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Kein leiser Abschied

Die Übernahmeschlacht CA Immo gegen Immofinanz ist geschlagen - und mit einem Unentschieden ausgegangen. Am Ende war es ein Sturm im Wasserglas. Ein Mann der Stille war Eduard Zehetner Zeit seines Lebens nicht. Wenn er etwas angreift, tut er das so, dass man das schon merkt. Und man muss auch nicht unbedingt Gedankenleser sein, um zu ahnen, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Und zwar immer. Selbst als es um so vergleichsweise kleine Dinge wie die (mittlerweile verkaufte) Apotheke seiner Gattin geht, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Dinge in die richtige Richtung zu lenken. Da ist Bruno Ettenauer aus anderem Holz. Ganz Banker der alten Schule ist Ettenauer ein Mann der leiseren Töne. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht einen ebenso starken Willen besitzt. Machtmenschen sind sie beide. Sonst wären sie wohl kaum auf dem CEO-Sessel gelandet, nebstbei. Wenn dann auch noch russisches Kapital (und ebenfalls russische Heißblütigkeit, sickert zu uns durch) ins Spiel kommt, dann kann es schon mal lustig werden. Die Geschichte des kurzen \"Sturms im Wasserglas\", die auch aus einem Dallas-Drehbuch hätte stammen können, war dennoch eine der Zufälligkeiten. Etwas weniger Emotion, andere Proponenten und es wäre kaum zum feindlichen Übernahmeangebot durch CA Immo an Immofinanz und dann umgekehrt gekommen. Es sind die letzten Wochen Amtszeit von Zehetner, den man mit Fug und Recht als Retter der Immofinanz bezeichnen kann (und damit wohl auch des Vermögens vieler Immofinanz-Aktionäre). Was gerade jetzt nicht vergessen werden sollte, denn so wird auch verständlich, warum sich Zehetner so sehr mit allen Mitteln gegen die feindliche Übernahme wehrte. Denn beides war von Beginn an angesichts der gegebenen Rahmenbedingungen (sprich: die angebotenen Übernahmekurse) nicht sonderlich realistisch. Hätte beispielsweise die Immofinanz Aktien der CA Immo im angekündigten Volumen übernommen, wäre kaum noch Liquidität für die prallvolle Projektpipeline über geblieben. Umgekehrt wäre eine erfolgreiche Übernahme von Immofinanz-Anteilen nicht nur an der niedrigeren Kontrollschwelle gescheitert, sondern wohl auch ein Fall für die Gerichte geworden. Dem Vernehmen nach hatte man sich im Zuge des Verkaufes des CA-Immo-Paktes aus dem Bank-Austria-Umfeld auf ein Stillhalteabkommen geeinigt. Die Immofinanz hatte dann ihr Angebot für den Kauf von 29 Prozent an der CA Immo für rund 531 Millionen Euro überraschend zurückgezogen, wegen einer geplanten Änderung der Satzung auf der kommenden CA-Immo-Hauptversammlung, die es der Immofinanz künftig unmöglich gemacht hätte, CA-Immo-Aufsichtsräte abzuberufen. Auch die CA Immo war mit ihrem Teilübernahmeangebot, mit dem sie bis zu 15 Prozent der Immofinanz erringen wollte, nicht erfolgreich: Es wurden ihr nur 1,57 Prozent angedient, sodass sie samt schon gehaltenen und erworbenen Papieren nur auf knapp über sechs Prozent kommt. CA Immo und O1 sind auch mit ihren \"Gegenkandidaten\" Oliver Puhl und Tamara Guttmann bei der Immofinanz-Hauptversammlung abgeblitzt. Sie gelangten wegen der Pro-Mehrheit für die Immofinanz-Kandidaten gar nicht mehr zur Abstimmung. Populorum und Schischek gehören dem Gremium bis zur Hauptversammlung im Geschäftsjahr 2018/19 an. An der Wahl der beiden waren 34,3 Prozent des Grundkapitals