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Leerstandsruine Shoppingcenter?

Das waren noch Zeiten. Damals als der Versandhandel eine Randerscheinung und das Internet noch militärischen und wenigen wissenschaftlichen Zwecken vorbehalten war. Damals, als die Shoppingmalls blühten und gedeihten (ein Trend, der aus den USA kommend auf ganz Europa überschwappte), als Shoppingmalls tatsächlich Treffpunkt für jedermann waren. Weil dort mit einem Mix aus Entertainment, Gastronomie und eben vielfältigen Einzelhandelsangeboten das ideale Freizeitangebot vorhanden war, wie man es sonst nicht kannte. Und wie es dringend nachgefragt worden ist, weil es eben ganz generell nicht so viele Freizeitangebote gegeben hat. Damals, als die Zahl der Shoppingmalls wuchs und jede praktisch zu 100 Prozent voll vermietet war. Und heute? Ein kurzer Blick in die USA gefällig? Bis zum Jahr 2020 könnte hier die Hälfte der Einkaufszentren bereits wieder – ersatzlos, wohlgemerkt – schließen. Und da geht es um eine große Zahl. In den Jahren 1956 bis 2005 wurden in den USA insgesamt 1.500 Malls errichtet. Allein in den beiden kommenden Jahren, so wird geschätzt, werden davon 15 Prozent für immer schließen. Aus leeren Malls werden dann Kirchen, Büros und Colleges. Zumindest die Idee mit den Kirchen ist auf Europa nicht übertragbar, die werden hier ja auch schon umgenutzt, weil man sie in dieser Anzahl nicht benötigt. Was ist nur aus den schillernden, bunten, lauten, aktiven Konsumtempeln der früheren Zeit, dem Inbegriff und Symbol der heutigen Konsumgesellschaft geworden? Damals wurden sie als leistbares Freizeitvergnügen für die Mittelklasse, das Herzstück der klassischen US- Konsumkultur, ins Leben gerufen. Und wenn man es recht bedenkt, waren die aus den USA nach Europa übergeschwappten Konsum- und Freizeittempel auch nie für die an sonstigen Freizeit- und Kulturangeboten reichen europäischen Metropolen gedacht. Sie waren das seinerzeitige Zentrum uramerikanischer Kultur auf dem Land und in den Kleinstädten im „großen leeren Mittleren Westen“. Alles zusammen Orte, wo der typische Europäer nicht einmal durchfahren will, Orte wo man sonst nichts tun kann. Die Gründe für das Dahinsiechen der Konsumtempel in den USA und entsprechend auch in Europa sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Klar, der Feind Nummer eins des stationären Einzelhandels in seiner derzeitigen Form ist – und bleibt vorerst einmal – der Onlinehandel. In den USA hat diese neue, attraktive Form des Shoppens dafür gesorgt, dass die Kassen um den stationären Einzelhandel zu Weihnachten 2013 fast um die Hälfte weniger oft klingelten wie im Jahr zuvor. Ein Trend, der deshalb nicht so sehr in der Öffentlichkeit aufgefallen ist, weil ohnedies praktisch jeder bedeutende Einzelhändler bereits online aktiv ist und sich die Umsätze dadurch weitgehend nur verlagerten, aber nicht aus den Gesamtstatistiken verschwunden waren. So typisch US-amerikanisch ist dieser Trend freilich nicht. Deutschlands Innenstädte verwaisen wegen des Online-Shoppings, in den USA sind es eben die Shoppingmalls. Und es wäre nicht die USA, wenn es nicht auch bereits eine Gegenbewegung geben würde: Die Dead Mall Enthusiasts – sie trauern den guten alten Shoppingmall-Zeiten aktiv nach, wollen das Rad der Zeit zurückdrehen, engagieren sich dafür in Gruppen. Ohne sichtbaren Erfolg bis jetzt. Die Charlestown Mall – von 100 Plätzen für Geschäfte sind gerade einmal 11 belegt – hat