Immomedien
immomedien.at
 / Lesezeit 6 min

Leitbetriebe als Regionalmotoren

Der Bio-Kräuterhändler Sonnentor in Sprögnitz, das Loisium samt WeinErlebnisWelt und das Wine & Spa Resort in Langenlois, auch das Rogner Bad Blumau: Wie machen die das bloß? Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Zur rechten Zeit am rechten Ort – mit der richtigen Idee? (Explosionsartige) Schöpfungen aus dem „Nichts“? Tatsächlich passieren wirtschaftliche Erfolgsgeschichten nicht zufällig: Kommunal Wirtschaft untersucht drei Erfolgsgeschichten: Wie wurden drei beispiellose (touristische) Leitbetriebe das, was sie heute sind – nämlich absolut unverzichtbar für die Region. ##Vom Spinner zum Winner Johannes Gutmann, Gründer und Chef der SONNENTOR Kräuterhandels GmbH, erfand sich in einer Krisensituation neu: „Ich startete als Entrepreneur aus der Arbeitslosigkeit. Drei Bio-Kräuterbauern waren meine Kooperationspartner, sie hatten zu wenig Absatz in der Region und ich keine Arbeit – unsere Krisen haben uns zusammengebracht.“ In der Waldviertler-Region rund um Sprögnitz – eine Ortschaft der Marktgemeinde Großgöttfritz (politischer Bezirk Zwettl) – gab es damals, im Jahr 1988, wenig Verständnis für „Bio“, aber vor allem kein Verständnis für diese Branche, „und somit konnte ich alles neu erfinden und so machen, wie es für mich und uns am besten war.“ Zuvor arbeitete Gutmann vier Jahre unselbstständig – er lässt tief blicken: „Da lernte ich sehr viel, was ich nicht wollte, und aus dem eigenen Tun fand ich sehr schnell meinen Weg. Wenn ich einmal weiß, was ich nicht will, dann ist das schon der halbe Weg.“ Aus heutiger Sicht – und Gewinner haben bekanntlich immer recht beziehungsweise schreiben sie überhaupt die Geschichte – fasst er seinen Lebensweg prägnant so zusammen: „Vom Spinner zum Winner.“ Anfänglich arbeitete Gutmann alleine, nach und nach kamen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, „denen es ähnlich ging wie mir, das schweißt zusammen.“ Gutmann konnte von Anfang an von seiner Arbeit leben. In den ersten größeren Wachstumsphasen 1995, 1996 und 1997, wo Sonnentor von zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf 25 gewachsen ist, baute er die ersten Organisationsschritte ein, „da konnte ich beginnen zu delegieren und dadurch bekam ich spürbar mehr Lebensqualität.“ Ob er jemals „Stolpersteine“ zu vergegenwärtigen hatte? Wirtschaft sei für ihn „tägliche Veränderung und damit Entwicklung. Die Stolpersteine der anderen waren und sind Möglichkeiten für uns.“ Wie geht Gutmann mit Neidern um? „Ich wurde von Anfang an nicht für voll genommen mit meinen Kräutern, mit meiner Lederhose, mit meinen Visionen – für mich zählte nur die FREUDE am Schaffen und am TUN.“ Worauf Gutmann besonders stolz ist? „Es in der Einfachheit, in der Konsequenz und in der Region Waldviertel geschafft zu haben und dass wir so viele Arbeitsplätze auf der ganzen Welt geschaffen haben und immer mehr dazu bekommen – wir haben noch lange nicht den Peak erreicht.“ Sprögnitz hat auf Gutmanns Betreiben hin nun auch ein Wirtshaus. Tagesausflügler, sprich: Gäste von Sonnentor, können dort freudig einkehren. Nur ein Visionär kann so sprechen: „Wir dürfen weiter wachsen in unseren Visionen, weil uns die kranken Systeme rundherum brauchen. Wir dürfen das ganze Dorf und damit die ganze Region mittragen und mitnehmen. Wir dürfen noch mehr ausstrahlen und damit den Menschen Hoffnung geben, dass vieles wieder gut wird, wenn wir andere Wege einschlagen, Wege der FREUDE, der LIEBE und des MITEINANDER!“ ##Vinophile Erfolgsgeschichte Innerhalb sehr kurzer Zeit konnte in einer vorher touristisch wenig bekannten Region eine ungewöhnlich hohe Marktaufmerksamkeit durch die Marke „LOISIUM“ erreicht werden – nicht unwesentlich dazu trug die Nutzung ausgefallener zeitgenössischer Architekturformen (Bilbaoeffekt) bei. Die LOISIUM WeinErlebnisWelt wurde 2003 eröffnet und gab den Startschuss für die Neuausrichtung der Weinstadt Langenlois (Bezirk Krems-Land) und der Region Südliches Kamptal. Und für das 2005 eröffnete LOISIUM Wine & Spa Resort – mit Besucherzentrum, Vinothek, Sektbar und Veranstaltungsräumen – konnte mit Hilfe des Architekturzentrums Wien der Architekt von Weltrang Steven Holl gewonnen werden. Heidi Kühmayer, Geschäftsführerin der LOISIUM Kellerwelt Betriebs GmbH, denkt an die Ausgangslage: „Anfänglich war die Akzeptanz in der Bevölkerung, neue touristische Angebote zu entwickeln, kaum vorhanden; die Region war damals touristisch nicht entwickelt.