Lokaltipp der Woche: Mercado – im Aromatempel

Schön, dass es einen Ort in Wien gibt, der sich der höchst aromatischen, kreolisch-peruanischen Küche verschrieben hat und gleichzeitig sogar „très chic“ ist. Wer sich den Nachfolger vom Standort des Indochine 21 noch nicht angesehen hat, sollte dies rasch nachholen. Hier isst man umgeben von bunten, fröhlichen Wänden und auch auf den Teller kommen wortwörtlich bunte Gerichte aus vielen, gut ineinander greifendenden Komponenten. Der Start gibt bereits einen entsprechenden Vorgeschmack auf die folgenden Entdeckungen. Zu würzigen Nachos wird eine Tomaten-Zintronengras-Koriander-Salsa mit hohem Suchtfaktor serviert. Low-carb Vorsätze sind im selben Moment dahin. Wozu auch - die Küche fällt hier überraschend leicht aus. Geschmacksintensiv muss also nicht zwangsläufig mit deftig gleichgesetzt werden. ##Nikkei Hier wird übrigens der Küchenstil Nikkei gepflegt - dieser hat sich in den letzten hundert Jahren ausgehend von Peru entwickelt. Durch die Immigration der Japaner haben sich entsprechende Einflüsse auf die lateinamerikanische Küche etabliert. Eine feine Sache, wie sich herausstellt. Um das kulinarische Fortbildungsangebot möglichst umfangreich in Anspruch zu nehmen, kann man so genannte „Discover Mercado Flights Packages“ bestellen. Für zwei Personen werden drei Akten zu jeweils drei Speisen in der Mitte eingestellt. Im ersten Schwung war das ein Street Food Style Ceviche, das mit Süßkartoffelheu, crispy Calamari und einer cremigen, scharfen Salsa abwechslungsreich gemacht wurde. Die Maki - ebenfalls im Ceviche Style - sind selbst für eingefleischte Experimental-Sushi-Liebhaber eher ungewöhnlich gestaltet. Das Set machen Chili-Honig Chicken Wings perfekt - das Ungewöhliche daran ist neben der verwendeten Pfefferminze insbesondere die Chalaca-Sauce. Und die Tatsache, dass sich unter der Glasur perfekt knusprige Flügelchen hervortun. Am liebsten hätten wir nachbestellt - nächstes Mal. Der zweite Schwung bestand zum einen aus 24 Stunden gegarten Short Rib in einer exotischen Soja-Tomaten-Chili Reduktion, die etwas nach Schokolade schmeckt. Dazu werden Garnelen serviert sowie „Nikkei fried rice“, der sich unter einem Omelette versteckt. Klingt etwas zusammengewürfelt, ist aber tatsächlich sehr stimmig. Weiters gab's ein Gemüsegericht aus Melanzani mit Kartoffelpüree, Oliven-Chimichurri und einer weiteren roten Sauce, deren Geschmacksträger Miso und Chili sind - garantiert etwas, das einem sonst nicht so schnell über den Weg kommt. Komplett macht das Trio „Arroz con Pato“ - das sind geschmorte Entenkeulen-Stücke mit grünem Reis, Spiegelei und einer Kürbis-Miso-Sauce. Klingt deftiger, als es ist - nur mageres, zartes Fleisch kommt auf den Teller. Den krönenden Abschluss machen wieder drei Vorzeigeexemplare aus der „Final Feliz“ - Karte. Ein herrlicher Kokusmilch-Tapioka-Pudding konkurriert mit Macha- und Schokoladeganache-Kuchen um die letzten verfügbaren Kubikmillimeter im Magen. Glücklicherweise ist das dritte Nachspeisengericht eine Eistrilogie - dank der glücklicher Weise beides noch ans Ziel flutscht. Na gut... an der Waage kann man einen Besuch im Mercado vermutlich nicht ganz vorbeischummeln. Dafür bekommt man neue Geschmackseindrücke und Kombinationsideen und einen wundervoll stimmigen Abend in ungezwungen Atmosphäre - Dank dem unprätentiösen und sehr freundlichem Service in einer Stimmung, als wäre man bei Freunden daheim eingeladen. [b]Bonuskategorie Aromenvielfalt:[/b] 10/10 [b]Hundefreundlichkeit:[/b] 10/10 [b]Getränkekarte:[/b] 9/10 (plus 1 Bonuspunkt für die Auswahl an gereiften österreichischen Weißweinen) [b]Küche:[/b] 9/10 [b]Location:[/b] 9/10 [b]Service:[/b] 8/10 [b]Preis/Leistung:[/b] 7/10 (plus 1 Bonuspunkt für die Preisgestaltung der gereiften österreichischen Weißweine) [i](Legende: 10 = ein Traum, 8-9 ausgezeichnet, 6-7 gut, 4-5 mittelmäßig, unter 3 enttäuschend und kaum einen Tipp wert, 0 = verstörend schlecht und ein ernstzunehmender Warnhinweis)[/i]