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Susanne Eickermann-Riepe im Interview

Interview im Vorfeld des Real Estate Circle 2025

immoflash sprach im Vorfeld des Real Estate Circle 2025 mit Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende RICS EMEA, über Marktentwicklung, Zinssätze und Trends.

Wie hat sich der Markt seit Jahresbeginn entwickelt – ist die lang erhoffte Trendwende jetzt endlich da?
Eickermann-Riepe: Es gibt zwar Licht am Ende des Tunnels, aber der Tunnel ist lang. Die aktuellen Daten des RICS Global Commercial Property Reports zum Q1 2025 zeigen insbesondere in Europa noch deutliche Unsicherheiten und das Sentiment ist sowohl auf Investoren als auch auf Nutzerseite weiterhin negativ geprägt. Erste Transaktionen sind zwar zu beobachten, aber diese entstehen oft eher aus Notlagen. Zudem zeigt sich ein klares Süd-Nord Gefälle. Während Spanien und Italien gut aufholen, bleiben Deutschland und Frankreich wesentlich negativer, Österreich befindet sich im Mittelfeld. Auch global sind die Unterschiede erheblich. Während die Region MEA schon länger positiv gestimmt ist, hat die Region Americas den Anschluss seit Q1 gefunden. Die Region APAC bleibt in negativen Sentiment. Es ist nicht zu erwarten, dass die globale Trendwende bereits in 2025 einsetzt, dazu sind zu viele Herausforderungen zu bewältigen.

Welche Auswirkungen haben die aktuellen Zinssätze und Finanzierungskonditionen?
Eickermann-Riepe: Natürlich spielt der Kapitalmarkt eine entscheidende Rolle bei den Hemmnissen im Immobilienmarkt. Der steile Anstieg der Aktienindizes hat mit dazu beigetragen, den Kapitalfluss in Sachwerte zu bremsen. Es steht somit wenigen Kapital für Immobilieninvestitionen zur Verfügung. Aber auch der Zinsanstieg hat dazu geführt, dass Investitionen verschoben wurden. Doch es gibt noch mehr Hindernisse. Die Bewertungen sind noch nicht ausreichend angepasst um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Zudem haben die erhöhten Standards an Nachhaltigkeit die Risikobewertungen der Investoren und Banken beeinflusst. Jedes Development wird erneuten Prüfungen unterzogen und auch die Modernisierung und Sanierung von Bestandsgebäuden ist durch Finanzierungsvorbehalte eingeschränkt und hat noch nicht den Umfang und die Geschwindigkeit erreicht, die notwendig wären. Doch bei Bestandobjekten besteht noch eine weitere Hürde, wenn eine Prolongation der Kredite zu verhandeln ist. Gesunkene Bewertungen treffen auf höhere Eigenkapitalanforderungen bei gleichzeitig steigenden Zinsen und geringen Liquiditätspolstern. Das endet oft nicht mit einem positiven Ausblick wenn die notwendige und rechtzeitige Vorbereitung fehlt.

Wie kann man als Bauträger und Projektentwickler jetzt agieren?
Eickermann-Riepe: Es ist eine gefährlich Mischung aus ökonomischen, ökologischen, geopolitischen und nicht zuletzt finanziellen Herausforderungen, die sowohl Bauträger als auch Projektentwickler zu bewältigen haben. Wie immer in Krisensituationen gilt „Cash is King“. Insofern gilt es erst einmal die Liquidität zu sichern, derzeit wohl eher mit Kosteneinsparungen. Leider ist die Konsolidierungsphase noch nicht abgeschlossen.

Welche langfristigen Trends – etwa im Bereich Nachhaltigkeit oder Digitalisierung – prägen derzeit den (österreichischen) Immobilienmarkt besonders stark?
Eickermann-Riepe: Es ist unübersehbar, dass robuste Daten eine wesentliche Voraussetzung für die Analyse, Entscheidungen, Maßnahmen, Monitoring und Reporting sind. Da spielen Technologie, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eine wesentlich Rolle. Das gilt nicht nur für die finanzwirtschaftlich sondern auch für alle nicht-finanziellen Daten. Während wir seit Jahrzehnten bei der Zusammenstellung und Analyse der Finanzdaten trainiert sind, befindet sich die Immobilienindustrie noch in der Übungsphase für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und das leider teilweise mit Widerwillen. Natürlich ist es aufwendig die nicht-finanziellen Daten vom Entstehungspunkt abzuholen, einen nachvollziehbaren Audit-Trail aufzubauen und ausreichende Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu vereinbaren. Aber das wird Voraussetzung sein, um weiterhin am Markt mitzuspielen, ausreichend Mittel zur Verfügung zu haben und sich über ein resilientes Portfolio, gute Nachfrage und Wachstumsaussichten zu freuen. Besser man bereitet sich darauf vor, trotz „Omnibus“-Pause.

Welche Hauptbotschaften dürfen sich die Teilnehmer:innen des Real Estate Circle 2025 von Ihrem Vortrag erwarten?
Eickermann-Riepe: Das wird kein komfortabler Vertrag. Mit den Real Estate Perspectives möchte ich an das Leadership der Teilnehmenden appellieren. Wir können nicht nur über die Umstände jammern, sondern müssen das Heft des Handelns übernehmen. Auch wenn die bestehenden Systeme brüchig werden, eine gewisse Ängstlichkeit bei der Entscheidungsfindung zu beobachten ist und die Entwicklungen nicht linear und unverständlich erscheinen, sind es die Mutigen, die unsere Branche in eine positive und resiliente Zukunft lenken und die Transformation aktiv gestalten.

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 28. April 2025 - zuletzt bearbeitet am 08. Mai 2025


EK
AutorElisabeth K. Fürst
Tags
Real Estate Circle 2025
susanne eickermann-riepe

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