immomedien.at
/ Lesezeit 2 min
Liebe Leserin, Lieber Leser!
Tausendsiebenhundert Wiener Polizisten inklusive Panzerfahrzeug und Hubschrauber waren von den frühen Morgenstunden bis zum späten Abend hin im Einsatz, um 19 Punks aus einem Spekulationsobjekt hinauszutragen. Punks sind im Grunde friedlich, aber haben – das hat auch ein Teil der 1700 Polizisten leidvoll mitbekommen – nicht die besten Manieren. Höflich gesagt.
Ausgerückt war man in dieser Stärke, um einen gerichtlichen Räumungsbefehl zu vollziehen. Auch wenn sich die Polizei mit dieser Mannschaftsstärke wohl lächerlich gemacht hat: Gerichtsbeschluss ist Gerichtsbeschluss und ein solcher ist klarerweise ohne Wenn und Aber zu vollziehen.
Und dass „gerecht“ und Recht vor der österreichischen Justiz oft zweierlei sind, weiß man spätestens seit dem Tierschützerprozess. Warum sollte es bei der Unterstützung von Hausspekulanten anders laufen?
Viel schlimmer wiegt der Schaden, den die Räumung des Spekulationsobjektes in Wien (vulgo Pizzeria Anarchia) der gesamten Immobilienbranche zugefügt hat. Der heimischen Justiz vertrauen ohnedies immer weniger Österreicher, das ist wohl derzeit nicht zu ändern. Aber: Die heimische Immobilienbranche investierte gerade in den letzten Jahren enorme Kosten für aufwändige (und größtenteils sehr gut gemachte) Plakat- und Fernsehwerbung. Alles mit dem Ziel, das vielleicht nicht überbordend große Vertrauen der Bevölkerung in die österreichische Immobilienwirtschaft, also in Makler und Bauträger, zu verbessern.
Und dann kommt dieser Fall, wo sich die österreichische Justiz zum Handlanger eines Hausspekulanten machen lässt und den die Wiener Polizei – vielleicht auch nicht wirklich geschickt – so groß aufzieht, dass Radiostationen einen ganzen Tag lang live berichten.
Was übrig bleibt ist das Bild eines unmenschlichen, gegen alle guten Sitten verstoßenden Immobilienspekulanten. Dieser eine Tag hat die Aufbauarbeit der WKO von vielen Jahren mit einem Schlag zunichte gemacht.
Die Frage, die sich hier stellt: Warum duldet man solche offensichtlichen Nestbeschmutzer (damit sind die Immobilienspekulanten gemeint) in den eigenen Reihen? Alle Welt – und ja, auch die Standes- und Interessenvertreter (!) – bemühen die Ethik im Geschäftsleben. Weil Wohnen ein Grundbedürfnis der Menschen ist und hier ethisches Handeln ebenso ein Qualifikationsbestandteil der Gewerbezulassung sein sollte wie die Gesetze zu kennen.
Sich in Presseaussendungen von solchen „Immobilienrandgruppen“ zu distanzieren ist ja nett. Und gehört vielleicht auch zum guten Ton. Es bringt aber nur wenig und repariert das Image der Immobilienbranche sicher nicht.
Dazu müsste man ernsthaft daran gehen, der Ethik im Geschäftsleben jenen Stellenwert einzuräumen, den sie gerade in einer Branche, welche die elementaren Grundbedürfnisse der Menschen deckt, eigentlich haben sollte.
Auf den Punkt gebracht: Solche Spekulanten sollten nicht in den eigenen Reihen geduldet werden. Und dafür gibt es auch ein Instrument, nämlich die Gewerbeordnung und die Berufszugangsbeschränkungen, solange es diese noch gibt. Da trifft es sich gut, dass der Wirtschaftsminister auch die Interessen der Konsumenten vertritt.
Rasches Handeln von Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer wäre die einzig richtige Antwort. Wenn schon der Justiz jegliches Gespür für Ethik verloren zu gehen scheint, so sollten doch wenigstens Wirtschaft und Konsumentenvertretungen gegensteuern,
meint herzlichst,
Ihr Gerhard Rodler
Registrieren. Weiterlesen. Vorteile genießen.
Egal ob Sie exklusive Artikel, ein Unternehmensprofil anlegen oder Applikationen wie unser interaktives Firmenbuch nutzen wollen. Wir haben garantiert das richtige Abo-Paket für Ihre Zwecke parat.
Ihre Vorteile
- Erstellen eines ausführlichen Personenprofils
- Testweise 3 Immobilien Magazin Printausgaben
- Lesezeichen für Artikel, Jobs und Events
- Erstellen von Pressemitteilungen, Events und Jobs
- Erstellen eines ausführlichen Firmenprofils
- Schalten Sie über unsere Abonnements weitere Funktionen frei und erhalten Sie den vollen Zugang zu allen Artikeln!
Pro Abo jährlich
120,- € / Jahr exkl. MwSt.
Unlimitierter Zugang zu allen Leistungen inkl. 5 Personen Abos
Vorteile entdeckenPremium Abo
1.200,- € / Jahr exkl. MwSt.
Erstellen Sie Ihr ausführliches Personenprofil, Zugang zum digitalen Immobilien Magazin
Vorteile entdeckenGR
AutorGerhard Rodler
Tags
Wohnen
Meinung
Markt
Tax & Law
Ethik
Editorial
Pizzeria Anarchia
Weitere Artikel