Liebe Leserin, Lieber Leser!

Erinnern Sie sich noch an den Oktober 2008? Ein nicht besonders eindrucksvoller Herbst folgte damals auf einen ebensolchen Sommer. Zumindest was das Wetter damals betraf. Was das Business betraf, war das ganz anders. Mitte September gab Immofinanz-Vorstand Karl Petrikovics dem Immobilien Magazin ein Interview. Es sollte sein letztes sein, dass er einem Medium in dieser Funktion gab. Eine Woche nach dessen Erscheinen brachte der erste EXPO-Real-Tag einen Paukenschlag. Das Immofinanz-Imperium wackelt so sehr, dass ein Konkurs zum Greifen nah war. Der Rest ist (Börsen- und Gerichts-)Geschichte. Das war vor unglaublichen sieben (!) Jahren. Seither hat sich die Immobilienwelt (und wohl nicht nur diese) massiv verändert. Unsinkbare Schiffe gibt es nicht mehr (auch wenn die Immofinanz wieder zu neuem Glanz gebracht worden ist). Kleine fressen Kleine (oder Große) und werden dann gefressen. Oder hören auf. Oder starten dann durch. Es gibt keine berechenbaren Faktoren mehr. Alles ist möglich. Und nix ist fix. Anteilsverschiebungen und Fusionen wie bei Porr und UBM sowie Strauss & Partner, Käufe und Verkäufe wie Conwert: Die zurückliegenden Monate sind voll von teils unerwarteten, teils absehbaren Umwälzungen und Veränderungen. Das ist eine Entwicklung, die so noch lange weitergehen wird. Die nächsten dieser Veränderungen werden wohl auf der kommenden EXPO Real angebahnt oder sogar finalisiert. Dabei gilt freilich auch: Was im Moment des Ereignisses groß und bedeutend aussehen mag, sinkt rasch zum normalen. Wir neigen derzeit dazu, alles in Superlativen zu empfinden. Übrigens: Wie schon in zurückliegenden Jahrzehnten hatten wir auch in diesem Jahr einmal mehr den Jahrhundertsommer - und dem wird wahrscheinlich der nächste Jahrhundertwinter folgen. Andererseits dürften wir schon in den nächsten Jahren ein wirklich einzigartiges Phänomen erleben: Da trifft, wenn man zwei Vorhersagen ernst zu nehmender Wissenschaftler unhinterfragt ernst nehmen darf, die Hitze-Klimakatastrophe im Zuge des Klimawandels auf die vorausgesagte "kleine Eiszeit" im Gefolge von abnehmenden Sonnenaktivitäten. Heiß-kalt sozusagen. Was wir davon für die Immobilienbranche ableiten dürfen: Es wird nicht alles so heiß gegessen wie gekocht. Und retrospektiv betrachtet wird mancher Großglockner zum Maulwurfhügel. Und jeder Krise folgt ein neuer Anfang. Das war schon immer so: Auf das auch wirtschaftliche Debakel der unmittelbaren Nachkriegszeit folgte das sprichwörtliche Wirtschaftswunder, wo das Weltvermögen vermehrt und neu verteilt wurde. Jetzt ist so eine Chance gerade wieder, Ihr Gerhard Rodler