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Handel(sflächen) im Wandel

Der Einzelhandel - und mit ihm die Geschäftsflächen sind eben dabei, sich radikal zu verändern. Und zwar in Rekordtempo, sagt Jörg F. Bitzer, Leitung Einzelhandelsimmobilien bei EHL im Gespräch mit Gerhard Rodler. [b]Man hat nach wie vor den Eindruck, dass in Österreich die Geschäftsflächen wachsen. Wie geht das mit langfrisitig wohl eher sinkenden Umsätzen des stationären Handels (Stichwort: online-Handel) zusammen?[/b] Bitzer: Österreichweit sind die Geschäftsflächen zwischenzeitlich leicht rückläufig- insbesondere wenn man die für tatsächlichen Einzelhandel (d.h. ohne Gastronomie und alternative Nutzungsformen, wie z.B. Ordinationen etc) genutzten Flächen anschaut. Allerdings gibt es seit einigen Jahren einen zunehmenden "Trend" zu "GOOD-BETTER-BEST"- d.h. Einzelhändler fokussieren sich zum Einen auf immer bessere Standorte und optimieren damit ihr Filialnetz, zum anderen wird nahezu durchgängig versucht, sich auf die sehr guten und Spitzenlagen zu konzentrieren. Dies gilt sowohl im High-Street-Segment, noch stärker aber im Bereich der Shopping-und Fachmarktzentren. [b]Welche Bedeutung kommt da den Fußgängerzonen (noch) zu?[/b] Bitzer: Die Fußgängerzonen in den Groß-und Mittelstädten sowie die gut laufenden Shoppingcentren verzeichnen unverändert einen Nachfrageüberhang seitens der Einzelhändler. Der Onlinehandel wirkt sich zunächst in den Kleinstädten und Kleinstgemeinden aus, wo der Postbote der wichtigste Warenlieferant wird und sich die Rückgänge im stationären Handel am ehesten deutlich bemerkbar machen. [b]Also wird der online-Handel weiter boomen?[/b] Bitzer: Insgesamt haben sich aber die Wachstumsraten im Onlinehandel in den letzten Monaten und Jahren deutlich verlangsamt und in einigen Bereichen (z.B. Buchhandel) auch bereits umgekehrt. Hierdurch und durch den Trend, dass Onlinehändler zunehmend sowohl Präsentations-als auch Distributionsflächen benötigen um Marken und sich selbst ausreichend präsentieren zu können entsteht gerade für die guten und sehr guten Handelsflächen ein neues, weiteres Nachfragepotenzial. [b]Haben Modelle wie das "Goldene Quartier" in der Wiener City Zukunft?[/b] Bitzer: Das "Goldene Quartier" ist eine einmalige Agglomeration von Luxussegmentanbietern, die insgesamt dazu geführt hat, dass die Stadt Wien mit ihren 13 mio Touristennächtigungen überhaupt erstmalig auf der "Landkarte des Luxury Retail" aufgetaucht ist. In keinem Segment des Einzelhandels ist die unmittelbare Nachbarschaft vergleichbarer Anbieter so essentiell wie im Luxusbereich- dies hat das "Goldene Quartier" mehr als eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wie in allen anderen europäischen und weltweiten Metropolen gibt es aber -nahezu- immer nur EINEN Hotspot für Luxury Retail, insofern kann das Goldene Quartier keinen Modellcharakter haben, es wird kaum replizierbar sein. [b]Man hört aber, dass es auch dort Probleme gibt oder jedenfalls gegeben hat?[/b] Bitzer: Das GOLDENE QUARTIER hat sicherlich recht lange unter den Bauarbeiten sowohl im Objekt selbst, im Zuge der umliegenden Infrastruktur als auch im angrenzenden Luxushotelneubau etwas zu leiden gehabt- dies mag zu den erwähnten Anfangsschwierigkeiten geführt haben. Die jetzt jedoch weitestgehend fertiggestellte Flächenagglomeration hat sicherlich einen festen Platz unter den Luxusmarken gefunden. [b]Shoppingcenters auf Bahnhöfen - funktioniert das in Österreich?[/b] Bitzer: Grundsätzlich funktionieren gut gemanagte Shoppingcenter in Bahnhöfen überall in Mitteluropa. Die deutschen Hauptbahnhöfe Köln und Leipzig sind hierfür leuchtende Beispiele. [b]Aber man hörte zuletzt, dass es im Shoppingcenter am Wiener Hauptbahhof doch auch unzufriedene Mieter gegeben hat, warum?[/b] Bitzer: Der Hauptbahnhof in Wien hat sicherlich aktuell unter mehreren Punkten noch zu leiden: zum Einen erfolgt die endgültige Fahrplanumstellung inclusive Fahrgastführung über den Wiener Hauptbahnhof erst mit dem Fahrplanwechsel im Herbst 2015...d.h. der Bahnhof ist bereits seit 1 1/4 Jahren im Betrieb, hat aber seine volle Funktionalität noch nicht entfalten können. Zum anderen ist natürlich die aktuelle massive Baustellensituation in den letzten Monaten rund um den Hauptbahnhof mit mehrfach geänderter Verkehrsführung zum Bahnhof kein besonderes "Aushängeschild" für externe Besucher gewesen. Abschließend ist die zusätzliche Herausforderung im Zuge der aktuellen Flüchtlingssituation in den vergangenen 3-4 Monaten ebenfalls eine nicht planbare Entwicklung für den Wiener Hauptbahnhof gewesen. [b]Sie gehen also davon aus, dass es auch am Hauptbahnhof gut funktionieren wird?[/b] Bitzer: Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass spätestens im Laufe des Jahres 2016, wenn diese 3 zusätzlichen Herausforderungen weggefallen sind, der Hauptbahnhof WIEN eine gut funktionierende Shoppinglocation sein wird. [b]Ist zu erwarten, dass noch weitere internationale Ketten nach Österreich drängen, oder ist dieser Trend vorbei?[/b] Bitzer: Nein, der Trend ist grundsätzlich ungebrochen...unverändert ist die hohe Kaufkraft (insbesondere in Wien und im Wiener Einzugsgebiet), die geographische Nähe zum größten europäischen Markt in Deutschland, die wirtschaftliche und politische Stabilität sowie -insbesondere für Wien und Salzburg- die extreme Anziehungskraft im Bereich des Tourismus ein absoluter PULL-Faktor. Seitens EHL sind wir sowohl auf der Retail Matchmaking Conference in Zagreb als auch auf der EXPO von mehreren Retailern auf Expansionsmöglichkeiten in Österreich angesprochen worden und werden diese Anfragen in den nächsten Wochen weiter verfolgen. [b]Danke für das Interview.[/b]
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. November 2015 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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Autor Gerhard Rodler
Tags
Retail
Markt
Interview
Immobilien Magazin
Jörg Bitzer

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