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Katar als Groß-Investor
Bauträger auf der Suche nach Kapital – und wer ist das derzeit nicht? – sollten schleunigst Arabisch lernen. Bis zu 50 Milliarden Dollar (38,39 Milliarden Euro) hat das Scheichtum Katar jedes Jahr anzulegen – kein Wunder, dass Banker und Politiker inzwischen bei dem Staatsfonds Schlange stehen.
Doch die Qatar Investment Authority (QIA) und ihre Investment-Sparte Qatar Holding sind wählerisch. 17 Prozent Rendite im Jahr und mehr sind das erklärte Ziel, wie ein Banker sagt, der den Staatsfonds berät.
Politische Motive spielten dabei überhaupt keine Rolle – Katar gehe es nur ums Geld. „Die Türen stehen offen. Katar hat keine Geheimnisse und keine Mission, die Welt zu erobern“, sagt ein anderer hochrangiger Banker, der mehrere Transaktionen mit dem Fonds abgewickelt hat. „Es geht nur darum, strategisch Anteile an großen Unternehmen zu vorteilhaften Konditionen zu kaufen.“ Die Investments der Qatar Holding reichen inzwischen von Beteiligungen an Volkswagen und Porsche, den Banken Credit Suisse und Barclays bis zum Fußballclub Paris Saint-Germain. In den vergangenen Monaten kamen kleinere Aktienpakete an Royal Dutch Shell, dem Edel-Juwelier Tiffany’s und dem Münchener Industriekonzern Siemens hinzu.
Die Nachrichtenagentur Reuters hat sich mit zahlreichen Insidern und Bankern unterhalten, die zum größten Teil nicht namentlich genannt werden wollten, um ihre Beziehungen zu dem Mega-Investor nicht zu gefährden.
Der katarische Staatsfonds sitzt geschätzt auf Investments von rund 200 Milliarden Dollar (153,6 Milliarden Euro), und jedes Jahr wird der Schatz größer. Das Geld kommt aus dem Export von Erdgas und Erdöl, schließlich ist der Golfstaat der weltgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas. Bei einem Ölpreis von 100 Dollar je Barrel kommen damit rund 200 Milliarden Dollar im Jahr herein, rechnet ein Banker vor. Nach Abzug von Staatsausgaben blieben 50 Milliarden Dollar übrig, die die QIA anlegen darf. Die Qatar Holding hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 30 Milliarden Dollar investiert. Ausgeschlossen ist dabei ausdrücklich nichts. „Ob Aktien, Anleihen, Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen. Wir schauen uns jeden Sektor in jedem Land der Welt an“, sagte Hussain al-Abdullah, Vize-Chef der Qatar Holding, auf einer Pressekonferenz im Februar.
„Die Kataris haben sich als ausgefuchste Investoren gezeigt. Sie konzentrieren sich darauf, gute Anlagen zu erkennen, die sie günstig kaufen können, unabhängig von der Geografie oder der Anlageklasse“, sagt Christos Papadopoulos, der bei Standard Chartered für den Nahen und Mittleren Osten zuständig ist. „Es geht nur um den Preis.“ Katar verhandle am liebsten exklusiv mit dem Verkäufer. Bieterprozesse, in denen die Scheichs mit Finanzinvestoren um ein Unternehmen buhlen müssen, scheuen sie. Je besser die Zeiten und je attraktiver die Übernahmeziele, desto weniger geht die Taktik auf. „Denn dann gibt es noch einen anderen Käufer“, sagt ein Banker in Dubai.
„Es geht ihnen 100 Prozent um Wirtschaft und überhaupt nicht um Politik. Viele Transaktionen sind verworfen worden, weil sie finanziell nicht sinnvoll waren, obwohl sie politisch von Nutzen gewesen wären“, berichtet ein Banker. „Alles reduziert sich auf die interne Rendite.“ 13 Prozent seien es in den vergangenen vier Jahren im Schnitt gewesen, berichtete Al-Abdullah. Allein 2012 habe die Rendite bei 17 Prozent gelegen, verrät ein Banker. „Und in diesem Jahr hoffen sie auf noch mehr.“ Für Minderheitsanteile, wie sie Katar meistens kauft, ist das eine respektable Rendite. Finanzinvestoren, die mit Hilfe von viel renditesteigerndem Fremdkapital ganze Firmen kaufen, sind mit 20 Prozent zufrieden.
Zuletzt schielten die Kataris verstärkt auf Infrastruktur-Investments. Im vergangenen Jahr schon erwarb der Staatsfonds 20 Prozent am Betreiber des Londoner Flughafens Heathrow, BAA, für 900 Millionen Pfund (rund 1 Milliarde Euro). «
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AutorGerhard Rodler
Tags
Investment
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