“ Nachdem die Idee einer WeinErlebnisWelt – diese führt in das unterirdische 900 Jahre alte inszenierte Kellerlabyrinth (eines ehemaligen Weinkellers) – geboren war, startete ein längerer Entwicklungsprozess. Anregungen wurden in Europa und in Amerika gesucht und auch Kreative und Experten wurden hinzugezogen, bis ein fertiges Konzept auf dem Tisch lag. Bald kam die Idee, mit der Marke LOISIUM auch entsprechende Wein & Spa-Hotels zu entwickeln. Die Betreuung von Eco Plus als Betriebsansiedlungsagentur und Förderabwicklungsstelle war in den Gründungsjahren sehr hilfreich, so Kühmayer. Die Geschäftsführerin fasst zusammen: „Durch die internationale Strahlkraft des LOISIUMS ist es gelungen, Lifestyle-Hotspots mit extrem starkem Markenwert zu etablieren, die der Region touristische Neu- beziehungsweise Weiterentwicklungen leichter ermöglichen.“ Langenlois ist heute ein Ort, der sich über Zuzug freut, die gesamte Infrastruktur konnte verbessert werden, die Menschen finden Arbeit. Die Nächtigungen konnten von rund 20.000 im Jahr 2001 auf rund 60.000 im Jahr 2012 gesteigert werden. Der Anteil der Tagesbesucher beträgt mittlerweile rund 300.000 Personen. Durch den Tages- und Aufenthaltstourismus konnte in Langenlois eine direkte Wertschöpfung von 16,5 Millionen Euro (Quelle: Strategiekonzept Langenlois 2007–2013 Edinger Tourismus Beratung) erzielt werden. Indirekt ergeben sich eine Wertschöpfung von sogar rund 20 Millionen Euro sowie rund 300 zusätzliche indirekte Arbeitsplätze durch den Tourismus. Im Jahr 2012 wurde das zweite LOISIUM Wine & Spa Resort mit Vinothek und 105 Zimmern als Viersternehotel an der Südsteirischen Weinstraße eröffnet. Weitere Projekte gibt es im Elsass (Frankreich) und im Frankenland (Deutschland). ##Heil- und Hundertwasser Mit dem Rogner Bad Blumau wurde auf 40 Hektar, die der Baumeister Robert Rogner 25 Landwirten abgekauft hatte, die Vision des österreichischen Jahrhundertkünstlers Friedensreich Hundertwasser vom „Leben im Einklang mit der Natur“ verwirklicht. „Hundert Grad Celsius heißes Wasser und eine zufällige Begegnung zwischen Hundertwasser und Rogner bestimmten, eine knappe Stunde von Wien entfernt, etwas ganz Besonderes entstehen zu lassen“, sagt Melanie Franke, Direktorin des Rogner Bad Blumau. In den 1970er-Jahren fand die Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG) in Blumau anstelle von Öl und Gas heißes, eruptives Heilwasser; Rogner erschloss in jenen Jahren drei Quellen. Vorerst plante er Badeanlagen und in zwei Baustufen sollte ein Feriendorf geschaffen werden. Da traf Rogner – so will es die offizielle Firmengeschichte – den Künstler von Weltrang, Hundertwasser, den er zu einer Zusammenarbeit bewegen konnte. Im oststeirischen Thermenland wurde ab 1993 ein Refugium geschaffen, in dem sich Natur und Architektur zu einer kreativen Symbiose verbinden. Ohne Ecken und Kanten, ohne gerade Linien. Stattdessen mit Mut zur organischen Form, zu Farben und zur Fröhlichkeit. Eben: ein lebendes Gesamtkunstwerk aus märchenhaft farbenfrohen Häusern, auf deren Dächern Bäume und Sträucher wachsen. „Der Bau des Rogner Bad Blumau hat aus einer der ärmsten Gemeinden Österreichs einen renommierten Kurort geformt und ein sicheres Wirtschafts­einkommen in der Region generiert“, so Franke, die konkretisiert: „Mit der Eröffnung des Rogner Bad Blumau im Jahr 1997 wurde ein Impuls für die gesamte Thermenregion gesetzt. Wir leben ganz bewusst einen wirtschaftlich nachhaltigen Lebensstil vor, der speziell die Region (Lieferanten, Partner, Mitarbeiter, Vereine) integriert und damit konstant für Wachstum auf allen Ebenen sorgt.“ Heute sind insgesamt rund 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den umliegenden Bezirken im Rogner Bad Blumau beschäftigt, so Melanie Franke. Was wünscht sich die Direktorin für die Zukunft? „Das, was erschaffen wurde, soll auch in Zukunft bewahrt und geschützt werden. Das Wasser als Quelle des Lebens bildet die Grundlage und trägt zum Wohlergehen der Gäste sowie auch der gesamten Region und der Wirtschaft bei. Es ist wichtig, dass wir nachhaltige Wege gehen und immer wieder offen für Neues sind.“ Der Kräuterhandel Sonnentor in Sprögnitz, das Loisium samt WeinErlebnisWelt und Wine & Spa Resort in Langenlois und das Rogner Bad Blumau: Allesamt sind sie (touristische) Beispiele couragierten Wirtschaftens – teilweise mussten sie gewaltige Anlaufschwierigkeiten vergegenwärtigen, die sie bravourös gemeistert haben; heute sind sie für ihre Region unverzichtbar: Sie sind Leitbetriebe als Regionalmotoren.
Immomedien