oder rund 368 Millionen Stimmen beteiligt. Mit der nötigen Mehrheit wurde in der außerordentlichen Hauptversammlung zudem in § 10 der Satzung die Zahl der Aufsichtsräte neu mit drei bis sechs festgelegt, bisher konnten es bis zu achtzehn sein. 76,12 Prozent der Stimmen lauteten auf Ja, 23,88 Prozent auf Nein. Anwesend waren dabei 3.662 Aktionäre mit 388,55 Millionen Aktien bzw. 36,21 Prozent des Grundkapitals. Für die konkrete Erhöhung der Zahl der AR-Mitglieder von vier auf sechs, von denen heute zwei neu zu besetzen waren, gab es 86,07 Prozent Pro- und 13,93 Prozent Kontra-Stimmen. Aber: Mit einer deutlichen Mehrheit von 71,88 Prozent haben die Immofinanz-Aktionäre am Freitag auf der außerordentlichen Hauptversammlung der vom Management beantragten Senkung der Übernahme-Kontrollschwelle von 30 auf 15 Prozent zugestimmt. Das ist übrigens unüblich wenig, die bislang in Österreich niedrigste Schwelle lag bei 20 Prozent und ist damit eine lex-CA Immo. Künftig muss also schon bei Überschreiten dieser niedrigen Schwelle allen Aktionären ein verpflichtendes Übernahmeoffert gelegt werden. Dadurch sollen feindliche Einstiege erschwert bzw. die Dominanz durch relativ kleine stimmberechtigte Aktienpakete in Hauptversammlungen verhindert werden. Zumindest sollte in einem solchen Kontrollfall den Aktionären eine Prämie angeboten werden. CEO Eduard Zehetner sieht da typischerweise 15 bis 20 Prozent auf aktuelle Aktienkurse. Immofinanz-Chef Eduard Zehetner verteidigt jedenfalls die geplanten Maßnahmen zur Abwehr eines Takeovers. Jetzt sei zwar der Versuch von CA Immo und O1 gescheitert, \"es ist aber nicht auszuschließen, dass es weiter versucht wird\", so Zehetner. Demnächst werde die Immofinanz über eine Milliarde Euro freies Kapital verfügen, \"das weckt natürlich Begehrlichkeiten\", speziell wenn etwa durch die Ukraine-Russland-Krise der Aktienkurs sinke. Um Risiken abzuwenden, will die Immofinanz die nötige Mehrheit für die Absetzung von Aufsichtsräten auf 75 Prozent anheben. Dazu sollen die Aktionäre heute Ja sagen. Ferner soll die Kontrollschwelle für das Legen eines verpflichtenden Übernahmeangebots an alle von 30 auf 15 Prozent gesenkt werden. Der Vertreter der Kleinaktionäre bringt auf den Punkt, was viele in diesen heißen Wochen im Frühling 2015 dachten. IVA-Präsident Wilhelm Rasinger hält nichts davon, wenn sich Immobiliengesellschaften gegenseitig übernehmen. Ihre Aufgaben seien andere. Insofern sei die heutige Hauptversammlung \"historisch\", da es hier zu einigen Klärungen komme. Das Vorspiel habe man schon mit conwert und Deutscher Wohnen erleben können, nämlich dass solche Übernahmen nicht so auf das Wohlwollen der Aktionäre stoßen. Die geplante Senkung der Kontrollschwelle begrüßt Kleinanlegerschützer Rasinger, der nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Aktien von über 250 Aktionären bzw. sechs Prozent des Grundkapitals oder 15 Prozent der anwesenden Anteilseigner vertritt. Die Immofinanz verfügt derzeit über 6,8 Milliarden Euro Immobilienvermögen. Bei der CA Immo sind es 3,6 Milliarde Euro und beim 26-prozentigen CA-Immo-Kernaktionär O1 sind es nach CA Immo-Angaben 4,2 Milliarden Euro.
Beide Bieter waren letztlich nicht erfolgreich
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 21. Mai 2015 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorGerhard Rodler
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