im Herbst ein Investor zum „Aufpeppen“gekauft. Die Stadt hat umfassende Steuererleichterungen genehmigt. Ein Geschäft wird es dennoch für eine Seite. Denn die Renovierung ist sehr teuer, die Nachfrage dürfte sich dennoch in Grenzen halten. Erfolg haben in den USA hingegen nach wie vor die billigen Discount-Einkaufszentren, die hierzulande bis dato so gut wie nicht bekannt sind. Ein Trend, der derzeit zwar noch nicht voll auf Österreich durchgeschlagen hat, aber schon absehbar ist. Und eine erste „Leerstandsruine“ gibt es auch schon. Und zwar den Verlierer eines Showdowns am Stadtrand von Linz. Wie im Westernfilm „High Noon“ standen sich hier bis vor einigen Jahren zwei erbitterte Konkurrenten buchstäblich in Sichtweite gegenüber: Auf der einen Seite das Uno Shopping Center und auf der anderen Seite die – deutlich größere – Plus City. Nach jahrelangen erbitterten Konkurrenzkämpfen hatte sich das Rennen entschieden, die Geschäfte für die Mieter des Uno Shopping Centers liefen immer schlechter, bis es zu ersten Leerständen gekommen war. In der Not hatte das damalige Centermanagement auch Discounter angesiedelt, aber der Untergang war nicht mehr zu stoppen. Jetzt steht das gesamte Areal leer. Roman Rusy ist Pressesprecher der JOHA Gebäude-, Errichtungs- und Vermietungsgesellschaft mbH, Eigentümer von Uno-Shopping: „JOHA evaluiert derzeit das Interesse des Einzelhandels am Standort. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen wird in den nächsten Monaten fallen. Der Standort hat enormes Wachstumspotenzial.“ Die genehmigten 68.000 Quadratmeter Verkaufsfläche entsprechen etwa einer vermietbaren Fläche von mehr als 80.000 Quadratmeter, aktuell sind 46.000 Quadratmeter ausgenützt. Diese Widmungsreserve macht Uno-Shopping vor allem für jene internationalen Einzelhändler interessant, die sich bisher in Österreich mangels geeignet großer Flächen noch nicht platzieren konnten. Eigentlich hätte schon 2012 mit Um- und Ausbau begonnen werden sollen. Es wurden jedoch immer wieder die neuesten Standards in das Projekt eingearbeitet. Die Verzögerung sei aber keine Tragik, weil die Genehmigungen für Um- und Ausbau weiter gültig sind und die Refinanzierung gesichert ist, so Rusy. Im Hinblick darauf, dass die Wachstumsprognosen der Wirtschaftsforscher nicht eingetroffen seien, könnte es sich sogar als Vorteil erweisen, wenn mit Um- und Ausbau des Einkaufszentrums noch nicht begonnen wird. JOHA stehe aber weder mit dem Refurbishment noch mit der Erweiterung unter Zeitdruck. Rusy: „Für uns zählen Wirtschaftlichkeit und ein für den Konsumenten optimales Ergebnis, da kommt es auf ein oder zwei Jahre nicht an.“ Wie zum Trotz ist das Interesse der Investoren an Retail-Immobilien weiter groß, wohl auch wegen der üblicherweise doch höheren Rendite als es beispielsweise bei Büros der Fall ist, wo man aktuell mit rund 4,5 Prozent Mietrendite in Wien sein Auslangen finden muss. Und das bleibt vorerst auch so: Stark nachgefragt blieben auch in den zurückliegenden Quartalen vor allem die Einzelhandelsimmobilien, wobei sich der Verkauf des Shoppingcenters G3 in Gerasdorf und des Shoppingcenters Nord gewichtig niederschlug. «
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 03. November 2014 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


JK
AutorJasmin Kollitsch und Gerhard Rodler
Tags
Retail
Markt
USA
Roman Rusy
linz
onlinehandel
Shopping Center

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