Immomedien
immomedien.at
 / Lesezeit 5 min

Neue Wege gegen Störenfriede

Durch den Klimawandel und die erhöhte Reisetätigkeit haben Schädlingsbekämpfer alle Hände voll zu tun. Welche neuen Schädlinge künftig Innenräume und Freiland besiedeln werden - und wie sich jetzt dagegen vorgehen lässt. Wer kennt es nicht: Kaum kommen die ersten Sonnenstrahlen hervor, lassen sich auch schon die ersten ungebetenen Gäste in Häusern, Gärten, Innenhöfen und Parkanlagen blicken: Ameisen, Wespen, Fliegen und Käfer gehören zur warmen Jahreszeit wie Grillsteak und Cornetto, und während man in kleineren Mengen mit ihnen noch zurecht kommen kann, werden sie in Kolonien oder Horden zum großen Ärgernis. Gerade in Betrieben, Wohnhäusern und Büros werden die Schädlinge zum Problem: Sie vermehren sich mitunter schnell und bringen die allgemeine Hygiene und in Folge die Gesundheit der Menschen in Gefahr. Nicht umsonst ist der Umgang zur Vermeidung und Bekämpfung diverser Schädlinge gesetzlich in verschiedenen Verordnungen geregelt, unter anderem in der Wiener Rattenverordnung, der Küchenschabenverordnung, der Pharaoameisenvorordnung und der Hygieneverordnung nach den GHP-Richtlinien, die in der Lebensmittelhygiene-Verordnung schlagend werden. "Die gesetzlichen Richtlinien müssen eingehalten werden, wodurch zum Beispiel jede Liegenschaft bis zu sechsmal pro Jahr auf Rattenbefall kontrolliert werden muss", berichtet Paul Hörmann, Schädlingsbekämpfungsmeister bei Attensam. ##Schädlingsbekämpfer stehen vor neuen Herausforderungen Die Rahmenbedingungen für die Schädlingsbekämpfer haben sich in den letzten Jahren drastisch geändert: "Die wärmeren Temperaturen sorgen dafür, dass viele Schädlinge häufig auch den Winter überleben und sich schneller vermehren", sagt Paul Hörmann weiter, "Durch die höhere Reisetätigkeit der Menschen und den internationalen Warenhandel werden auch zunehmend mehr und neue Schädlinge, zum Beispiel mit Obst oder Pflanzen, eingeschleppt." Durch die neuen Bedingungen müsse man als Schädlingsbekämpfer immer flexibler sein. Der Eichenprozessionsspinner ist ein derartiger gefürchteter Kandidat, "wobei es nicht mehr nachvollziehbar ist, wann und woher dieser nach Österreich gekommen ist", sagt Paul Hörmann. Mit der Raupe des Eichenprozessionsspinners, der ein Schmetterling ist, ist nicht zu spaßen: Seine Härchen sind gefährlich und werden über die Luft übertragen - und wer sie einatmet, kann Hautreizungen, allergische Reaktionen und schwere Lungenerkrankungen erleiden, was nicht selten zu Spitalsaufenthalten führt. "Gegen diese Raupenart gibt es auf biologischer Basis nur ein Mittel, das Bacillus-thuringiensis-Präparat, und einen bestimmten Zeitraum, in dem der Baum damit besprüht werden kann", sagt Hörmann, "Die Raupe baut ihre Nester im Frühjahr in den Eichen, und wir klauben diese dann, mit Schutzanzug und Atemschutzmasken gewappnet von den Bäumen ab." Da die Bekämpfung von Eichenprozessionsspinnern aufwändig und teuer ist, kommt es immer häufiger vor, dass während der Saison ganze Parkanlagen gesperrt werden. "Das ist oft günstiger, als sie zu bekämpfen" sagt Paul Hörmann. Neue Schädlingsarten wie der Eichenprozessionsspinner sorgen mitunter dafür, dass sich auch die Vegetation in den Stadtentwicklungszonen wandelt: Denn wozu sollte man jetzt noch neue Eichen pflanzen? ##Der Feind in den Betten erobert die Hotels Auch die Bettwanze hält Schädlingsbekämpfer mehr und mehr auf Trab: "Der Befall ist in den letzten Jahren extrem gestiegen, wir orten sie vor allem in Hotels oder in Haushalten, in denen ein Bewohner kürzlich von einer Reise zurückgekehrt ist", sagt Paul Hörmann. Auch über neu hergestellte und gelieferte Betten und Matratzen aus dem Ausland können die lästigen Vampire miteingeschifft werden. "Das Tückische an diesen Blut saugenden Parasiten ist, dass sie während der Nacht relativ rasch 100 Meter und mehr zurücklegen können, um zu ihrem nächsten Wirt zu gelangen", sagt Paul Hörmann, "Sie bemerken ihre Quelle dann durch die Ausdunstung der Atemluft, können aber auch bis zu sechs Monate in Ritzen, Fugen oder an der Wand hinter Bildern ohne Wirt leben." Wer Verdacht auf Bettwanzen hat oder die eigene Schlafstatt vor den Parasiten schützen will, kann sich vorerst schnell mit einem Doppelklebeband behelfen: "Wer dieses um die Beine des Bettes und um das Bettgestell klebt, kann die Wanzen schnell entlarven", sagt Hörmann, "Denn über diesen Streifen schaffen sie es nicht." Dann sollte jedoch nicht damit gezögert werden, die Profis zu alarmieren, denn im Zeitraum von nur zwei Monaten legt ein Weibchen an die 200 bis 500 Eier ab, und dann kann es schnell gleich ziemlich lästig werden. Zur Bekämpfung setzen Profis zum Beispiel biologische Wärmeverfahren ein, bei denen der gesamte Raum auf Temperaturen um die 60°C aufgeheizt wird: Dabei werden Formen der Bettwanze in allen Entwicklungsstadien vom Nymphenstadium bis hin zum ausgewachsenen Tier vernichtet. Unabhängig davon ist auch eine chemische Bekämpfung möglich - oder eine Kombination von beidem. "Die Erhöhung der Raumtemperatur kann schließlich für bestimmte Möbelstücke nachteilig sein", sagt Hörmann. Etabliert haben sich laufende Überwachungssysteme, bei denen Bettwanzendetektoren unter das Bett gestellt werden. "Diese sind mit einer CO²-Patrone versehen, welche die Atemluft eines Wirtes simuliert und die Bettwanzen lockt", sagt Gerald Maier- Sauerzapf, Prokurist und Bereichsleiter für Schädlingsbekämpfung bei der Simacek Facility Management Group, "Diese Fallen werden täglich bei der Zimmerreinigung kontrolliert." Bei den meisten Hotelketten würden diese Systeme bereits standardmäßig zum Einsatz kommen. ##Mäusefangen digital Die neue EU-Biozid-Richtlinie aus dem Jahr 2019 zum Schutz der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt macht es den legalen "Auftragskillern" nicht gerade leichter: So war es bis zuletzt noch möglich, präventiv Giftköder zur Abwehr von Ratten oder Mäusen auszulegen, jetzt ist der Einsatz von toxischen Stoffen nur mehr erlaubt, wenn bereits ein Befall gemeldet wurde. Darum wird das laufende Monitoring für präventive Zwecke mehr und mehr zum Hauptinstrument: Digitale Lösungen wie zum Beispiel digitale Mausefallen sorgen dafür, dass Nager schnell geortet und bekämpft werden können, noch bevor sie sich vermehren. "Die digitale Schlagfalle schlägt zu, sobald eine Maus sich dieser Falle nähert, zugleich wird unser Serviceteam darüber informiert", sagt Gerald Maier-Sauerzapf von Simacek, "Daraufhin rücken unsere Schädlingsbekämpfer aus." Gerade Mäusen und Ratten ist in Müllräumen, in der Gastronomie oder in lebensmittelverarbeitenden Betrieben mit Vorsicht zu begegnen, denn Ratten können diverse Krankheiten wie Salmonellen, Gelbsucht oder auch Tuberkulose übertragen. "Bei Ratten ist die Gefahr am größten, dass man schnell krank wird, da sie sich vorrangig in der Kanalisation aufhalten und sich unter anderem von bereits verdorbenen Lebensmitteln ernähren", sagt Maier-Sauerzapf. Die Experten raten vor allem dazu, bereits bei baulichen Maßnahmen zum Beispiel die Vogelabwehr zu berücksichtigen und darauf zu achten, dass Schädlinge wie Tauben, Ratten oder Marder möglichst wenig Chancen haben. "Wichtig ist dabei unter anderem die Gestaltung und Reinhaltung von Müllplätzen, aber auch von Innenhöfen, Dachböden und Kellern", sagt Maier-Sauerzapf. Auch die ausreichende Abdichtung von Verrohrungen und Fugen ist zur Prävention von Nagern oder Insekten wesentlich. Nicht zuletzt kommt Fenstern und Türen eine wichtige Bedeutung zu: Ob in Form von vorgestellten Türen, Netzen, Rollos oder Gittern - ein Insektenschutz vor flexiblen Elementen sollte heute in jedem Gebäude Standard sein.
Immomedien

