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Nicht gänzlich unkritisiert
Ob für den Eigenbedarf oder zum Zweck der Pensionsaufbesserung: Vorsorgewohnungen gehen derzeit ziemlich gut weg. Im Wortgefecht führen die beiden Experten Heinz Fletzberger und Ruth Becher die Pros und Contras an.
##Contra: Bedenkliche Verquickung
[i]Ruth Becher, SPÖ-Wohnbausprecherin[/i]
Generell stellen Vorsorge-Spekulationswohnungen eine bedenkliche Verquickung zwischen den Themen Altersvorsorge und Wohnrecht dar. Alle Berechnungen legen geltendes Recht zugrunde. Alleine die Gesetzesnovellen der letzten Monate (Erhaltungspflicht für Heizgeräte, Abschreibungsdauer von Instandsetzungsarbeiten ...) stellen die Berechnungsmodelle infrage. Steigende Mietkosten bei Neuabschlüssen rufen überdies nach neuen Mietzinsobergrenzen. Sicher ist nur der Anfall unterschiedlichster Spesen durch die Anbieter. Die Rahmenbedingungen des Finanzmarktes, des Miet- und des Steuerrechts ändern sich laufend. Außerdem: Eigentum verpflichtet, etwa bei Kosten für dringende Reparaturen am Haus. Vorsorge-Spekulationswohnungen sind keinesfalls das einfache, risikolose Produkt, als das sie angepriesen werden. Das alles ist nicht eine Frage der Verwerflichkeit, sondern der Wirtschaftlichkeit. Im Neubaubereich entstehen meist Siedlungen mit kleinen Einheiten, die nicht den nachhaltigen Wohnbedarf - größere Einheiten mit flankierender, familienfreundlicher Infrastruktur - abbilden. Zu kritisieren ist aber vor allem der Altbau: Hier entsteht nicht einmal neuer Wohnraum. In der Praxis werden Objekte, die für Institutionelle uninteressant sind und "übrig bleiben" über das Argument von Steuervorteilen vergleichsweise teuer an Kleinanleger verkauft, kombiniert mit überzogenen Renditeerwartungen. Zudem entsteht so oft Druck auf Altmieter. Die Modell-Ausweitung und immer aggressiver werdende Werbung sind zugegebenermaßen wohnpolitisch ein untergeordnetes Problem. Für jeden, der wesentliche Teile seiner Ersparnisse unter falscher Erwartungshaltung so anlegt, ist es aber ein großes Thema. Man sollte sich die Frage stellen: Wird die Politik in zwanzig oder dreißig Jahren eher damit beschäftigt sein, den sozialen Frieden durch faire Miethöhen zu garantieren, oder eher darum besorgt sein, möglicherweise überzogene Profiterwartungen zu befriedigen?
##Pro: Alternativlos
[i]Heinz Fletzberger, SÜBA Bau und Baubetreuung AG[/i]
Das Modul Vorsorgewohnung hat im Rahmen der Altersvorsorge auf jeden Fall seine Berechtigung und funktioniert gut. Selbst wenn die Renditen noch sinken, ist es weiterhin eine gute Sache. Erstens bekommt man immer noch mehr als bei der Bank und zweitens hat man einen Sachwert in der Hand, den man frei vermieten kann oder den die Kinder, Enkelkinder nutzen können. Zu den von Kritikern vorgebrachten unsicheren Rahmenbedingungen: Es liegt ja in der Hand der Politik, für entsprechende Sicherheit zu sorgen, statt Gesetze und Regelungen zu schaffen, die das Modell verunmöglichen, etwa indem man den Mietzins regulieren und den freien Kapitalmarkt beschneiden möchte. Andernfalls können Bauträger bald nicht mehr bauen, weil es sich nicht mehr rechnet - die Stadt aber braucht dringend Wohnungen. Beides hat seine Berechtigung: der geförderte Wohnbau und der frei finanzierte. Es wird immer Menschen geben, die Vorsorgewohnungen abkaufen; ein Bauträger baut das, was nachgefragt wird. Dass es ökonomische Risiken gibt, muss jedem mündigen Käufer klar sein, etwa das Leerstands-Risiko, das hat jeder private Vermieter. Kaum ein Interessent zieht nicht seinen Rechtsanwalt oder Steuerberater bei, um über in Aussicht gestellte oder erzielbare Renditen ein realistisches Bild zu erhalten. Heute kaufen die meisten mit einem hohen Eigenmittelanteil: Da ohnehin keine Preisblase zu sehen ist, droht auch hier keine Gefahr. Wenn die Wohnungen zu teuer wären, würde sie keiner abnehmen. Wenn die Politik die Sorge hat, dass zu hohe Mieten verlangt werden, muss sie mehr gemeinnützig bauen. Korrekturen im Mietrecht sind nötig, aber im Neubau sollte jeder Eingriff unterlassen werden. Dass die Erstvermietung meist zu höheren Konditionen erfolgen kann als danach, ist heute fast jedem klar. Jedenfalls sind die Mieten heutzutage durchwegs indexiert, was einen Inflationsschutz darstellt. Das steuerliche Argument reizt kaum jemanden. Dass, was heute aber am meisten für eine Vorsorgewohnung spricht, ist, dass es keine Alternativen gibt! «
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AutorLinda Kappel
Tags
Wohnen
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