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Gutes wollen, Böses schaffen

Wer in Berlin einen schnieken Altbau bewohnt, muss im Herbst mit bis zu 40 Prozent Mieterhöhung rechnen. Ermöglicht wurde der Anstieg durch einen umgekehrten faustischen Pakt. Es hat vielerlei Gründe, warum ich gern den Video-Shop in meiner Straße aufsuche: Vom Autorenkino bis zum Hollywood-Blockbuster ist alles vorhanden, ein angeregter Plausch über die neuesten Netflix-Serien ebenso, ein bisschen Stadtpolitik und Kiez-Tratsch. Und dann plötzlich die Nachricht: Wir ziehen aus und um, ans andere Ende der Stadt, in die Pampa, zu erreichen am ehesten mit der S-Bahn. Grund für den Exodus: die Miete wird verdoppelt. Meine nächtlichen Aktivitäten unter der Woche haben einen herben Schlag abbekommen. Was mach ich nun, wenn der Schlaf nicht kommen will, die Bücher am Bettrand nicht mehr locken, der Kühlschrank leer ist und mein partnerschaftliches Gegenüber durch berufsbedingte Abwesenheit glänzt? ##Mietpreisbremse ohne Wirkung Dabei ist nicht nur der Videoladen betroffen. Neben Büro- und Gewerbeflächen leidet vor allem die soziale Durchmischung im Kiez unter dieser Entwicklung. Seit die Gentrifizierung die angesagten Berliner Bezirke durchsetzt, hat sich die Einwohner-Struktur zu Gunsten von Hipster-Money verändert. Echte Ost-Berliner sind Mangelware. Kein Wunder bei diesem massiven Anstieg. Experten machen die Einführung der Mietpreisbremse dafür verantwortlich. Kurz davor haben viele Hauseigentümer die Mieten nochmals kräftig erhöht. Die Ursachen lägen in den stark gestiegenen Mieten bei Wiedervermietungen. Denn auch nach der Einführung der Mietpreisbremse wurden Mieten oftmals deutlich stärker erhöht als erlaubt. In den Mietspiegel gingen deshalb auch Miethöhen ein, die rechtlich gar nicht zulässig seien. Die Mietpreisbremse zeigt also null Wirkung. Sie ist ein typisches Produkt des an der Oberfläche sozial zwar recht engagierten Berlins und einer extremen Misswirtschaft und Planlosigkeit, die unter der Oberfläche kocht - siehe Flughafen BER. ##Sexy & frech Um zu überprüfen, ob die Miete gerechtfertigt ist, muss der Mieter wissen, wieviel der Vormieter gezahlt hat. Was extrem schwierig in Erfahrung zu bringen ist. Außerdem sind zu wenig Mieter bereit, sich auf einen Rechtsstreit mit dem Vermieter einzulassen. Ab und an werden - vor allem in Kreuzberg - noch niedliche Demonstrationen organisiert, wenn die Mieten in einer Straße wieder einmal exorbitant steigen. Dann kommen die kritischeren Stadt-Postillen wie Zitty oder der Tagesspiegel zum Einsatz, um darüber zu berichten. Die Woche darauf ist der Protest meist schon Geschichte und die Mieter auf der Straße. Und wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es ein disruptiver Visionär der Immobilienwirtschaft, welcher Vermieter und Eigentümer zufrieden stellt - und vielleicht noch Bauträger und Entwickler und die gesamte Real Estate-Wertschöpfungskette bis hin zum eigentlichen Zeugungsakt.
Kurz vor Start der Mietpreisbremse haben Vermieter die Preise erhöht.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Juni 2017 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


RK
AutorRomana Kanzian, Redaktionsbüro Berlin
Tags
Wohnen
Markt
Miete
berliner stadtgeschichten

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