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Hotelmarkt an der Kippe
Der Hotelmarkt hat naturgemäß in der Corona-Krise schwer gelitten. Gerade in Wien sind aber eine Vielzahl an Hotelentwicklungen in der Pipeline, was zu einer Überkapazität führen könnte.
Die Assetklasse Hotel hatte in den vergangenen Jahren einen nie gesehenen Boom erlebt. Insbesondere in der Städtehotellerie stiegen die Kennzahlen Jahr für Jahr an und auch der Ausblick war - auch aufgrund der steigenden Tourismuszahlen aus China - sehr positiv. Die Folge war, dass immer mehr Immobilienentwickler die Assetklasse für sich entdeckt hatten und Hotelprojekte planten.
Doch dann kam der Lockdown und die Städtehotellerie wurde von heute auf morgen auf quasi Null runtergefahren. Die Auslastung fiel in den deutschsprachigen Städten laut Zahlen des Hotelconsulters MRP Hotels im Mai auf 5 Prozent. Der Juni sah mit einer Auslastung von 20 Prozent nicht viel besser aus.
##Nur langsame Erholung
Martin Schaffer, geschäftsführender Partner bei MRP Hotels glaubt nicht, dass der Einbruch nur ein kurzfristiges Phänomen ist: "Die Stadthotellerie wird die Auswirkungen der Krise noch längerfristiger und stärker als ursprünglich angenommen spüren. Aus unserer Sicht werden die Freizeitreisenden langsam, aber deutlich schneller als Geschäftsreisende in die Städte zurückkehren. Bedingt durch Beschränkungen im Reiseverkehr wird sich das internationale Geschäft zudem langsamer erholen als das nationale", erklärt er.
Die Städte - und hier vor allem jene Städte, die einen sehr hohen Anteil an Kongressen und Messen aufweisen - müssten sich laut Schaffer mit einem angepassten Angebot und neuen Konzepten am Markt präsentieren. "Schon jetzt werden relevante und große Veranstaltungen im Jahr 2021 verschoben oder sogar abgesagt. In der nahen Zukunft sehen wir da auch keine Verbesserung der Lage. Eine vollständige Erholung sehen wir nicht vor 2023", zeichnet er ein nicht sehr optimistisches Bild für die nahe Zukunft der Stadthotellerie.
##Überkapazität
Laut Schaffer wird es in Wien sowohl zu einem Verdrängungswettbewerb wie auch zu einer Bettenüberkapazität kommen, da einige Developmentprojekte in Wien schon den "Point of no return" überschritten haben.
"Die Marktbereinigung wird dabei alle Hotelkategorien in der einen oder anderen Form treffen, grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass die neuen Betriebe veraltete Betriebe, bei denen Investitionen kaum möglich oder aus wirtschaftlicher Sicht vielleicht auch nicht sinnvoll sind, verdrängen werden", so der Hotelexperte. Zudem würden auf die Eigentümer und Betreiber neue Herausforderungen in Bezug auf haltbare und belastbare Forecasts und Vorschriften zukommen. Viele werden wohl ohne Zuschüsse, Garantien und Pachtreduktionen schlichtweg nicht überleben können.
Früh reagiert hat bereits der größte Hotelentwickler Europas, die UBM. "Hotel ist eine der von der COVID-19-Pandemie am stärksten betroffenen Assetklassen. Daher haben wir sehr rasch und konsequent reagiert - es werden nur mehr jene Hotelprojekte umgesetzt, die schon im Bau sind. Für alle anderen Hotelprojekte überlegen wir Alternativkonzepte. Dies betrifft auch die Wiener Projekte", erklärt Thomas G. Winkler, CEO der UBM, der von einem langen, steinigen Weg ausgeht, "da Investoren erst wieder das Vertrauen in nachhaltig durch Hotels zu erwirtschaftende Erträge zurückgewinnen müssen".
Was die Touristenzahl in Wien betrifft, rechnet Winkler mit einer Erholung: "Wien hat traditionell einen sehr hohen internationalen Anteil an Besuchern, der in den letzten Jahren auch stetig gewachsen ist. Dieser wird sich bei einem nach wie vor einzigartigen kulturellen und damit auch touristischen Angebot wieder erholen." Weniger optimistisch ist Winkler, was Businessreisen betrifft.
"Ob das wichtige Standbein Kongresse und Veranstaltungen sich wieder komplett erholen wird, ist derzeit noch ungewiss und wird vor allem für die größeren Hotels essentiell sein. Diese werden also bis auf weiteres auch im Individualbereich aktiver sein - Hotels unter internationalen Marken werden dabei durch stärkere Vertriebssysteme und ihre Loyalty-Programme weitere Marktanteile gewinnen können", so seine Einschätzung. Positiv stimmt allerdings, dass - wie man in der Branche hört - auch jetzt noch Hotelbetreiber in Wien auf Standortsuche sind.
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AutorStefan Posch
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