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Lehman Sisters und die Vorsorgewohnung

Das liebe Geld und damit verbunden das Thema Vorsorge liegt Frauen und Männern gleichermaßen im Magen. Doch gehen sie unterschiedlich damit um - ein Ausschnitt. Ja, meine Damen, es sieht nicht gut aus: wir können nicht einparken, haben kolportierterweise kein Auge für Zentimetermaße und mit Geld können wir auch nicht umgehen - da bringt der Liebste die hart verdienten Scheine nach Hause und wir schmeißen sie für Schuhe und Handtaschen zum Fenster hinaus. Und damit hatte das Klischee auch schon genug Raum. Auf der anderen Seite tauchen dann immer wieder verteidigend provokative Statements auf, wie Christine Lagardes oftmals wiederholte These, wäre es "Lehman Sisters" gewesen, hätten wir uns die Finanzkrise erspart - in Anspielung auf die Annahme, Frauen seien weniger risikoaffin. Stimmt ja gar nicht, heißt es dann wieder - gehe man in hohe Positionen, seien Frauen kein bisschen weniger risikobegeistert als Männer. Aber zwischen zotigen Klischees auf der einen Seite und dem Hick-Hack der Granden und Grandinnen der Finanzwelt ist es reizt ein Blick auf den Alltag: jenen, wie Herr und Frau Österreicher mit Sparen und Anlageformen umgehen. Kein Immobilienthema im engeren Sinne, zugegeben, doch finden sich auch Produkte wie Immobilienfonds und -aktien oder Vorsorgewohnungen in der Angebotspalette der Immobilienbrache. Spricht man von Geldangelegenheiten in einem sozialen - hier geschlechterspezifischen Kontext - gilt es grundsätzlich mehrere Ebenen auseinanderzuhalten. Die Frage, ob Frauen mit Geld umgehen "können", greift einfach zu kurz und würde letztlich nur wieder Klischees und Verallgemeinerungen zuarbeiten. Die Fakten: Frauen haben oft weniger Geld zu (etwa zur Vorsorge) zur Verfügung: durch Einkommensunterschiede, sie arbeiten öfter Teilzeit, verlieren öfter Zeit und Gehaltssprünge durch Karenzzeiten. Der gesellschaftliche Kontext: Mechthild Upgang, Vorstandsmitglied im Bundesverband unabhängiger Finanzdienstleisterinnen für Frauen in Deutschland attestiert Frauen in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung "Die Zeit" schon historisch eine andere Prägung, wenn es ums Geld geht: "In der Regel hat Geld für Frauen eine andere Funktion, da Frauen in der Regel über viele Jahrzehnte lang über kein eigenes Geld verfügen konnten und durften. Das heißt, sie sind ein wenig unsicherer im Umgang mit Geld. Es ist ihnen nicht ganz so vertraut. Aber im Laufe der letzten 20 Jahre ist auch da der Umgang von Frauen mit Geld relaxter geworden." Und natürlich die ganz eigene Biografie: Denn die Herangehensweise an Geld ist niemals eine ausschließlich rationale, den reinen Zahlenmenschen gibt es nicht. Wie wir Geld sehen und wie wir damit umgehen liegt in unserer Geschichte und unserer Psychologie begraben, weiß auch Geld Coach Ursula Scarimbolo: "Geldprobleme haben meiner Meinung nach mit persönlichen Mustern und Prägungen zu tun. Es geht um Glaubenssätze, die uns schon unser ganzes Leben begleiten und solche, die später im Laufe der Zeit entstanden sind; gesellschaftliche, familiäre, Jobbezogene, und die unbewusst unser Handeln steuern. Oft wirken auch noch die Geldgeschichten, Ängste oder sogar Schuld der Vorgenerationen. Manches ist uns bewusst und doch können wir es nicht ändern und fallen immer wieder in Automatismen. Bewusst sind uns circa 5 Prozent und wir versuchen mit unseren bewussten 5 Prozent die etwa 95 Prozent unbewussten zu steuern." ##Wie wird vorgesorgt? Bricht man das herunter auf die Vorsorgethematik ist ganz klar, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennbar sind. Aber welche? Das Institut Meinungsraum ist in der Studie "Pension 2040" der Herangehensweise der Österreicherinnen und Österreicher zum Thema Vorsorge nachgegangen und hat geschlechterspezifische Unterschiede herausgearbeitet. Das Ergebnis: Frauen sehen ihre Pension deutlich pessimistischer als Männer - 66 Prozent sehen die Zukunft zumindest "eher pessimistisch" gegenüber 55 Prozent der Männer. 