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Lokaltipp der Woche: Kussmaul

In Wien gibt es ein paar wenige gastronomische Plätze, die den Eindruck einer weltumfassenden Gültigkeit vermitteln. Restaurants, die zwar regionale Besonderheiten aufweisen können - aber dennoch eine internationale Handschrift tragen und damit in allen Metropolen der Welt funktionieren würden. Manchmal halten sich just diese Lokale nicht im schönen (kulinarisch aber nach wie vor etwas rückständigen) Wien. Was das wunderbare Kussmaul (Vol. 2) anbelangt, haben wir diese Befürchtung allerdings nicht. Am Standort des ehemaligen Neu Wien hat Mastermind Mario Bernatovic ein Kulinarik-Kleinod erschaffen, dass schlicht und ergreifend bestehen bleiben muss. Das ehemals hell gehaltene Gewölbe präsentiert sich nun in chicem Dunkelgrau und geschmackvollen Ergänzungen mittels Kunstgemälden, die man am liebsten sofort kaufen würde. Zwei Gasträume werden durch einen langen Barbereich miteinander verbunden, dort kann man leger an Stehtischen (aber auf gemütlichen Hockern) ebenso gut durch die ausgezeichnet zusammengestellte Weinkarte kosten, wie - geleitet vom Gusto - Gang für Gang ein richtiges Dinner zusammen puzzeln. Denn die Speisekarte wartet mit kleinen, feinen und wohlfeilen Gerichten auf, die je nach Appetit aneinandergereiht werden können. So sieht „easy-going meets Gourmet“ aus. Richtige Hauptspeisen finden sich aber freilich auch auf der Karte, wir haben uns jedoch lieber durchgekostet. ##Weniger isst mehr Ewig sündiger Start ist (für mich) Brot und Butter. Vor allem hier sollte man nicht widerstehen, denn das Hausgemachte mit Zitronenbutter, Basilikumöl und Kürbis-Curry-Aufstrich ist ein knuspriger Traum. Unter Zuhilfenahme des selbst angesetzten Wermuths (Trüffel-Ingwer-Fenchel!) schlichtet sich aber alles gut und der Menü-Start mit Austern, in einer sämigen grünen Sauce serviert und mit Fenchel und frischem grünen Apfel kontrastiert, gelingt. Weiter geht es mit einem Beef Tartar mit Wachteldotter und einer wirklich scharfen Jalapeno-Sauce, die selbstständig dosiert in das von Hand gehackte Filet gemischt werden kann. Bzw. muss. Aber immerhin wird ausdrücklich davor gewarnt. Fans der *wirklich* scharfen Küche werden damit eine große Freude haben. Sehr subtil sind dagegen die Steinpilze, die hier in feinen Scheiben roh, mit Parmesanhobeln und auf einer Art Bohnencreme auf den Teller kommen... Verwendung finden wunderbar frische Exemplare, die wohl höchstens ein, zwei Stunden davor gepflückt worden sind - anders kann man sich diese Qualität nicht erklären. Derart originell in den moosigen Wald versetzt geht es weiter mit Pflanzlichem: Ebenso originellem Karfiol. Der findet sich klassisch - sowohl gebacken, als auch gekocht mit Brösel - weniger klassisch mit Birnenragout, Orange und Kürbiskernen zusammen. Dies wird vom Auge womöglich als leicht absurd quittiert, kann den Gaumen aber dennoch absolut überzeugen. Und allein für das olfaktorisch in der Zubereitung wirklich aufdringliche Gemüse muss man eigentlich schon dankbar sein. Ebenso dankbar sind wir für einfache Gerichte, die durch aufwendige Zubereitung gewinnen - wie etwa das herrlich glasige Stundenei mit perfektem Spinat (nicht zu salzig, keine Spur bitter) und Trüffelpâtée auf cremigen Erdäpfelpürée und leicht süßlichen Petersilwurzelchips als besonderer Ergänzung. (Die Pâtée wird wohl demnächst frischen weißen Trüffeln weichen... ein Grund zur Vorfreude!) Noch mehr Fleischloses kam als Paradeiser-Explosion mit Basilikum in einem Frucht-Olivenöl-Sud. Herrlich. ##Da geht noch was Das Kürbisrisotto war ordentlich, die darauf drapierten Riesengarnelen vom Grill genau richtig erwischt. Aber die Kalbsbackerln! Mit Knusperbrotscheibe, Zwiebelconfit und einer schokoladigen Sauce sind sie unvergesslich butterweich auf der Zunge zergangen. Und dass obwohl sie erfreulicher Weise verhältnismäßig mager ausgefallen sind. Wie durch ein Wunder (oder weil die Rezepturen eher leicht ausfallen) gelang auch noch der süße Abschluss - mit einem leicht salzig-leicht süßem Heidelbeer-Cheesecake und einem Zwetschkentarte mit Schokoeis, das selbst Blätterteig-Skeptiker zu überzeugen vermag. Insgesamt spürt man an dieser erstklassigen kulinarischen Adresse deutlich, dass Bernatovic eine internationale Karriere hinter sich und ebenso internationalen Wurzeln hat. Die Speisen, die Zutaten, die Getränkezusammenstellung - alles zeigt deutlich einen gekonnten Blick über den kosmopolitischen Tellerrand. Dementsprechend ein perfekter Ort für den international geübten Immobilienmanager. [b]Bonuskategorie „die neue kulinarische Moderne“:[/b] 10/10 (Plus 1 Bonuspunkt für diese unbedingt notwendige Bereicherung der Wiener Gastro-Szene) [b]Küche:[/b] 10/10 [b]Getränkekarte:[/b] 10/10 [b]Preis/Leistung:[/b] 9/10 [b]Hundefreundlichkeit:[/b] 9/10 [b]Service:[/b] 8/10 [b]Location:[/b] 8/10 [i] (Legende: 10 = ein Traum, 8-9 ausgezeichnet, 6-7 gut, 4-5 mittelmäßig, unter 3 enttäuschend und kaum einen Tipp wert, 0 = verstörend schlecht und ein ernstzunehmender Warnhinweis)[/i]

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 27. Oktober 2017 - zuletzt bearbeitet am 14. August 2025


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AutorBarbara Bartosek
Tags
Meinung
Menschen
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