Immomedien
immoflash.atimmomedien.at
 / Lesezeit 2 min

MIPIM startet mit positivem Ausblick

Aber mulmiges Gefühl bei den meisten

Der Start zur diesjährigen MIPIM könnte zweischneidiger nicht ausfallen. Auf der einen Seite freuten sich die meisten der bereits am Vorabend für die immer zahlreicher werdenden und prominenter besuchten Vorabend-Veranstaltungen, dass es mit den sozialen Kontakten in der Branche wieder los geht. Und dazu passt auch, dass sich die Zahl der angemeldeten Teilnehmer noch nicht ganz, aber doch schon sehr weitgehend den „guten alten Zeiten“ vor der Pandemie genähert hatten. Auch wenn gar nicht so wenig aufgrund der sechs bestreikten deutschen Flughäfen in letzter Minute anreisen konnten. Auf der anderen Seite trübte der Ukraine-Krieg die Stimmung weitgehend - was übrigens vom ungewöhnlich kalten Wetter hier akzentuiert wurde. Da und dort mischt sich neben der Sorge um das menschliche Leid auch die Furcht vor einer Weltwirtschaftskrise, welche über die Auswirkungen von 2007/08 deutlich hinaus gehen könnte. Dabei fällt der Ausblick auf die europäischen Immobilienmärkte derzeit noch überraschend positiv aus. Zumindest die im MIPIM-Vorfeld herausgegeben Prognose der BNP Paribas Real Estate lässt (noch) keinen Pessimismus aufkommen. Die Inflation bewege sich nach wie vor auf einem erhöhten Niveau, was insbesondere auf die gestiegenen Energiekosten zurückzuführen ist, und aufgrund der jüngsten geopolitischen Spannungen dürfte sich dieser Trend länger als erwartet fortsetzen. Während die nominalen Renditen in letzter Zeit als Reaktion auf die höhere Inflation gestiegen sind, bleiben die Realzinsen weiterhin deutlich im negativen Bereich. Für die Immobilienbranche hat das sich ankündigende Ende der Pandemie und die damit verbundene Aufhebung der zahlreichen Beschränkungen die Normalisierung des Marktgeschehens eingeleitet. Das Investitionsvolumen lag im Jahr 2021 bei soliden 272,7 Mrd. Euro (+14 Prozent gegenüber 2020) und BNP Paribas Real Estate geht für dieses Jahr von einem weiteren Anstieg um 7,5 Prozent aus. Das Investmentvolumen entspräche dann dem Niveau von 2019 und damit einer vollständigen Erholung der Marktaktivität. Die Investorennachfrage in den einzelnen Sektoren verschiebt sich jedoch analog zu den jüngsten Veränderungen auf den Mietermärkten. So hat das Investoreninteresse an Logistik- und Wohnimmobilien auf Kosten der in der Vergangenheit besonders nachgefragten Sektoren Büro und Einzelhandel erheblich zugenommen. 2022 dürfte das letzte Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten im Logistiksegment sein. Zudem rechnet BNP Paribas Real Estate im Prognosezeitraum mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung des Logistikmarkts in Großbritannien. Das Land hat in den vergangenen fünf Jahren in den meisten Assetklassen unterdurchschnittlich abgeschnitten und der Logistiksektor bildet die einzige Ausnahme, was auf das Wachstum des Onlinehandels und die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit zurückzuführen ist. Der Bürosektor ist auf Erholungskurs, wobei der Fokus auf dem Core-Segment oder auf ESG-konformen Objekten liegt. Der europäische Büromarkt setzt seinen Erholungskurs sowohl hinsichtlich des Flächenumsatzes als auch des Investitionsvolumens fort. Zwar ist eine gewisse dauerhafte Verringerung des Büroflächenbedarfs zu erwarten, diese dürfte sich jedoch in Grenzen halten. Ferner werden Core-Objekte und ESG-konforme Immobilien von den Veränderungen der Arbeitswelt und des regulatorischen Umfelds profitieren. Im Retail-Bereich setzt die Ruhe nach dem Sturm ein. Innerhalb des Einzelhandelssektors zeichnen sich insbesondere Fachmärkte durch Widerstandsfähigkeit aus.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 11. März 2022 - zuletzt bearbeitet am 15. März 2022


GR
AutorGerhard Rodler aus Cannes
Tags
Logistik
Investment
Wohnen
Office
Hotel
Österreich
International
Deutschland
Retail
Markt
EU
Infrastruktur
Industrie
BNP Paribas Real Estate

Weitere Artikel