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Logistikmarkt erstmals rückläufig

Brownfields gewinnen an Bedeutung, Fertigstellungsrekord in Wien

Aktuelle Rahmenbedingungen verändern den Logistikmarkt. Erstmals seit vielen Jahren ist die Nachfrage am Logistikmarkt Österreich rückläufig und die spekulative Flächenerrichtung stagniert. Daniel Pfeiffer, Teamlead Logistik CBRE: „Aktuell befindet sich der Logistikmarkt in einer Konsolidierungsphase." 
Viele Nutzer:innen von Logistikflächen haben sich in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Flächen gesichert, für die sie aktuell keinen oder nur wenig Bedarf haben und daher nach flexiblen Zwischenlösungen suchen. Diese Situation hat zu einem Parallelmarkt geführt, auf dem temporär Untermietflächen auf bestehenden Logistikflächen angeboten werden. „Alternative Nutzungsvereinbarungen sind in den letzten Monaten am Markt vermehrt aufgetaucht. Diese setzen kurzfristig auch die Vermieter:innen der Neubauflächen unter Druck, “, so Pfeiffer, der darin allerdings nur einen temporären Trend sieht, denn „die Nachfrage wird deutlich spürbar zurückkehren“. In den vergangenen Jahren wurden Abriss und Neuerrichtung auf bestehenden Logistikflächen zwar diskutiert, aber es gab – aufgrund der nach wie vor guten Mieten – kaum konkrete Projekte. Mit dem Ausbau der EU-Taxonomie wird sich dies nun aber verändern: Altbestände werden revitalisiert oder abgerissen, um an denselben Standorten moderne Logistikflächen zu errichten. „Es wird immer schwieriger, neue Flächen für Logistikimmobilien zu sichern, daher ist der Umstieg auf Brownfields in A-Lagen ein Zukunftskonzept“, so Pfeiffer.
Rund 480.000 m² Logistikflächen sollen im Laufe des Jahres 2024 am Logistikmarkt Wien – also in und um Wien – fertiggestellt werden, ein absoluter Rekordwert. Bis Ende des Jahres 2024 sollte der Gesamtbestand am Wiener Logistikmarkt bei rund 3,9 Millionen m² liegen.
Nur etwa 20.000 m² der Logistikflächen werden aktuell von Eigennutzer:innen errichtet, der Großteil sind spekulative Flächen wie etwa der Logistikpark Kottingbrunn von Garbe, der MLP Business Park im 22. Bezirk oder der Logistikcampus Ebergassing der DLH. „Der Verwertungsgrad der für Fremdnutzer:innen errichteten Flächen liegt aktuell bei rund 40 Prozent. „Nach einem sehr guten Jahr 2023, in dem rund 270.000m² Logistikflächen vermietet wurden, erwarten wir 2024 eine temporäre Trendumkehr und mit rund 180.000m² eine niedrigere Vermietungsleistung als im Vorjahr.“, so Pfeiffer. Damit ist in Österreich ein Trend angekommen, der in anderen europäischen Ländern bereits 2023 evident war. Erstmals wird die Fertigstellungsleistung den Flächenumsatz übersteigen.
Angesichts der aktuellen Situation wird die Lage wieder wichtiger. In den vergangenen Jahren war die Verfügbarkeit das wichtigste Kriterium, nun wird die Lage für die Vermietung wieder wichtiger. Rund 70 Prozent der Logistikflächen am Wiener Markt befinden sich im Süden und Osten von Wien, etwa 22 Prozent im Norden und ca. 8 Prozent im Westen. „Bei der Vermietung sind die infrastrukturelle Anbindung ebenso wichtig wie die Nähe zu Ballungszentren sowie die ESG-Kriterien“, so Pfeiffer, der davon ausgeht, dass einige Projekte – anders als in der Vergangenheit –nicht mehr vor Fertigstellung voll vermietet sein werden.  Er geht auch von einem Anstieg der Leerstandsrate aus. Die Spitzenmieten am Wiener Logistikmarkt liegen aktuell bei Euro 6,95/m²/Monat, diese sollte bis Jahresende noch leicht ansteigen auf rund Euro 7,10/m²/Monat. Das Mietwachstum wird von der gedämpften Nachfragesituation sowie vom vermehrten Angebot gebremst. Die Grundstückpreise für Logistik- und Gewerbeflächen in und um Wien stagnieren auf einem hohen Niveau zwischen Euro 140,00/m² und Euro 730,00/m². Für Investor:innen interessante Big Box Logistikimmobilien kommen dieses Jahr wieder auf den Markt. Das Interesse der Investor:innen daran wird von der Vermietungsgeschwindigkeit und der Lage abhängen, „Internationale Investor:innen sind nach wie vor – bzw. laut der aktuellen EMEA Investor Intentions Survey mehr denn je – an Logistikimmobilien in der Nähe von Ballungszentren interessiert“, so Lukas Schwarz, Head of Investment Properties bei CBRE. Die Spitzenrendite bei Logistikimmobilien liegt aktuell bei 5 Prozent, ist um Jahr 2023 um 60 Basispunkte gestiegen und sollte im ersten Halbjahr 2024 noch leicht ansteigen.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 24. April 2024 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorElisabeth K. Fürst
Tags
Logistik
Cbre
Marktbericht

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