten ab und selbstverständlich – wenn auch oft mit etwas Verzögerung – auch auf dem Immobilienmarkt. Für die BIG ist die Planung mit BIM inzwischen eine Selbstverständlichkeit und wird in unseren Architekturwettbewerben bei den meisten Projekten gefordert. Darüber hinaus haben wir mehrere KI Anwendungen selbst entwickelt, unter anderem eine konzerninterne und damit sichere "BIG GPT"-Version. KI-Software soll aber auch bewirken, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit ineinandergreifen, woran wir auch intensiv arbeiten. Im Bereich der Nachhaltigkeit beobachten wir erfreulicherweise schon seit einigen Jahren ein wachsendes Bewusstsein und gestiegene Ansprüche unserer Kunden.

Dornaus: Ein Paradebeispiel dafür sind die heimischen Universitäten, die ihre Neubauten fast schon wie selbstverständlich mit Erdwärme und Wärmerückgewinnung ausstatten und ihre Campus-Standorte CO2-neutral betreiben wollen und Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Auch für große Büro-Kunden sind die höchsten Nachhaltigkeitszertifizierungen inzwischen Voraussetzung. Nachhaltigkeit ist überdies unmittelbar mit dem Erhalt von Bestand verbunden. Auch hierfür steigt das Bewusstsein in unserer Branche und in der Zivilgesellschaft. Wir haben im vergangenen Jahr so viel in die Instandhaltung unserer Häuser investiert, wie nie zuvor. Insgesamt flossen konzernweit 45 Prozent unserer Investitionen in Sanierungsprojekte und Instandhaltung. Dabei geht es nicht nur um denkmalgeschützte Gebäude, sondern auch um etliche Gebäude aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die wir für moderne Nutzungen adaptieren. Auch der Denkmalschutz wird mehr und mehr vereinbar mit Energieeffizienzmaßnahmen, wir sind diesbezüglich in sehr gutem Austausch mit dem Bundesdenkmalamt.

Welche Hauptbotschaften dürfen sich die Teilnehmer:innen des Real Estate Circle 2025 von Ihrem Beitrag erwarten?

Beck: Bei der Podiumsdiskussion am Donnerstagnachmittag geht es um die intelligente Entwicklung und die Dekarbonisierung von Bestand. Zu diesem Thema kann der BIG Konzern etliche repräsentative Best-Practice Beispiele beisteuern – immerhin investieren wir in den nächsten Jahren an die zwei Milliarden Euro in die Dekarbonisierung unseres Bestandsportfolios.
Dornaus: Die Abschlussrunde steht unter dem Titel "Real Estate Perspectives". Ich freue mich darauf, die großen Themen der Immobilienwelt zusammen mit interessanten Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern zu diskutieren, die jeweils einen anderen Blick auf die Branche haben, und die Perspektive der BIG einzubringen.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 05. Mai 2025 - zuletzt bearbeitet am 06. Mai 2025


EK
AutorElisabeth K. Fürst
Tags
Real Estate Circle 2025
Real Estate Circle
Christine Dornaus
Gerald Beck
BIG
are

Weitere Artikel