40 Prozent haben sogar Angst vor der Armut in der Pension, während das 26 Prozent der Männer befürchten. Befragt nach Anlageformen, die als vielversprechend eingestuft werden, liegen Immobilien übrigens auf dem zweiten Platz hinter der Lebensversicherung - auf die Frage, was sie täten, wenn sie spontan zu einer größeren Summe Geld kämen, antworten 37 Prozent "eine Immobilie anschaffen" (26 Prozent der Männer). "Ganz allgemein gilt, Frauen nennen spontan viel mehr "Veranlagungsformen" als Männer, das heißt Frauen würden das Geld vielfältiger einsetzen", heißt es in der Studie. Dem Realitätscheck halten diese Zahlen allerdings nicht stand: Auf die Frage wie groß der Anteil an Frauen bei den eigenen Vorsorgeprodukten sei, antwortet Georg Aichelburg-Rumerskirch, Leiter der Sparte Immobilien-Produkte und Dienstleistungen der Wiener Privatbank: "Ein Viertel sind Frauen im Alleingang, jedoch ist der Ankauf einer Vorsorgewohnung - welcher Art auch immer - mehrheitlich eine Paar-Entscheidung." Auch bei der Immobilienrendite AG sind Frauen unter den Investoren generell in der Minderzahl, ihr Anteil aber abhängig von der Höhe der Summe sehr unterschiedlich hoch, erklärt Matthias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG: "Bei den "großen" Investments, ab 100.000 Euro, sind 23,4 Prozent der Investoren Frauen. Bei den "kleinen", ab 10.000, sind es sogar 42 Prozent." Mühlhofer relativ jedoch die Aussagekraft dieser Zahlen: "Wir wissen natürlich in den konkreten Fällen nicht, wie die Entscheidungen in den Familien getroffen werden. Zwei mir bekannte extreme Fälle: In einem Fall hat eine Frau eine Wohnung geerbt und verkauft und dann haben die beiden Ehepartner mit dem Geld je eine Anleihe gezeichnet. Andererseits ist erst letzten Monat ein Mann Investor geworden, im Antrag steht jedoch der Name seiner Ehefrau, weil sie einmal die Begünstigte sein soll, es aber ganz klar sein Geld ist. Man kann also nie so genau sagen, wer bei uns der Investor ist." Welche Frauen aber kaufen Immobilien-Anlageprodukte? "Sie sind ,mittleren' Alters, sprich über 35. Großteils mit akademischer Ausbildung. Im Berufsleben erfolgreich. Frauen stellen gerne den Sicherheitsaspekt - Immobilie, Grundbuch, Mietertrag - und die Werthaltigkeit in den Vordergrund. Betreffend der Entscheidung zum Wohnungstyp legen Frauen mehr Augenmerk auf die Ausstattung - Abstellraum, Länge der Küche, Küchengeräte", so Aichelburg-Rumerskirch. Generell seien Frauen weniger zahlenorientiert, erzählt Mühlhofer aus seiner Erfahrung, würden weniger nach Berechnungen und Geschäftsberichten fragen, dafür mehr nach den Menschen und der "Story" dahinter. Frauen sei es wichtig, keine "Sorgen" zu erwerben: "Darum prüfen sie auch genau, ob sie uns zutrauen, sich um ihr Investment zu kümmern, damit sie sich nicht damit herumärgern müssen. Ich glaube, da sind Frauen sensibler." Werten oder verallgemeinern möchte Mühlhofer allerdings nicht: "Ob Frauen die klügeren Investoren sind? Ich weiß es nicht. Sie sind aber meiner Meinung nach die ,menschlicheren' Investoren, da sie sich viel mehr für die menschliche Komponente interessieren. Aber natürlich sind weder alle Frauen noch alle Männer gleich, hier handelt es sich also nur um Trends, wo die Ausnahme die Regel bestätigt." Ein schönes Schlusswort. «
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 03. Dezember 2015 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


BW
AutorBarbara Wallner
Tags
Investment
Wohnen
Markt
Frauen
Vorsorgewohnungen

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