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Kein oben ohne unten
Das Rennen um das höchste Gebäude der Welt läuft. Auf der Leinwand wirkt der Wolkenkratzer als Symbol oft alles andere als erstrebenswert.
Ein Gemälde ist gefunden worden - das Portrait einer jungen Frau. John Preston (Christian Bale) blickt ohne jede Emotion darauf hinab und zuckt nicht mit der Wimper, als er den Befehl gibt: "Verbrennt es." Und mit diesen Worten verschwindet das unergründliche Lächeln der Mona Lisa im Feuer. Es ist eine der ersten Szenen des Filmes "Equilibrium" (2002). Emotion und alles, was sie auslöst, sind in dieser Welt verboten - identifiziert als alleiniger Grund von Krieg und Zerstörung. Hauptstadt der Gesellschaft ist Libria, eine kalte Metropole, dominiert von neutralen Farben, geraden Linien. Filmische Dystopien spiegeln Gesellschaften immer in ihrer Architektur: das faschistisch-gleichförmige Libria, die ignorante Dekadenz des Kapitols aus den "Hunger Games" (2012), das einschüchternde Großstadtchaos aus "Blade Runner" (1982) oder "Das fünfte Element" (1997). Die eine Gemeinsamkeit: der Wolkenkratzer. Ewiges Symbol des Fortschritts - und gleichzeitig Warnung vor der buchstäblichen Überheblichkeit, deren älteste Form wohl der biblische Turm zu Babel darstellt.
Schon in einem der ersten Science-Fiction-Filme, Fritz Langs "Metropolis" (1927), spielt das Symbol Hochhaus eine Rolle - residiert doch der Industrielle Joh Fredersen, Alleinherrscher über die Metropole, im "Neuen Turm zu Babel". Auf die Frage seines Sohnes: "Und wo sind die Menschen, Vater, deren Hände deine Stadt erbauten?", antwortet er: "Wo sie hingehören!" Die Arbeiter leben tief unter der Erde in der "Unterstadt", von wo aus das Paradies der Reichen und Schönen erhalten wird. Der Wolkenkratzer wird zum physischen Symbol der Zwei-Klassen-Gesellschaft, ermöglicht die Trennung von "oben" und "unten". Ganz in der Manier von Huxleys "Schöne Neue Welt", wo Babys mit kasten-spezifischen Fähigkeiten gezüchtet werden und Shakespeare-Liebhaber als "Wilde" in Reservaten leben, wird der technisch-gesellschaftliche "Fortschritt" zum menschlichen Rückschritt, der nur in der Abgrenzung definierbar ist - denn ohne "unten" gibt es eben auch kein "oben".
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AutorBarbara Wallner
Tags
Meinung
Architektur
hochhaus
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