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Ich bin ein böser Kampfschwimmer
Die letzte Seite, von Thomas Rottenberg
Ich gebe zu: Ich habe gelogen. Ich kann nämlich gar keine Termine beim Bürgermeister vermitteln.
Ich weiß lediglich die Durchwahl zum Vorzimmer. Aber in der Hitze des Gefechtes habe ich halt ein bisserl übertrieben. Und falls Sie jetzt meinen, ich sei ein „Gfrast“, kann und will ich gar nicht widersprechen – sondern lieber die ganze Geschichte erzählen.
Schuld an der Sache ist die Physik. Genauer: jene Grundregel, dass an einem Ort zu einem Zeitpunkt nur ein Körper sein kann. Naturgesetze gelten überall. Auch im Schwimmbad. Deshalb verbindet die drei Damen mit den Dauerwellen und mich eine sehr solide Feindschaft.
In Wiens Sommerbäder trainiert frühmorgens die Leistungssportjugend: Irgendwann sollen sie Olympiamedaillen holen. Danach, wenn das Volk ins Bad darf, lassen manche Trainer ein paar Bahnen noch kurz gesperrt – damit auch andere sportschwimmen können.
Doch „Sport“ ist relativ. Meine Schwimm-Kumpel verstehen darunter etwas anderes als die drei Damen Autor: Thomas Rottenberg mit den Dauerwellen: Die drei treiben als Dreierkette. Nebeneinander. Arme breit, Köpflein in der Höh. Wegen des Plausches. Und der Frisur.
Wir haben es höflich versucht: Ob die Damen nicht in jener Hälfte des Beckens schwimmen könnten, in der auch die anderen Pensionisten ... „Na sicher nicht! Wir sind Stammgäste und schwimmen seit 40 Jahren genau hier!“ Ob sie dann nicht hintereinander ... im Kreis ... so, wie man das auf der ganzen Welt tut? „Nix da! Wir schwimmen so! Das ist ein öffentliches Bad!“ Öffentliches Bad? Wir schwammen los. Hintereinander – und durch die treibende Dreierkette. Ohne eine der Damen zu berühren. Dachten wir. Doch dem Gebrüll hinter uns zufolge hatten wir jemanden getroffen und verletzt: DAS hatten wir echt nicht gewollt.
Bademeister eilten herbei – doch den Damen ging es gut. Dennoch verlangten sie Sanktionen. Unsere Köpfe. Zumindest des Bades sollten wir verwiesen werden. Für immer.
„Wieso?“, fragte ein Bademeister. Ob er blind sei? Ob er nicht sähe, was wir angerichtet hätten? „Ich seh nix“, sagte der Mann. Die Damen tobten: Die Haare: Nass! Die Frisuren: Hinüber! Der Bademeister staunte: „Gnädigste, Sie wissen schon, dass Sie sich hier im Wasser befinden?“ Mehr brauchte es nicht: Unverschämtheit! Zuerst die „militanten Kampfschwimmer“, jetzt „der ungehobelte, inkompetente Bademeister“. Man sei Stammgästin. Habe Rechte. Kenne Mittel und Wege: „Wir gehen zum Bürgermeister. Wir sorgen dafür, dass Sie Ihren Job verlieren!“ Ich konnte nicht anders. Die Verlockung war zu groß: „Ich kenn da wen im Büro vom Häupl. Wollen Sie die Nummer oder soll ich für Sie anrufen und gleich einen Termin ausmachen? Und: Wenn ich Sie begleite, geht es schneller. Ist das okay für Sie?“ Kurz dachte ich, die Damen mit den Dauerwellen würden tatsächlich platzen: Selten zuvor habe ich Menschen so toben gesehen.
Nächste Woche werden wir wieder schwimmen gehen. Natürlich ins gleiche Bad zur gleichen Zeit. Ich freue mich schon. «
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AutorThomas Rottenberg
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