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Schloss findet Stadt
Die Berliner bauen ein Schloss im Barock-Look, weil es ihnen ein Österreicher so gesagt hat. Nicht ideal, aber besser als eine Wiederauferstehung von Erichs Lampenladen, sagt die Autorin.
Hannes Swoboda, ehemaliger Wiener Planungsstadtrat und EU-Abgeordneter der SPÖ, hatte sich 2002 als Vorsitzender der Kommission "Historische Mitte Berlins" für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses ausgesprochen. Nach dem klaren Ja der Experten konnte das arme Berlin mit dem Bau des 590 Millionen Euro teuren Gebäudes beginnen. Am 12. Juni wurde die Gleichenfeier begangen. Was soll man berichten über einen hypermodernen Riesenkubus samt Kuppel und nachgemachter Barockfassade, in den rund 400 Einfamilienhäuser passen? In Dubai und Doha würden Äußeres und Kosten nicht auffallen. Eine gewisse Ähnlichkeit gibt es mit den Wüstenländern am Persischen Golf allerdings: Auch Berlin wurde von preußischen Planern dem Sand abgerungen. Vor 70 Jahren, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, ragte aus der Ruinenstadt das ausgebrannte Stadtschloss hervor. Aber erst ZK-Generalsekretär Walter Ulbricht machte das Gebäude dem Erdboden gleich. Honecker eröffnete 1973 den Palast der Republik. Aufgrund der Tausenden Lampen im Foyer wurde das Asbest-verseuchte Gebäude auch "Erichs Lampenladen" genannt. Nach der Entscheidung für den Bau kam die Nutzungsdebatte. Kurze Zeit war von einem Hotel- und Kongresszentrum die Rede. Zumindest hätte diese Art der Nutzung wieder Geld in die Kassen gespült. Apropos Kongress, da wartet schon das nächste Projekt: Das ICC (International Congress Center), seit zwei Jahren geschlossen, soll für einen dreistelligen Millionenbetrag wieder wach geküsst werden. Vor dem Hintergrund des Flughafen-Debakels liefert das Stadtschloss daher eine willkommene Ablenkung. Finanziell ist alles im Rahmen: Der Bund trägt 478 Millionen, das Land Berlin 32 Millionen Euro. Den Barock-Zuckerguss, aus feinstem Sandstein gehauen, berappen übrigens private Spender. Einer davon soll für einen Runderker mal schnell 2,5 Millionen Euro überwiesen haben. Eigentümerin und zukünftige Betreiberin des Gebäudes ist die Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum. Allerlei Museum wird in die "größte Merkzweckhalle Deutschlands" (40.000 Quadratmeter) einziehen. Es soll ein Dialog der Kulturen werden, heißt es in politisch-korrekter Plattitüde. Trotzdem, seit der Schotte Neil MacGregor (Direktor des British Museum) zum Vorsitzenden der dreiköpfigen Gründungsintendanz berufen wurde, wird das Humboldtforum eines sicher nicht: langweilig. Über das Äußere kann man dann immer noch streiten.«
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Autor Romana Kanzian
Tags
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International
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Berlin
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