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Keine Zeit für Geduld
Seit Anfang Februar ist Clemens Schneider neuer CEO der Conwert Immobilien Invest SE – wie er vom Reinhardtseminar dahingekommen ist, hat er dem Immobilien Magazin erzählt.
Eigentlich wollte er das Reinhardtseminar machen – auf der Bühne stehen. Und tatsächlich kann man sich das beim neuen Conwert CEO Clemens Schneider durchaus vorstellen. Denn wenn er erzählt, dann nicht nur mit Worten, da erzählen Gesicht, Hände, der ganze Körper mit. Und auch, dass er sich wohlfühlen würde auf den Brettern, die die Welt bedeuten, die Aufmerksamkeit des Publikums und den Applaus genießen, kann man sich gut vorstellen. Ob er ein Selbstdarsteller ist? „Muss man das nicht sein?“, antwortet Schneider mit einem Schmunzeln. Wo er recht hat, hat er recht.
Im „Rampenlicht“ des öffentlichen Interesses stand er schön öfter – hat er doch in den letzten Jahren eine Spitzenposition nach der anderen gehabt: ÖGB-Finanzchef, Vorstand der Westbahn-Mutter Rail Holding und jetzt an der Spitze der Conwert. Doch dazu später.
Mit dem Reinhardtseminar wird es jedenfalls zunächst nichts, obwohl er die Aufnahmeprüfung schafft – denn da schaltet sich der Herr Papa ein (der langjährige Creditanstalt-Vorstand Rudolf Schneider): Sein Sohn könne studieren, was er wolle, aber zunächst wird BWL absolviert – in Schneider’scher Übersetzung übrigens „Beliebt Weil Leicht“. Danach bleibt für den Schauspieltraum nicht mehr allzu viel Zeit, denn die Karriere beginnt. Bei so einem Vater ist wohl eine Bankerlaufbahn schon in die Wiege gelegt, zumindest liegt diese Vermutung nahe. „Vielleicht nicht unbedingt gelegt“, präzisiert Schneider lachend und bringt wieder schauspielerisch die Hände zum Einsatz. „Hineingestopft“ soll die Geste wohl heißen. Er ist einer, der sich selbst und die Welt um ihn herum durchaus mit Humor nimmt.
Ist ihm die Liebe zum Theater erhalten geblieben? Nicht unbedingt. Denn im Publikum sitzen, das ist nicht seines – schon gar nicht ruhig oder für einen längeren Zeitraum. Schneider ist ein Macher – und was er macht, das muss schnell vonstatten gehen und effizient. Geduld ist da zu zeitaufwendig. Eine Strategie, die sowohl beruflich aus auch privat durchaus aufgeht: Seine Frau hat er nur sechs Wochen, nachdem sie sich kennengelernt hatten, geheiratet: „Ich wollte nie heiraten. Dann habe ich meine Frau kennengelernt und mir war klar: wenn eine, dann sie. Und dann hab ich gedacht: Frag sie gleich. Wenn sie ja sagt, ist es gut, wenn sie nein sagt, ist es auch gut, dann weißt du es gleich.“ Heuer feiern die beiden ihren 20. Hochzeitstag.
##Aus dem Letzten wird nichts
Clemens Schneider ist der jüngste von dreien – alle drei studieren übrigens BWL. Sorgenkind Clemens als einziger nicht in acht Semestern, er arbeitet unter anderem als Fitnesstrainer bei John Harris, spielt Fußball und American Football. „Meine Mutter hatte schon Angst, aus dem letzten wird wohl nichts mehr werden, und hat mir dann erzählt, bei der Citibank suche man Mitarbeiter im Berichtswesen.“ Er schreibt also eine Bewerbung. Zwei Zeilen. Muss reichen. Tut es: Dreistigkeit siegt und Schneider geht zur Citibank. Allerdings nicht ins Berichtswesen, sondern in den Bereich Treasury. Nur drei Monate später sitzt er schon in London. „Mein damaliger Vorgesetzter hat erkannt, dass ich das kann – es aber vorher lernen muss. Und so war ich dann drei Jahre in London.“ Er lebt und arbeitet gerne im Ausland. Vor seinem Wechsel weg aus dem ÖGB zieht Schneider auch wieder den Weg nach England oder Amerika in Betracht. „Die Kinder sind mittlerweile alt genug, die hätten das schon vertragen.“
Zwei Kinder sind es, eine Tochter und ein Sohn. Beide Teenager. „Oh ja“ und der passende Gesichtsausdruck. Ist das die wirklich schwierige Managementaufgabe? „Nein, nein – das läuft schon alles.“ Problematisch wird es laut Schneider nur dann, wenn er nein sagen muss. Da tut sich der Papa schwer – ganz besonders bei der Tochter. Man kennt das.
