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Passt der Nutzer, passt das Budget

BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner über Kostentreue, Mieterwünsche und warum der Neubau der Wirtschaftsuni so ganz anders gelaufen ist als andere Großbaustellen in Europa. #[b]Man muss nicht in der Vergangenheit graben (Stichwort: Neubau des Wiener AKHs), um zu erkennen, dass bei öffentlichen oder halböffentlichen Großbaustellen Kosten und Treue wenig gemeinsam haben. Heute würden mir da der legendäre Skylink am Wiener Flughafen oder der Berliner Flughafenneubau spontan einfallen. Warum ist das beim Neubau der WU-Wien so ganz anders gelaufen?[/b] Gleissner: Zu den von Ihnen angeführten „Vergleichen“ möchte ich mich nicht äußern, die haben alle nichts mit der Bundesimmobiliengesellschaft zu tun. Aber mit einem haben sie schon recht: Von der Dimension her wäre der Neubau des Unicampus für die Wirtschaftsuniversität Wien durchaus vergleichbar. Es war immerhin der größte universitäre Neubau in ganz Europa. Die Einhaltung des Kostenrahmens hängt – wie immer in solchen Fällen – im Wesentlichen an drei Faktoren: Einem klaren Anforderungsprofil des künftigen Nutzers und konsequentem Festhalten über die Zeit der Projektumsetzung, einem professionellen Planungsverlauf und einer straffen maßgeschneiderten Projektstruktur. [b]Das heißt, es gab bei diesem großen Projekt kaum Umplanungen?[/b] Gleissner: So ist es. Abgesehen von Kleinigkeiten hat der Nutzer, also die Wirtschaftsuniversität Wien, im Verlauf der Ausführungsplanung und Errichtungsphase nichts verändert. [b]Warum geht bei der WU-Wien etwas, was sonst eher nicht die Regel ist?[/b] Gleissner: Es war für dieses sehr spezielle Großprojekt strukturell sicher ein Vorteil, dass WU-Wien und BIG eine gemeinsame Projektgesellschaft eingegangen sind. Dadurch wurde eine gemeinsame Zieldefinition erreicht, ein gemeinsames Verständnis entwickelt und hohe Offenheit gelebt. Darüber hinaus ist dem Neubau des WU-Campus ein sehr detaillierter Planungsprozess vorangegangen. Schon alleine dadurch waren die Grenzen für potenzielle Abweichungen des Budget- und Zeitrahmens von Anfang an vergleichsweise sehr eng gesetzt. [b]Wurden die zu erwartenden Kosten nicht von Beginn an relativ hoch angesetzt?[/b] Gleissner: Sie kaufen ein Bauprojekt nicht von der Stange. Es ist stets individuell. Die Kunst liegt daher in einer möglichst genauen Planung und Vorausschau der in der Umsetzung wesentlichen Faktoren. So hat es keinen Sinn, zu erwartende Kosten unrealistisch niedrig anzusetzen – aus welchen Gründen auch immer. Wir haben sowohl in punkto Zeitplanung, aber auch was den Budgetrahmen betrifft einen auf Basis unserer Erfahrungen realistischen Wert angenommen. Und diese Werte haben wir danach auch ein­gehalten. [b]Das heißt, es gab sehr wohl „stille Reserven“ bei diesem Projekt?[/b] Gleissner: Ich würde das eher als Manövriermasse bezeichnen. Wenn es notwendig gewesen wäre, hätte man beispielsweise bei der Qualität der Freiraumgestaltung Abstriche machen können. In den meisten Fällen mussten wir aber diese Manövriermasse nicht wirklich angreifen. [b]Sie sind offensichtlich mit dem Projekt zufrieden. Wie glücklich sind die Nutzer?[/b] Gleissner: Wir haben in den ersten Betriebswochen eine Erhebung der Nutzerzufriedenheit durchgeführt. Allgemein sind die Werte sehr gut. Und das, obwohl die Behebung von Mängeln im Rahmen der Gewährleistung noch läuft und die Einregulierung der technischen Anlagen erst im laufenden Betrieb durchgeführt werden kann. Gut vier Fünftel der Befragten sind sehr zufrieden oder zumindest zufrieden. Diese Zufriedenheitsanalysen werden wir im Übrigen laufend wiederholen. [b]Hätte man den WU-Wien-Campus auch um weniger als die budgetierten und eingehaltenen knapp 500 Millionen Euro bauen können?[/b] Gleissner: Jedes Objekt soll seine Funktion bestmöglich erfüllen. Und das auf möglichst lange Zeit. Letztlich kostet auch das billigste Haus Geld, ist dann aber nicht optimal oder eben nicht lange genug für diese Funktion tauglich. Unter diesem Aspekt kann ich die Frage mit Nein beantworten. [b]Wenn man Ihnen so zuhört, dann gab es auch hinter den Kulissen nie Probleme – war das wirklich so?[/b] Gleissner: Das wäre vermessen zu behaupten. Bei Projekten dieser Größenordnung gibt es immer Herausforderungen, die zu bewältigen sind – kleinere und größere. Die Kunst ist es, diese Probleme innerhalb der möglichen Bandbreiten zu lösen, damit diese sich eben nicht auf das Gesamtergebnis auswirken. Und das ist mit der Punktlandung, sowohl was den zeitlichen als auch den budgetären Aspekt betrifft, geglückt. Dazu bedarf es eines professionellen Teams und entsprechenden Engagements. So gab es beispielsweise alle sechs Wochen einen Projektausschuss unter Einbindung der Geschäftsführung und des Rektorats, um regelmäßig den Projektfortschritt zu evaluieren und aufgetretene Probleme zeitnah zu lösen. [b]Was waren die größten Probleme?[/b] Gleissner: Das war vor allem einmal der Brand auf der Baustelle. Ein Problem war sicher auch die wirtschaftliche Schwäche des einen oder anderen Auftragnehmers. Im Falle einer Insolvenz muss der entsprechende Leistungsbereich neu ausgeschrieben werden. Wenn dann noch Folgegewerke von dieser Leistungserbringung abhängen, kann das bedeuten, dass eine Baustelle in Teilbereichen auch längere Zeit stillsteht. Und Zeitverzug kostet Geld. In diesem Fall tut sich ein privater Auftraggeber natürlich leichter, der freihändig eine Ersatzfirma beauftragt und nach einer Woche schon wieder weiterbauen kann. [b]Um dieses Problem zu umgehen, hätten Sie ja einen Generalplaner beauftragen können. Sie haben aber Einzelvergaben durchgeführt – warum?[/b] Gleissner: Das war schlicht eine Frage der Projektgröße, des österreichischen Baumarktes und der Wirtschaftlichkeit. Wir sind der Meinung, den Markt so am besten genutzt zu haben. [b]Danke für das Gespräch.[/b]
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Dezember 2013 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


GR
AutorGerhard Rodler
Tags
Markt
BIG
Menschen
Infrastruktur
Wolfgang Gleissner
Skylink
Berliner Hauptflughafen
Interview
Flughafen Wien
WU Wien

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