Registrieren. Weiterlesen. Vorteile genießen.

Egal ob Sie exklusive Artikel, ein Unternehmensprofil anlegen oder Applikationen wie unser interaktives Firmenbuch nutzen wollen. Wir haben garantiert das richtige Abo-Paket für Ihre Zwecke parat.

Ihre Vorteile

  • Erstellen eines ausführlichen Personenprofils
  • Testweise 3 Immobilien Magazin Printausgaben
  • Lesezeichen für Artikel, Jobs und Events
  • Erstellen von Pressemitteilungen, Events und Jobs
  • Erstellen eines ausführlichen Firmenprofils
  • Schalten Sie über unsere Abonnements weitere Funktionen frei und erhalten Sie den vollen Zugang zu allen Artikeln!

PRO Abo monatlich

20,- € / Monat exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Pro Abo jährlich

120,- € / Jahr exkl. MwSt.

Unlimitierter Zugang zu allen Leistungen inkl. 5 Personen Abos

Vorteile entdecken

Networking Pro AddOn

584,- € / Jahr exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Premium Abo

1.200,- € / Jahr exkl. MwSt.

Erstellen Sie Ihr ausführliches Personenprofil, Zugang zum digitalen Immobilien Magazin

Vorteile entdecken

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Oktober 2014 - zuletzt bearbeitet am 14. August 2025


RP
AutorRudolf Preyer
Tags
Waldviertel
Markt
Kommunalwirtschaft
Sonnentor
Loisium
Langenlois

Weitere Artikel

Immomedien
Informiert bleiben.

Treffen Sie eine Selektion unserer Newsletter zu buildingTIMES, immoflash, Immobilien Magazin, immo7news, immojobs, immotermin oder dem Morgenjournal

Jetzt anmelden

© Cachalot Media House GmbH - Alle Rechte vorbehalten