Ähnliche Regeln wie als Vater verfolgt er auch als Chef, nämlich diejenigen, die ihm von seinem Vater geraten werden, als er das erste Mal Personalverantwortung bei Gulet Touristik übernimmt: „Mein Vater hat mir gesagt, es ist wie mit Kindern: ein Ja ist ein Ja, ein Nein ist ein Nein. Entscheidungen sollen schnell kommen. Und wenn du selbst einen Fehler machst, dann gib ihn zu. Ich versuche einfach, der Chef zu sein, den ich selbst gerne hätte.“ Die größte Errungenschaft eines Chefs ist seiner Meinung Entbehrlichkeit, zumindest in gewissem Maß: „Ich möchte nicht derjenige sein, der jeden Tag alles kontrollieren muss. Der Mitarbeiter muss seine Aufgabe selbst machen – meine Aufgabe ist es, ihm zu erklären, wie die aussieht und wo am Ende ein Problem herauskommt, wenn er sie nicht macht. Außerdem bin ich die Rückendeckung, der Schneepflug, das Sicherheitsnetz – was immer notwendig ist.“
##Die Magie der Personalführung
Der Wechsel zu Gulet geschieht nicht zuletzt, um eben diese Personalverantwortung auch zu erlernen – zuvor waren es reine Zahlentätigkeiten in Banken. „Damals – unter Finanzminister Klima – war ich im Gespräch als Vorstand der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur. Das ganze scheiterte allerdings daran, dass ich zuvor noch nie Personalverantwortung hatte.“ Mangel erkannt – Mangel wird behoben. Bei Magic Life International trägt er während der Hauptsaison die Verantwortung für mehr als 5000 Mitarbeiter.
Nach Magic Life kommt der wohl deutlich weniger magische Österreichische Gewerkschaftsbund. Ein Schelm mag wohl einen Kulturschock für den effizienzorientierten Manager Schneider vermuten, aber der nimmt es wieder gewohnt mit Humor. „Dort war ein solches Kuddelmuddel. Millionen einzusparen war sehr leicht. Ein Beispiel: Wir hatten viele leitende Mitarbeiter. Viele Häuptlinge, kaum Indianer. Jeder, der die Sozialakademie gemacht hatte, wurde automatisch Abteilungsleiter. Als es dann mehr Abteilungsleiter gab als Abteilungen, hat man eben Abteilungen geschaffen. Und jeder dieser Leiter bekam jeden Tag einen ganzen Packen Zeitungen. Die wurden natürlich nie gelesen, aber sie waren da. Ich habe nichts anderes getan, als einen Redakteur einzustellen, der alles Relevante digital bereitgestellt hat. Kostenersparnis 3,8 Millionen Euro.“ Clemens Schneider ist ein Manager, kein Politiker. Kurz hat er schon damit geliebäugelt, meint er, aber wirklich als Politiker könne er sich selbst nicht sehen. Er ist auch kein Freund von unnötig langen Diskussionen – vor allem dann, wenn der Ausgang ohnehin von vorneherein klar ist.
Der erste Anlauf in Richtung Conwert liegt schon einige Jahre zurück – damals ist Schneider noch Leitender Sekretär für Finanzen des ÖGB und auch für Beteiligungsmanagement und Immobilienmanagement zuständig. Da verkauft er eine Firma an Erhard Grossnigg – langjähriger Geschäftspartner von Hans Peter Haselsteiner, Kernaktionär von conwert, Grossnigg spricht Schneider zwei Jahre später noch einmal auf den Verkauf an. Über diesen Weg lernen sich Schneider und Haselsteiner kennen, der ihn in weiterer Folge für einen Wechsel zu begeistern versucht. Der erste Anlauf verläuft im Sand.
##In zwei Anläufen zu Conwert
Leider sickern allerdings die Überlegungen auch beim ÖGB durch: „Jemand aus dem Nahbereich der conwert rief Leute an, mit denen ich zusammengearbeitet habe.“ Das dringt auch zu ÖGB-Präsident Foglar durch – und gefährdet Schneiders Position. Haselsteiner bittet Schneider ihm bei der Westbahn helfen. Das tut Schneider und wechselt in den Railholding Vorstand. Schnell. Effizient. Erfolgreich. Etwa ein Jahr später erfolgt dann doch noch der Wechsel. Und Schneider genießt die neue Position sehr: „Es ist sehr angenehm, in einem Unternehmen zu wirtschaften, in dem der Turnaround bereits geschafft ist und das profitabel ist.“
Schneiders Karriereweg ist ein steiler – aber ist er geplant? Wenn man ihm so zuhört, möchte man meinen, dass der Zufall doch immer wieder seine Hand im Spiel hat. Gleichzeitig wirkt Schneider nicht wie jemand, der irgendetwas dem Zufall überlässt. Vielmehr wirkt es als sehr genaues Einschätzen, Ergreifen und vor allem Durchsetzen von Chancen, die dem Plan entsprechen. Nicht einmal der Zufall wird hier sich selbst überlassen, so scheint es. «
Ein Ja ist ein Ja, ein Nein ist ein Nein. Und wenn du einen Fehler machst, dann gib ihn zu.
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AutorBarbara Wallner
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