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So fusionieren die Schwaben
Spinnefeinde Nachbarn müssen nicht sein, Handreichungen sind (im Zweifelsfall) vernünftiger.
Kommunal Wirtschaft blickt ins schöne Schwaben – es geht auch anders, nämlich friedlich.
Nach dem Jahreswechsel verschieben sich die steirischen Gemeindegrenzen gewaltig: Aus 385 „Reformkandidaten“ werden 130 neue Kommunen und bei der Gemeinderatswahl am 22. März 2015 werden ortspolitisch die Karten neu gemischt. Wie auch immer die Wahlen ausgehen – 255 Bürgermeister verlieren ihren Posten.
Anderswo sind solche Verordnungen „von oben“ denkunmöglich. Hinzukommt, dass vorausschauende Bürgermeister ihr Gemeindegebiet nicht als „Erbpacht“ betrachten, sondern dem benachbarten Orts-Chef die Hand reichen, um gemeinsame Synergieeffekte zu lukrieren. Im Mühlviertel (Oberösterreich) etwa haben sich nun die Bürger der Gemeinden Aigen und Schlägl mit einer überwältigenden Mehrheit für eine Zusammenlegung zu Aigen-Schlägl ausgesprochen.
Eine Fusion mit Vorbildcharakter und deren aktuelle Auswirkungen lassen sich im schönen Oberschwaben beobachten. Dort fusionierten die entzückenden Ortschaften Reute (rund 2.400 Einwohner) und Gaisbeuren (rund 1.800 Einwohner) zu Reute-Gaisbeuren. Kommunal Wirtschaft hat in „R-G“ bei dem neuen Ortsvorsteher Achim Strobel nachgefragt.
##Vorbildfusion Reute-Gaisbeuren
Zuerst konnten die „hier wie in den meisten Nachbargemeinden vorhandenen Spannungen nach und nach weitgehend überwunden werden“, freut sich Neo-Ortsvorsteher Achim Strobel. Positiv wirkte hier das Zusammenwachsen über die Vereine. Neben der schon seit Langem gemeinsamen Pfarrei gibt es auch einen gemeinsamen Musikverein, einen gemeinsamen Fußballverein, eine gemeinsame Bank und viele weitere Vereine, die „grenzübergreifend“ aktiv sind.
„Dass dann noch zwei mutige Kommunalvertretungen sowie zwei Ortsvorsteher zusammenkamen, die gut miteinander konnten und den Bestand der Ortschaft auch für die Zukunft sichern wollten sowie bei wichtigen Projekten gemeinsam an einem Strang zogen, führte dazu, dass die Fusion möglich wurde, was zehn Jahre zuvor wohl noch undenkbar gewesen wäre“, überlegt Strobel.
Eine Fusion bedeutet immer auch ein Stückchen weit die Aufgabe eigener Souveränität. Wichtig war es daher, zu gewährleisten, dass auch in Zukunft die Infrastruktur ausgewogen aufgeteilt wird. So hat beispielsweise Gaisbeuren nun die Ortschaftsverwaltung erhalten, die große Mehrzweckhalle ist aber bereits in Reute, ebenso wie die Schule und der künftige neue Einkaufsmarkt, der aber wiederum nahe von Gaisbeuren gebaut werden wird.
Strobel: „Die Bevölkerung reagierte insgesamt erstaunlich positiv.“ Dies wurde auch bei den Wahlen zum neuen gemeinsamen Ortschaftsrat im Mai 2014 sichtbar, wo sowohl „die Reutener“ als auch „die Gaisbeurer“ ausgewogen Kandidaten aus Reute und Gaisbeuren gewählt haben.
##Zukunftsfit und synergieeffizient
Die Verwaltung in Reute-Gaisbeuren ist nun deutlich leistungsfähiger. Natürlich werden auch durch den Wegfall einer komplett ausgestatteten Ortschaftsverwaltung viele Kosten eingespart: Heizung, Telefon, Kopiergeräte und vieles mehr wird nur noch einmal benötigt. Auch im Bereich des Bauhofes zeigen sich erste Synergieeffekte. Strobel: „Durch die gemeinsame Erledigung von Aufgaben können die Arbeiten oftmals effektiver ausgeführt werden, zudem sind wir durch die gebietsübergreifende Arbeitserledigung breiter aufgestellt, was insbesondere im Vertretungsfall relevant wird.“
Die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet – auch in den zahlreichen Weilern und Wohnplätzen – gehört ebenso zu den Herausforderungen für die Zukunft wie die Einstellung auf den demografischen Wandel, insbesondere die wohnortnahe Versorgung und seniorengerechtes Wohnen gilt es zu ermöglichen.
„Ebenso sollte die Ortschaft mit ihrem vielfältigen Vereinsangebot auch für junge Familien attraktiv bleiben, wozu es auch notwendig ist, dafür erforderliche Baumöglichkeiten zu eröffnen“, sagt Ortsvorsteher Achim Strobel, dessen Ziel es ist, „den hohen Lebenswert in Reute-Gaisbeuren zu erhalten und nach besten Kräften zu fördern.“ Vom Ausgang der Wahl – weit über 80 Prozent der Bevölkerung stimmten für eine Zusammenlegung – enthusiasmiert, sind Elisabeth Höfler, Bürgermeisterin von Schlägl, und ihr Amtskollege aus Aigen, Herbert Kern, (beide werden ihren Bürgermeistersessel räumen) überzeugt, dass es nur gemeinsam geht.
Der weitere Fahrplan steht fest: Nach Auflösung beider Gemeinden am 1. Mai 2015 übernimmt ein Regierungskommissär die Geschäfte, im Herbst 2015 soll dann die Gemeindevertretung der neuen Fusionsgemeinde Aigen-Schlägl gewählt werden, ebenso – in einer Direktwahl – der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin. Ihr oder ihm gereicht in jedem Fall eine „Fusion auf die Schwäbische Art“ als Vorbild.
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AutorRudolf Preyer
Tags
International
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Kommunalwirtschaft
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