Registrieren. Weiterlesen. Vorteile genießen.

Egal ob Sie exklusive Artikel, ein Unternehmensprofil anlegen oder Applikationen wie unser interaktives Firmenbuch nutzen wollen. Wir haben garantiert das richtige Abo-Paket für Ihre Zwecke parat.

Ihre Vorteile

  • Erstellen eines ausführlichen Personenprofils
  • Testweise 3 Immobilien Magazin Printausgaben
  • Lesezeichen für Artikel, Jobs und Events
  • Erstellen von Pressemitteilungen, Events und Jobs
  • Erstellen eines ausführlichen Firmenprofils
  • Schalten Sie über unsere Abonnements weitere Funktionen frei und erhalten Sie den vollen Zugang zu allen Artikeln!

PRO Abo monatlich

20,- € / Monat exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Pro Abo jährlich

120,- € / Jahr exkl. MwSt.

Unlimitierter Zugang zu allen Leistungen inkl. 5 Personen Abos

Vorteile entdecken

Networking Pro AddOn

584,- € / Jahr exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Premium Abo

1.200,- € / Jahr exkl. MwSt.

Erstellen Sie Ihr ausführliches Personenprofil, Zugang zum digitalen Immobilien Magazin

Vorteile entdecken

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 01. April 2020 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


SP
AutorSusanne Prosser
Tags

Weitere Artikel

Immomedien
Informiert bleiben.

Treffen Sie eine Selektion unserer Newsletter zu buildingTIMES, immoflash, Immobilien Magazin, immo7news, immojobs, immotermin oder dem Morgenjournal

Jetzt anmelden

© Cachalot Media House GmbH - Alle Rechte vorbehalten