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Kommentar zum immoflash

Die Wahrheit hinter der Wohnbaustatistik

„Österreich baute EU-weit meiste Wohnungen“: Im Jahresvergleich führt Österreich beim Wohnungsneubau die Rangliste in der EU und den darüber hinaus untersuchten Ländern an. Na bitte geht doch, so eine Nachricht stärkt doch gleich wieder das Selbstwertgefühl des steuerzahlenden Staatsbürgers. Das bedeutet also, das die einschlägigen Pressemeldungen der vergangenen Monate mit „Wien wächst rasant...“, „...nicht genug leistbare Wohnungen.“, „Grundstücke sind viel zu teuer“, „...es wird viel zu wenig gebaut.“ alle obsolet sind, es ist ohnehin wieder alles im Lot, weil wir (Österreicher) sind ja Europameister im Wohnungsneubau! Abgesehen davon, daß ich das Ergebnis in der Disziplin, in der wir so meisterlich sind, bezweifle, macht einen - als gelernter Österreicher - so eine Meldung natürlich stutzig. Panikmache in der Vergangenheit? Übertreiben Häupl, Chorherr und Co.? Grundstücke gibt's genug, gebaut wird auch viel, also werden die 2 Millionen Wiener auch außerhalb der Seestadt schon genug Platz haben... Wirklich ? Eine derartig gute Nachricht verdient es näher betrachtet zu werden. Grundlage für die Aussage ist der „Property Index - Overview of European Residental Markets“ welcher bereits zum dritten Mal von Deloitte veröffentlich wurde. Ausgewiesen werden hierbei, neben einigen anderen europäischen Vergleichswerten, auch die „begonnenen Wohnprojekte“ pro 1000 Einwohner, sowie die fertig gestellten Projekte, mittels einem Index. Im Detail sieht das dann für Österreich so aus: Begonnene Projekte 2012: 7,0, 2013: 6,1, 2014: 5,4 Ein Rückgang um 23 Prozent also. Wir bauen innerhalb von drei Jahren also etwa um ein Viertel weniger Wohnungen! Eine solche Tendenz mit der Spitzenposition an Europas Baufront zu rechtfertigen, bedarf schon einer sehr großen Marketing-Affinität, vergleichbar mit den ausschließlichen Erfolgsmeldungen aller Couleurs nach dem Urnengang - immer nur Gewinner. Und überhaupt: Warum werden 5,4 Projekte begonnen, aber nur 4,5 fertiggestellt? Was ist mit den restlichen 0,9 Wohnungen, also fast einer ganzen Wohnung pro 1000 Einwohner passiert, die werden ja nicht unfertig irgendwo gelagert. Das sind bei einer Einwohnerzahl von derzeit etwa 8,6 Mio. Österreichern immerhin etwa 7.700 Wohnungen oder etwa 20 Prozent pro Jahr, die nicht bewohnbar werden! Die Erklärung scheint darin zu liegen, daß es sich bei den „begonnenen Projekten“ höchstwahrscheinlich um die Baubewilligungen handeln wird, die statistisch erfasst werden. Bei den Fertigstellungen handelt es sich jedoch um die tatsächlich errichteten Wohneinheiten. Die Bewilligung an sich stillt jetzt natürlich kein großes Wohnbedürfnis, also sollte man doch die Fertigstellungen für Vergleiche heranziehen, die sind bewohnbarer. Der Bericht weist hierzu für 2014 keinen Wert und für 2013 nur einen Index aus, welcher uns auf Platz 3 in Europa schiebt. Mit diesem Wert könnten wir uns im Jahr 2014 hinter Russland, Frankreich und Irland auf Platz 4 halten. Da jedoch die Baubewilligungen stark zurück gegangen sind, ist zu erwarten, daß auch weniger Einheiten fertig gestellt wurden, und Österreich damit bestenfalls auf dem 5. Platz liegen wird. Man sieht also: Zum Europameister ist es (auch in der Bauwirtschaft) ein weiter Weg... Was mich zu der Frage bringt: Wer hat denn ein Interesse an einer Statistik, die uns in Vorwahlkampfzeiten zum Europameister der europäischen Wohnbauszene macht? Hoppla, habe ich da etwa das Wort Wahlkampf verwendet...? Nein, vergessen Sie das gleich wieder.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 09. Juli 2015 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


WM
AutorWolfgang M. Fessl
Tags
Meinung
Markt
Menschen
Deloitte
wohnbau
immoflash

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